Exotische Krankheiten erreichen Mitteleuropa

Durch Fernreisen und Klimawandel werden von Insekten übertragene gefährliche Krankheiten auch in Mitteleuropa stark zunehmen. Darunter Dengue- oder Westnilfieber. Laut Experten müssten Ärzte sich mehr damit beschäftigen.

Der renommierte Universitätsprofessor Horst Aspöck isolierte vor 50 Jahren das erste Virus aus einer Stechmücke. Mittlerweile veröffentlichte er weltweit mehr als 800 Publikationen über die Verbreitung von Infektionen und forschte viele Jahre als Parasitologe an der Meduni Wien.

Er sagte am Rande eines dreitägigen Kongresses von Forschern und Medizinern in Villach, Infektionskrankheiten werden auch in unseren Breiten zunehmen: "Arboviren sind die Viren, zu denen das Gelbfieber gehört, die japanische Enzephalitis, Dengue, Westnil. Es gibt fast 100 Arboviren, die beim Menschen Krankheiten hervorrufen.

„Tigermücke wird nicht ausgerottet“

Die aufgezählten Erreger führen zu Gehirnhautentzündungen, Lähmungen und zu Todesfällen. Den Überträgern werde der Klimawandel nichts anhaben können, ganz im Gegenteil: „Jeder kennt die Tigermücke, die leidet nicht, die wird verschleppt und kann sich in kleinsten Wasseransammlungen vermehren. Die wird nicht ausgerottet, das gilt für viele andere Überträger.“

Arboviren

Arboviren werden durch Gliederfüßer wie Moskitos, Zecken oder Sandfliegen übertragen. Sie vermehren sich in Wirbeltieren, werden durch Blutsauger aufgenommen und weiter übertragen. Die Überträger erkranken selbst nicht. Bisher kommen sie meist in tropischen Gebieten vor. Am bekanntesten in Europa ist die Gehirnhautentzündung FSME, die durch Zecken übertragen wird.

Vor allem sei noch kaum erforscht, was die verschiedenen Erreger im menschlichen Körper anrichten können, sagt der weltweit bekannte 78 Jahre alte Parasitologe und Entomologe. Daher sei es umso wichtiger, dass Ärzte sich weiterbilden und forschen und hier setzt der erfahrene Mediziner auf Medien wie das Internet und den damit verstärkten Druck der Patienten auf die Ärzte. Durch die digitalisierte neue Welt mit ihren unendlichen Kommunikationsmöglichkeiten werde auch das Bewusstsein in der Ärzteschaft geschärft.

Tigermücke Gelbfiebermücke

APA/dpa/Boris Roessler

Tigermücken, die unter anderem das Zikavirus übertragen

„Ärzte wissen zu wenig Bescheid“

Weniger optimistisch sei er bei der Verschleppung von Krankheitserregern weltweit. Viele Ärzte würden noch nicht einmal über die Auswirkungen jener Infektionen Bescheid wissen, die bei uns seit Jahrzehnten verbreitet sind, betonten die Organisatoren des Borreliosekongresses in Villach - mehr dazu in Borreliose - die verkannte Gefahr.

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