Kritik an Wildschadensfonds

Schäden, die Bär, Wolf und Fischotter verursachen, sollen Landwirten in Kärnten künftig über den Wildschadensfonds ersetzt werden. 100.000 Euro sind vorerst dafür vorgesehen. Angesichts der Schäden viel zu wenig, meinen Experten.

Seit Jahresanfang arbeitet das Land an einem Gesetz, dass den Wildschadensfonds regeln soll - mehr dazu in Landesfonds für Wildschäden geplant. Der Schaden, der Landwirten, durch geschonte Tierarten, wie Bär, Luchs oder Wolf, entsteht, soll dadurch abgegolten werden. Bisher haftete die Jägerschaft für diese Schäden, künftig soll die Entschädigung über den Fonds laufen.

Fischzüchter: Enormer Schaden

Ein betroffener Landwirt ist Fischzüchter Johann Poganitsch auf Grafenstein. Seine Fischteiche werden immer wieder von Fischottern heimgesucht. Der Schaden sei bereits fünfstellig, sagt Poganitsch. Drei Fischotter würden seine Teiche ausrauben, „der Schaden ist enorm.“ Dass in Grafenstein ein Fischotter am Werk ist, das bestätigte auch der Wildbiologe des Landes, Roman Kirnbauer. Er dokumentiert die Spuren des Fischotters, dies dient als Basis für die Schadenserhebung.

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Fischteiche Grafenstein

Der Fall in Grafenstein sei kein Einzelfall, sagt der Wildbiologe. 30 bis 40 Fischteiche im Jahr würden im Jahr von Fischottern und Bibern „besucht“. Hinzu kämen Schäden durch geschonte Wildarten, wie Bär, Luchs und Wolf. Für viel Diskussion sorgte in Kärnten in den letzten Monaten eine etwaige Rückkehr des Wolfs. Bislang wurde nur ein Wolfsriss bestätigt – mehr dazu in „Wolf-Situation in Kärnten unter Kontrolle“. Die Schadensmeldungen nehmen aber zu, sagt der Wildbiologe.

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Zäune sind für die Fischotter kein Hindernis

Insgesamt rechnet man beim Land mit rund 200 Schadensmeldungen im Jahr, dementsprechend dotiert werden soll der Wildschadensfonds. „Laut Jagdgesetz sind sechs Prozent der Jagdabgabe dafür vorzusehen, das sind knapp 100.000 im Jahr“, sagt Jagdlandesrat Martin Gruber (ÖVP).

Experte: Fonds deckt nur Fischotter-Schäden

Für Experten sind die 100.000 Euro zu wenig. Alleine der Fischotter würde Schäden in solcher Höhe verursachen, sagt Markus Payr vom Verein der Kärntner Fischzüchter: „Und das ist nur der Schaden, der durch gefressene Fische entsteht.“ Verletzte Fische und Folgeschäden seien nicht eingerechnet. „100.000 Euro sind ein Anfang, aber weit von einer Schadensabgeltung entfernt.“

Fonds soll bei Bedarf aufgestockt werden

Die Dotierung des Fonds werde aber auch von den Schadensmeldungen und dem Bedarf abhängen, sagt dazu Jagdreferent Gruber. Sind die Mittel aufgebraucht, soll zusätzliches Geld, unter anderem aus dem Naturschutzfonds des Landes für die Abgeltung der Wildschäden fließen. Dieses Ressort fällt in die Zuständigkeit der SPÖ. Mit dem Koalitionspartner gebe es eine dahingehende Vereinbarung, sagt Gruber: „Die SPÖ hat zugesagt, dass es bei höheren Schäden weitere Verhandlungen gibt und dass diese abgegolten werden.“

Noch sind die Richtlinien in Ausarbeitung, der Gesetzesentwurf wird derzeit von 32 Stellen geprüft, erst dann kann er der Regierung und dem Landtag zum Beschluss vorgelegt werden. Ob das heuer noch passiert, ist fraglich.

Reaktionen

Das Team Kärnten sagte am Freitag in einer Aussendung, der Fonds sei Augenauswischwerei, denn mit 100.000 Euro könne man nur 20 Betroffene bedienen. Laut Gerhard Köfer gebe es jetzt schon Schäden von je über 10.000 Euro. Die Landwirtschaftskammer solle auch einen Beitrag leisten.

Für die FPÖ belege der Fonds eine unsachgemäße Vorgehensweise von Jagdreferent Gruber. Obmann Gernot Darman, Vorgänger Grubers als Jagdreferent, sagte, er habe damals darauf gepocht, dass ein ordentlich dotierter Topf geschaffen werde. Sein Konzept habe vorgesehen, dass 14 Prozent der Einnahmen aus der Jagdabgabe in den Fonds fließen sollen. Das wären rund 200.000 Euro. Beschlossen wurden aber nur sechs Prozent, so Darmann.