Prävention soll Drogenproblem bekämpfen

Die Landespolitik reagiert nun auf die stark steigende Anzahl von Drogentoten in Kärnten. Am Mittwoch suchten Politik, Exekutive und Experten bei einem Suchtgiftgipfel nach Lösungsansätzen für das grassierende Drogenproblem. Die Prävention soll verstärkt werden.

Die Drogenstatistik für Kärnten zeigt deutliche Anstiege in allen Bereichen, sowohl bei den Drogentoten als auch bei den Anzeigen. Heuer starben allein im ersten Halbjahr elf Menschen nach dem Konsum von Drogen, im Vorjahr waren es insgesamt zwölf Fälle. Das Bundeskriminalamt wies in seinem jüngsten Bericht für das vergangene Jahr 2.210 Anzeigen im Suchtgiftmilieu für Kärnten aus. Das entspricht einer Zunahme von 33 Prozent, der höchste Wert der letzten zehn Jahre.

Suchtgipfel Drogengipfel Prettner

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Experten bei Drogengipfel in Klagenfurt

Anstieg der Drogenkriminalität erwartet

Der traurige Rekord bei den Drogentoten zwingt die Politik nun offenbar zum Handeln. Denn auch wenn der Exekutive in den letzten Monaten immer wieder Schläge gegen den Drogenschmuggel gelangen geht der Schwarzmarktwert oft in die Hunderttausende, so steigt die Zahl der Suchtgiftabhängigen.

Das zeigt auch die Beschaffungskriminalität, wo Einbrüche, Diebstähle und Raubüberfälle immer öfter auf das Konto von Süchtigen gehen, sagt die Exekutive. Dort erwartet man übrigens einen weiteren Anstieg der Drogenkriminalität, weil der Trend zur Beschaffung über das Internet anhält. Mengenmäßig am meisten Suchtgift kommt über die Grenze aus Slowenien, heißt es bei den Drogenermittlern.

Drogen Tabletten Schlafmittel

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Schlaftabletten sehen oft harmlos aus, man sollte aber die Nebenwirkungen im Auge behalten.

„Vignettenpflicht“ für bestimmte Medikamente

Arbeiten will das Land auch am Umgang mit legalen Medikamenten. Prettner ortete neben dem „unkritischen Konsum“ von illegalen Drogen in der Bevölkerung auch einen freigiebigen Umgang von Ärzten beim Verschreiben von Beruhigungsmitteln wie Benzodiazepinen. Hier will die Politikerin mit der Ärztekammer Gespräche über verpflichtende Schulungen für Ärzte führen, um diese mit mehr Bewusstsein auszustatten. Angedacht wird auch eine Kennzeichnung von schnell abhängig machenden Medikamenten, eine Art „Vignettenpflicht“, um auf ihre Gefährlichkeit hinzuweisen.

Das Land Kärnten verstärkte zuletzt auch seine Bemühungen zur Therapie von Suchtgiftkranken. 15 Drogenabhängige begaben sich im Vorjahr in eine stationäre Behandlung; einige Hundert können mit Drogenersatzstoffen ein halbwegs geregeltes leben führen. Alle anderen, man geht offiziell von bis zu 1.750 Betroffenen aus, schaffen es nicht, trotz der aufgestockten Therapieplätze.

Verstärkte Prävention geplant

3,3 Millionen Euro gibt das Land für Therapie und Prävention aus; knapp 300.000 Euro davon fließen in die Vorbeugung. Laut Prettner sollen vor allem jungen Menschen vor den Folgen von Heroin, Kokain und Drogen aus dem Internet gewarnt werden. Kokain zum Beispiel sei eine sehr moderne Droge. „Dass sie aber toxische Komponenten beinhaltet, die tödlich sein können, muss auch ins Bewusstsein der Bevölkerung gelangen. Man spielt sehr risikoreich, wenn man das konsumiert.“ Die Prävention nicht nur bei gängigen Genussmitteln, sondern auch bei toxischen Substanzen soll verstärkt werden. Auch die ambulante Betreuung soll ausgebaut werden.

Barbara Drobesch, Suchtkoordinatorin des Landes Kärnten, sagte, in der Gesellschaft gebe es immer mehr Substanzen und einen immer risikoreicheren Umgang damit. Sie appelliert an die Bevölkerung, im eigenen Umfeld genau hinzusehen und Betroffene zu animieren, sich Hilfe zu holen. „Wegschauen ist das Schlimmste, was man tun kann.“

01.08.18 Suchtgipfel Drogengipfel Beratungsgespräch

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Beratungsgespräch

Darmann für härtere Strafen für Dealer

Ein Ansatz gegen Drogensucht ist aus ihrer Sicht die Prävention, etwa „Lebenskompetenzprogramme“ in Schulen. Diese Programme sollen auch Eltern unterstützen. Kärnten liegt laut Drobesch bei den Drogentoten gewichtet nach Größe an vierter Stelle im Bundesländervergleich - laut Zahlen aus einem Bericht aus 2016. Aktuelle Zahlen von anderen Bundesländern zu bekommen, sei nicht möglich.

Reaktionen zum Drogengipfel kamen von der Opposition. FPÖ-Obmann Gernot Darmann forderte in einer Aussendung härtere Strafen für Drogendealer. Dem Land fehle eine vorausschauende Anti-Drogen-Strategie, kritisierte er. Auch Team Kärnten Obmann Gerhard Köfer kritisiert die Ergebnisse des Gipfels. Weder verstärkte Präventionsmaßnahmen noch eine Vignettenpflicht für Medikamente würden Drogendealer und Kleinkriminelle erzittern lassen, so Köfer.

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