Flüchtlingsquartiere vor Schließung

Mit Anfang August befanden sich österreichweit weniger als 50.000 Personen in der Grundversorgung. In Kärnten sind es 2.300 Flüchtlinge. Erste Quartiere werden geschlossen, etwa die Landesquartiere in Diex und St. Egyden in Velden.

Weniger Asylanträge bedeuten weniger Personen, die im Rahmen der Grundversorgung untergebracht werden müssen. Großquartiere wurden vom Land nie betrieben, die Maximalauslastung pro Standort ist auf 50 Personen limitiert. Vier von sechs Bundesquartieren sind bereits geschlossen, lediglich Krumfelden und Ossiach sind noch in Betrieb. Auch erste Flüchtlingsquartiere des Landes werden geschlossen.

Asyl Flüchtlinge Quartier Schließung

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Ohne Auslastung nicht wirtschaftlich führbar

133 Landesquartiere sind über das ganze Land, von Hermagor bis nach Wolfsberg, verteilt und nach wie vor in Betrieb - aber nicht mehr in der Auslastung, wie zu Krisenzeiten. „In der Krisenzeit war es für die jeweiligen Betreiber sicher wirtschaftlich gut möglich, das als Unternehmen und Betreuungsbetrieb zu führen“, so Kärntens Flüchtlingsbeauftragte Barbara Roschitz. „Wenn natürlich die Auslastung weiter sinkt, ist es für viele nicht mehr möglich, die Quartiere aufrecht zu erhalten.“

Zwei Asylquartiere geschlossen

Asylquartier-Standorte wie jenes in St. Egyden in der Gemeinde Velden werden auf Wunsch des Betreibers aufgelöst, „weil er das Objekt einer anderen Nutzung zuführen möchte. Die Personen wurden bereits in andere Quartiere verlegt“ so Roschitz.

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„Tod einer 23-Jährigen in Diex: Wo ist Mama?“

Das Gutshaus Gotschmar in Diex wird als Asylquartier ebenfalls geschlossen, warum ist unklar - ebenso, was dann mit den 27 Asylwerbern im „Sonnenparadies“ Diex passieren wird. Niemand habe mit ihnen gesprochen, sagte der 27-jährige Alfradi Ayman aus dem Irak, der mit seinen drei Kindern seit zwei Jahren lebt. Erst vor einem halben Jahr starb seine 23 Jahre alte Frau an einem Herzleiden - noch bevor die Rettung den weiten Weg absolviert hatte. Alfradi Ayman: „Meine Frau ist vor sechs Monaten verstorben, ich muss meinen Kindern helfen. Sie fragen mich immer, wo ist Mama? Ich brauche Hilfe.“

Ein tragisches Einzelschicksal und doch nur eine Nummer in der Statistik, wenn es darum geht, Asylwerber auf andere Quartiere in Kärnten aufzuteilen.

Flüchtlingszahlen sinken österreichweit

Der Trend der sinkenden Flüchtlingszahlen setzt sich österreichweit fort. So gab es im Juli insgesamt 1.166 Anträge, um 46,8 Prozent weniger als vergangenes Jahr in diesem Zeitraum. Insgesamt sank die Zahl seit Jahresbeginn um 44,4 Prozent, wie aus aktuellen Zahlen des Innenministeriums hervorgeht. Roschitz: „Wenn man das erste Halbjahr österreichweit vergleicht, gibt es eine Reduktion von in etwa 40 Prozent an Asylanträgen. Das bedeutet in konkreten Zahlen, dass wir 2018 in etwa 8.500 Asylanträge im ersten Halbjahr verzeichnet haben.“

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Das Land Kärnten prüft laufend die Standards der Unterbringung und die Qualität und berücksichtige das auch bei der Kündigung der Verträge, heißt es.

„Kärnten finanziert keine Leerstände“

Auch bei den Bundesquartieren sind Änderungen geplant, um die hohen Kosten zum Teil leerer Quartiere zu senken. Leerstände in Kärnten werden nicht vom Land finanziert, sagte Roschitz: „Die Quartierverträge in Kärnten sind alle gleichlautend und haben keine Leerstandskapazitäten, die finanziert werden. Das bedeutet für das Land Kärnten, dass wir kein Bett zahlen, das nicht belegt ist. Bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass der Quartiergeber keine Einnahmen hat, wenn die Quartiere geringer ausgelastet sind, als sie es in der Vergangenheit bereits waren.“

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Asylquartier in Krumfelden unbefristet

Die Bundesquartiere in Kärnten werden derzeit evaluiert, eventuell werden Verträge werden neu verhandelt. Einige Verträge laufen zudem 2020/21 aus. Das Flüchtlingsquartier in Krumfelden hat trotz seiner Container einen unbefristeten Vertrag. Derzeit sind dort 30 der 130 Betten belegt.

Flüchtlingssituation Asylwerberheim Krumfelden

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Container in Krumfelden

Laut Innenministerium würden alle sechs Standorte evaluiert, weil teure Verträge über Jahre mit den Besitzern abgeschlossen wurden. Bei nicht rentablen Quartieren könne es auch zu vorzeitigen Vertragsauflösungen kommen, heisst es aus dem Ministerium.

Link:

Wenige Flüchtlinge und teure Quartiere (kaernten.ORF.at; 16.6.18)