Türkische Studenten graben am Hemmaberg

In Jaunstein arbeitet ein 26-köpfiges Team aus türkischen und wiener Studenten zusammen mit Archäologen an den Ausgrabungen einer Kirche und eines Friedhofes. Es ist das erste Mal, dass türkische Studenten in Österreich Lehrgrabungen durchführen.

Insgesamt sind es drei türkische Studierende, die zusammen mit elf Wiener Kommilitonen und Mitarbeitern des Österreichischen Archäologischen Instituts an den Ausgrabungen am Fuße des Hemmaberges arbeiten. Es ist überhaupt das erste Mal, dass türkische Studenten nach Österreich kommen, um Ausgrabungen durchzuführen.

Hemmaberg Ausgrabungen Jaunstein

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„Normalerweise fahren wir in die Türkei und arbeiten dort. Jetzt machen wir einmal den umgekehrten Weg, dass die sehen und lernen, wie bei uns gegraben wird. Insbesondere geht es auch um das Ausgraben von Skeletten und Gräberfeldern“, so Projektleiterin Michaela Binder.

Grabung auf 1200 Jahre altem Friedhof

In Jaunstein habe man den seltenen Fall, dass viele Tote übereinanderliegen. Ein Skelett werde herausgenommen und darunter finde man immer wieder neue. So arbeite man in Jaunstein fünf Tage die Woche. „Vor allem für die türkischen Studierenden sind die Skelette interessant, da sie Nachholbedarf beim Ausgraben von menschlichen Überresten haben“, so Binder.

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Gegraben wird auf einem 1200 Jahre alten Friedhof. Für die meisten Studenten ist es die erste Lehrgrabung. „Als ich gehört habe, dass es die Möglichkeit gibt, an einer Ausgrabung in Österreich teilzunehmen, war ich sehr aufgeregt. Es gab einen Test, den habe ich bestanden. Ich bin glücklich, eine andere Kultur kennenzulernen“, sagte Archäologiestudentin Ezgi Demirkaya.

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Friedhof und Kirche am Fuße des Hemmaberges

Etwas Neues für die türkischen Studenten ist die Beschäftigung mit dem Mittelalter. Im Kirchen Inneren ist man ebenfalls auf Skelette gestoßen, nicht aber auf die erhoffte Karantanen-Kirche. „Ich arbeite in der Kirche, wir haben Münzen, einige Knochen und ein Grab entdeckt, das war mein wichtigster Fund“, war der angehende Archäologe Inan Kopcuk begeistert. „Unsere Kulturen sind unterschiedlich, aber in der Archäologie ist es dieselbe Welt. Man tut dieselben Dinge“, so Studentin Aylin Özen.

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„Ein Hauptziel ist es natürlich, die Überreste dieser frühen Kirche zu finden und im Friedhof noch weitere Gräber zu finden. Wir wissen noch nicht wie lange dieser Friedhof existiert hat, wir wissen aber, dass die ersten Gräber aus dem späten 8. Jahrhundert stammen“, so Binder.

Grabung auch für Interessierte zugänglich

Wie alt die Kirche ist, könne man noch nicht genau sagen, da es hier aber schon im 8. Jahrhundert einen Friedhof gab, sind sich die Archäologen sicher, dass es schon eine dazugehörige Kirche gab. „Das wäre dann eine der ältesten karantanisch-frühslawischen Kirchengründungen in Kärnten“, so Binder. Gegraben wird noch bis 27. Juli. Freitags zwischen 14 Uhr und 15 Uhr können Interessierte die Grabung besuchen.

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