Mini-Ambulatorien unter Druck

Kinder- und Jugendspsychiater gelten als medizinisches Mangelfach. Zu spüren bekommen das jetzt die Mini-Ambulatorien von „pro mente“, weil dort ein vertraglich vorgesehener Kinderpsychiater fehlt, wackelt der Fördervertrag mit Land und Krankenkasse.

Sprach-Defizite, Entwicklungsstörungen, Rechen und Leseschwäche, psychische Probleme. Betroffenen Kindern und Jugendlichen zu helfen, haben sich die Mini-Ambulatorien von „pro mente“ in St. Veit und in Wolfsberg zur Aufgabe gemacht, Außenstellen gibt es in Klagenfurt und Völkermarkt.

Kinderpsychiater dringend gesucht

Für die Eltern sind die Therapien und Beratungen kostenlos, gefördert wird der Trägerverein vom Land Kärnten und der Gebietskrankenkasse. Weitere 900.000 Euro bekommt „pro mente“ aber laut Vertrag nur, wenn ein Kinder- und Jugendspsychiater für zehn Stunden pro Woche angestellt wird. „Uns ist es sehr wichtig, dass wir eine fachärztliche Expertise zur Verfügung stellen, so sind die Mini-Ambulatorien auch konzipiert worden. Wir stehen aber vor dem Problem, dass wir keinen Kinder- und Jugendpsychiater finden. Wir haben diesbezüglich wirklich viele Initiativen gesetzt, um jemanden zu finden: Beispielsweise haben wir alle in Frage kommenden Fachärzte in Kärnten und der Steiermark persönlich kontaktiert“, so Bereichsleiterin Tanja Bleis. Weiters wurde auch ein „Head-Hunter“ zu Rate gezogen und im Ausland inseriert.

Mini-Ambulatorien unter Druck

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In den Mini-Ambulatorien wird nach qualifizierten Fachärzten gesucht

Kinder- und Jugendpsychiatrie als Mangelfach

Dass die Facharzt-Suche schwierig ist, gesteht auch die Gebietskrankenkasse zu. „Die Kinder- und Jugendpsychiatrie stellt ein sogenanntes Mangelfach dar. Es sind offensichtlich zu wenig Studienplätze vorhanden, sodass die Ärzte also nicht ausgebildet werden können“, so Johann Lintner, Direktor der Gebietskrankenkasse Kärnten. Bis Ende September läuft für die Mini-Ambulatorien die Frist für die Vertragsverlängerung. „Danach ist für uns, für unsere Familien aber auch für unsere 21 Mitarbeiter ungewiss, wie es mit den Ambulatorien weitergeht“, so Bleis.

Mini-Ambulatorien unter Druck

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Allgemeinmediziner als Kinderpsychiater

Von einem Aus für die Mini-Ambulatorien könne keine Rede sein, heißt es vom Land Kärnten und der Gebietskrankenkasse. Das Angebot für die Kinder werde bleiben, dennoch müsse geprüft werden, ob ein anderer Anbieter die Bedigungen für ein Ambulatorium erfülle, sagt Gesundheits-Referentin Beate Prettner. Und dazu gehöre eben der Kinder- und Jugendpsychiater, für den es letztlich auch entsprechend höhere Tarife gebe, sagt GKK-Chef Lintner.

„Nachdem wir einen großen Wert darauflegen, eine gute Qualität für die Versorgung der Kinder und Jugendlichen zu bieten, legen wir einen großen Wert darauf, dass es wirklich einschlägig ausgebildete Ärzte gibt. Für einen Übergangszeitraum können wir aber auch Allgemeinmediziner vorstellen, die sich speziell für dieses Fach interessieren“. Lösungsvorschläge wie dieser sollen bei einem Gespräch aller Beteiligter in der nächsten Woche auf den Tisch.