Sechsköpfige Familie nach Österreich gebracht

Vor einem Schöfensenat muss sich am Mittwoch ein Deutscher mit türkisch-kurdischen Wurzeln verantworten, weil er eine sechsköpfige Familie illegal von Udine nach Österreich gebracht haben soll. Das Urteil wird am Nachmittag erwartet.

Der 39 Jahre alte Angeklagte kommt aus Idil, nahe der syrischen Grenze. Seit den 1990er-Jahren lebt der Kurde aber in Deutschland, hat die deutsche Staatsbürgerschaft, ist verheiratet und hat drei Kinder. Seine Frau saß weinend im Verhandlungssaal, als er in Handschellen vorgeführt wurde.

Zufällig Familie aus Heimatstadt getroffen

Vor Gericht sagte der Angeklagte mithilfe eines Dolmetschers aus, dass er im Oktober nach Udine gefahren war, wo er als Musiker bei einer kurdischen Veranstaltung auftrat. Dort habe er beim Hotel Europa, in der Nähe des Bahnhofes, eine Familie aus seiner Heimatstadt getroffen. Die sechsköpfige Familie, Eltern und vier Kinder, waren damals illegal von der Türkei aus seit elf Tagen unterwegs nach Deutschland gewesen. Laut dem Angeklagten sollen sie ihn gefragt haben, im Kleintransporter mitfahren zu dürfen. Dafür solle er 500 Euro bekommen.

Staatsanwältin glaubte Geschichte nicht

Der Angeklagte entschied sich, die Familie mitzunehmen. Kurz vor Arnoldstein ließ er sie aussteigen, sie sollten zu Fuß über die Grenze gehen und dann wieder ins Auto steigen. Ein aufmerksamer Autofahrer sah das und rief die Polizei. Staatsanwältin Doris Kügler glaubte dem Angeklagten seine Geschichte nicht. Die Familie zahlte 15.000 Euro, um in Tagesetappen nach Deutschland zu kommen, der Angeklagte sei einer der beteiligten Schlepper. Dass er Teil einer kriminellen Vereinigung sei, zeige der Umstand, dass er Kontakt zu einem anderen Schlepper gehabt habe, der einen Monat später ebenfalls in Udine war. Auch die von ihm geschleppte Familie habe zu Protokoll gegeben, das es ganz anders gewesen sei.

Bis zu drei Jahre Haft möglich

Der Vorsitzende Richter Matthias Polak sagte, es gebe immer andere Aussagen des Angeklagten, bei jeder Einvernahme. Es passe einfach alles zusammen nicht zusammen. Dass er die Familie illegal über die Grenze habe bringen wollen, gibt der Angeklagte zu. Hier drohen im bis zu zwei Jahre Haft. Kommt das Gericht zu dem Schluss, er habe einer kriminellen Vereinigung angehört, dann drohen dem Angeklagten sogar bis zu drei Jahre Haft. Das Urteil wird am Nachmittag erwartet.