Erster Toleranzpreis für Autor Dogan Akhanli

Bei den „Europäischen Toleranzgesprächen“ in Fresach ist der deutsch-türkische Autor Dogan Akhanli, der im letzten Jahr auf Betreiben der Türkei mehrere Monate festgehalten wurde, am Donnerstag mit den ersten „Europäischen Toleranzpreis“ ausgezeichent worden.

Die Auszeichnung wurde bei der Eröffnung der „Europäischen Toleranzgespräche“ in Villach und Fresach heuer erstmals vergeben und soll künftig jährlich verliehen werden. Der PEN-Club und die Stadt Villach verliehen Akhanli den Preis nach seinem Eröffnungsreferat. „Für mich ist Toleranz, wenn wir offener und ehrlicher sind und reflektieren. Dann kann Toleranz funktionieren“, sagte der Autor.

Toleranzgespräche Fresach Toleranzpreis Dogan Akhanli

ORF

Preisverleihung an Dogan Akhanli

„Die Auszeichnung erfolgt für seine humanistische Haltung, seinen aufrichtigen Umgang mit historischen Gewalttaten und sein uneingeschüchtert detailgenaues Schreiben“, hieß es in einer Erklärung des PEN-Clubs. Der in Köln lebende Schriftsteller habe „die Willkür eines demokratiefeindlichen, autoritären Regimes mehrfach am eigenen Leib zu spüren bekommen und als unbescholtener Schriftsteller, der die freie Meinungsäußerung als Menschenrecht ansieht, mehrere Gefängnisse in der Türkei und jüngst eines in Spanien von innen kennengelernt, als dürfte - in einer manipulativen Umkehr der Tatsachen - keine gute Tat ungesühnt bleiben“, so PEN-Vizepräsident Harald Kollegger bei der Preisverleihung am Donnerstagvormittag.

Toleranzgespräche Fresach Toleranzpreis Dogan Akhanli

ORF

Dogan Akhanli

Nach türkischen Haftbefehl festgenommen

Der Schriftsteller, der die deutsche Staatsangehörigkeit besitzt, war am 19. August 2017 aufgrund eines über Interpol weitergeleiteten türkischen Haftbefehls während eines Urlaubs in Spanien festgenommen worden. Er kam kurz darauf wieder frei, durfte aber Spanien wochenlang nicht verlassen. Bereits in früheren Jahren wurde Akhanli in der Türkei mehrfach in Haft genommen. Über seine jüngste Internierung schrieb der Autor ein Buch mit dem Titel „Verhaftung in Granada“.

Thema "Suche nach dem verlorenen Paradies“

Zum vierten Mal finden derzeit in Villach und vor allem in Fresach die Europäischen Toleranzgespräche statt, dabei geht es um Begegnung und um das Tolerieren verschiedener Meinungen. "Sehnsucht nach Europa - Auf der Suche nach dem verlorenen Paradies“ lautet das diesjährige Motto. Mehr als 40 Vortragende setzten sich bis einschließlich Samstag mit dem Thema in unterschiedlichster Form auseinander. Die Initiative des Vereines „Denk.Raum.Fresach“ ist nun im vierten Jahr und möchte noch lebendiger werden. „Unsere Ziel ist, Kärnten auf der Wissenslandkarte zu markieren. Wir möchten ein Ort sein, in der sich Menschen austauschen können“, sagte Peter Nageler.

Toleranzgespräche Fresach Toleranzpreis Dogan Akhanli

ORF

Eröffnung mit iranischer Musik

Eröffnet wurden die Toleranzgespräche Donnerstagvormittag in der Evangelischen Kirche von Fresach, zum Auftakt spielten iranische Musiker in der Kirche auf. Superintendent Manfred Sauer appellierte in seiner Rede für mehr Offenheit, die Menschen müssten „offen und interessiert aufeinander zugehen, mit der Bereitschaft zu lernen und den eigenen Standpunkt kritisch zu hinterfragen.“

Link: