Kaiser: „Schiefe Optik“ bei Koralm-Verzögerung

Die angekündigte Verzögerung der Fertigstellung der Koralmbahn hat auch Auswirkungen auf andere Projekte. So wird der zweigleisige Ausbau der Jauntalbrücke „evaluiert“. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) zeigt sich überrascht und spricht von „schiefer Optik“.

Die von Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) über die Medien kommunizierte Verzögerung von zwei Jahren bei der Fertigstellung des Koralmtunnels hat in Kärnten Auswirkungen zum Beispiel auf das Projekt Jauntalbrücke. Der Zeitplan für den zweigleisigen Ausbau wird „evaluiert“. Das sei eine logistische Entscheidung, sagte ÖBB-Sprecher Christoph Posch gegenüber dem ORF. Die Aufrüstung der Brücke bedeute etwa ein Jahr Sperre für die Fahrgäste, das wolle man daher erst „zeitnah“ zur Fertigstellung des Tunnels in Angriff nehmen. Wann genau die Jauntalbrücke ausgebaut wird, war zunächst unklar.

Koralmtunnel Koralmbahn Bau

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Geologische Probleme beim Bau des Koralmtunnels sind aufgetreten.

Mehr als 90 Prozent der Bahn sind fertig

Die Verzögerungen seien laut Minister Norbert Hofer ausschließlich auf bautechnische und geologische Gründe zurückzuführen und nicht auf politische. Das bestätigten auch die ÖBB. Mehr als 90 Prozent der Koralmbahn sind laut ÖBB bereits fertig gebaut. An hartem Gestein hat sich der Tunnelbohrer bereits dreimal festgebissen. Es gab Bauunterbrechungen, aber von einer längeren Verzögerung war bisher nie die Rede.

ÖBB-Pressesprecher Christoph Posch sagte, intern seien die Verzögerungen schon länger bekannt: „Das sind keine Sparmaßnahmen, es geht um die Geologie im Berg. Wir haben ein geologisches Längenprofil gemacht, sind aber während des Baus auf Störzonen gestoßen, die nicht prognostiziert waren.“ Befürchtungen der Gewerkschaft, dass durch die Verzögerungen hunderte Arbeitsplätze wackeln könnten, versuchte Posch zu entkräften. Es gebe eine Zeitverzögerung von einem Jahr, es werde aber nicht zu Arbeitsplatzverlusten kommen.

Kaiser: Geologische Probleme bekannt

Kaiser sagte am Freitag, er sei völlig überrascht worden. Dass es geologisch bedingte Schwierigkeiten gebe, war ja bekannt. „So etwas sollte doch wohl schon in Planungen und nach den Probebohrungen berücksichtigt werden.“ Zudem sei zumindest die Optik eine sehr schiefe, wenn man den Zeitpunkt der Verzögerungsbekanntgabe und die fast gleichzeitig bekannt gegebenen Einsparungen bei den ÖBB in Zusammenhang bringe. Die Koralmbahn sei für Kärnten und die Steiermark sehr wichtig, Firmenansiedelungen und Arbeitsplätze seien mit ihr verbunden. Daher erwarte er sich, „dass alles getan wird, um Tunnel und Bahn raschestmöglich fertigzustellen und Finanzierungszusagen einzuhalten“, so Kaiser.

Kaiser verlangt Bekenntnis zu Lärmschutz

Gleichzeitig pocht Kaiser darauf, dass Hofer sich klar zu den Lärmschutzmaßnahmen entlang der Eisenbahnstrecke im Kärntner Zentralraum von Klagenfurt bis Villach bekenne. „Angefangen von kurz- bis mittelfristigen Maßnahmen, wie dem Ausbau der Lärmschutzwände, Schienenschleifen, Flüsterbremsen etc., müssen auch Maßnahmen für die Planungen einer Güterbahntrasse eingeleitet werden." Es gibt einen parteiübergreifenden Kärntner Schulterschluss dazu, auch mit der Wirtschaft und Hofers Vorgänger Jörg Leichtfried - mehr dazu in „Fünfpunkteplan“ für Lärmschutz (kaernten.ORF.at; 31.5.2017).

Koralmtunnel Koralmbahn Bau

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Die Koralmbahn kann voraussichtlich erst 2026 eröffnet werden

Wirtschaft noch entspannt

Bei den Kärntner Wirtschaftsvertretern hält sich - wohl angesichts der Hochkonjunktur - die Aufregung in Grenzen: Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Mandl sagte in einer Aussendung, die Verzögerung sei für die südösterreichische Wirtschaft „bedauerlich“. Dass es bei so einem Jahrhundertbauwerk auch zu besonderen technischen Herausforderungen komme, sei aber die Regel und nicht die Ausnahme.

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