„Strahlendes“ Flugzeugteil löst Alarm aus

Aufregung hat es am Donnerstag bei einer Altstoffsammelstelle in Klagenfurt gegeben. Ein Messgerät zeigte radioaktives Material an. Wie sich herausstellte, wurde der Alarm durch ein Flugzeugteil aus dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst.

„Das Flugzeug wurde wohl Ende des Zweiten Weltkrieges über Klagenfurt abgeschossen, seine Teile wurden dann über das Stadtgebiet verteilt“, sagt der zuständige Klagenfurter Stadtrat Wolfgang Germ (FPÖ) im Interview mit kaernten.ORF.at. Ein Flugzeugteil, ein Teil des Armaturenbrettes, dürfte dann laut Germ in der Folge als Sammlerstück in einem privaten Keller gelandet sein.

Am Donnerstag wollte der Besitzer sein Sammlerstück wohl loswerden - es landete in einem Container der Müllentsorgung. Bei der Altstoffsammelstelle Nord schlug dann ein Messgerät an, es wurde radioaktive Strahlung festgestellt. Ziffern und Zeiger eines Tachometers waren mit dem radioaktiven Material Radium 226 belastet. Wie in solchen Fällen vorgesehen, wurde nach dem Alarm sofort das Land Kärnten verständigt und der Container sicher abgestellt.

Radioaktive Leuchtfarbe wurde häufig verwendet

„Radium 226 wurde früher häufig zur Herstellung von Leuchtziffern, etwa auf Tachoscheiben, verwendet“, sagt Rudolf Weissitsch, der Strahlenschutzbeauftragte des Landes. Radioaktive, radiumhaltige Leuchtfarbe wurde im 20. Jahrhundert im großen Stil beim Militär eingesetzt: Sie diente dazu, etwa in Flugzeugcockpits Schalter und Instrumente auch im Dunkeln erkennbar zu machen. Auch die Ziffernblätter von Uhren wurden mit Radium hergestellt. Als „Radium Girls“ wurden im Nachhinein Fabrikarbeiterinnen bezeichnet, die sich bei der Arbeit eine Radiumvergiftung zugezogen hatten.

Eine Gefährdung für die Bevölkerung bestand zu keiner Zeit, sagte Entsorgungsreferent Germ. Das bestätigt auch der Strahlenschutzbeauftragte des Landes: „Die festgestellte Strahlungsintensität gibt keinen Grund zur Sorge, auch nicht, wenn man Kontakt mit diesem Teil hatte.“ Die radioaktiven Messgeräte sind für Altstoffsammelstellen gesetzlich nicht vorgeschrieben, ein Gerät kostet mindestens 70.000 Euro. Ein runder Tisch mit Vertretern des Landes soll nun klären, ob eine Erhöhung der Sicherheit bei den Altstoffsammelstellen möglich ist.

Radium oft im Schrott zu finden

Auch wenn radioaktive Leuchtfarbe längst nicht mehr verwendet werde, im Schrott oder Müll seien die kontaminierten Teile noch häufig zu finden, sagt Strahlenschutzexperte Weissitsch. Regelmäßig seien die Experten des Landes mit solchen Teilen beschäftigt, „zumal Schrott aus vielen Ländern, etwa dem ehemaligen Ostblock, zu uns kommt“. Aber auch in Kellern und auf Dachböden tauchen immer wieder radioaktive „Sammlerstücke“ auf.

Wer glaubt, ein kontaminiertes Teil zu Hause zu haben, sollte sich zunächst bei der Polizei melden, rät Weissitsch: „Die Polizei hat mit den Strahlenspürern dafür speziell ausgebildetes Personal.“ Bestätigt sich der Verdacht, werden auch die Landesexperten alarmiert. Letztlich lasse sich eine radioaktive Belastung nur mit einem Messgerät feststellen, so Weissitsch. „Billige Messgeräte aus dem Internet bieten keine Sicherheit.“

Das in Klagenfurt gefundene Flugzeugteil wird sicher verpackt und dann von der Nuclear Engineering Seibersdorf fachgerecht entsorgt. Im Auftrag der Republik lagert und dekontaminiert die Firma nukleare Abfälle aus Medizin, Industrie und Forschung.

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