Eine Woche kochen ohne Strom
Fließendes Wasser, elektrisches Licht, eine wärmende Heizung oder Strom - was im Alltag nahezu selbstverständlich erscheint, lernt man wohl erst zu schätzen, wenn es einmal nicht mehr vorhanden ist. Viele Familien in Unterkärnten mussten im Dezember - nach dem Föhnsturm „Yves“ - die Erfahrung machen, wie es ist, von der Außenwelt abgeschnitten zu sein. Sie waren auf einfache Behelfe, wie zum Beispiel einen Holzherd, angewiesen.
Doch die Wenigsten besitzen einen solchen, zeigt die Erfahrung von Anton Podbevsek vom Kärntner Zivilschutzverband. Er erkundigte sich bei den Betroffenen in Bad Eisenkappel, wie sie mit dieser Notsituation umgingen. „Wir dachten eigentlich, dass in diesem ländlichen Bereich noch oft mit einem Holz- oder Kohleofen geheizt wird. Aber wir haben auch vielfach die Meldung bekommen, dass man nichts Warmes zubereiten konnte“, erzählt Podovsek.
ORF/Iris Hofmeister
Für Notsituationen rechtzeitig vorsorgen
So entstand die Idee zu einer Initiative mit dem Titel „Kochen ohne Strom“, sagt Rudolf Schober, Präsident des Kärntner Zivilschutzverbandes. Dabei soll die Bevölkerung in einem ersten Schritt dazu gebracht werden, für Notsituationen - zum Beispiel bei Naturkatastrophen oder bei technischen Zwischenfällen, so genannten Blackouts - vorzusorgen: „Wenn die Situation eintritt, wo es für ein paar Stunden oder gar für Tage keinen Strom gibt, dann müssen die Menschen handeln. Wir haben ein gutes Krisenmanagement in unserem Land, aber jeder ist für den Selbstschutz selbst verantwortlich. Das wollen wir den Menschen vermitteln.“
ORF/Iris Hofmeister
Grundnahrungsmittel sollten für 14 Tage reichen
Dazu zählt zum Beispiel, zu Hause rechtzeitig Lebensmittelvorräte anzulegen. Diese sollten für etwa 14 Tage reichen und regelmäßig ergänzt werden, wenn sie zum Beispiel nach einer gewissen Zeit ablaufen, sagt Erich Stocker vom Zivilschutzverband Kärnten.
Zivilschutzverband Kärnten
Zur „Notration“, die in keinem Haushalt fehlen sollte, zählen neben Wasser auch Nudel, Öl, Reis und Kartoffel. Die „Not-Speisekarte“ könne nach Belieben erweitert werden, sagt Stocker: „Wenn jemand gerne Ravioli oder Rindsgulasch hat soll er sich halt ein paar Dosen Ravioli zu Hause bereitstellen.“ Stocker leitet regelmäßig Kurse für Kinder und Jugendliche in Schulen, die dabei das „Kochen ohne Strom“ kennen. Ein Griller oder ein Fonduetopf tun bei Stromausfall gute Dienste. Aber man kann sich auch selbst ganz einfach eine „Notkochstelle“ zusammenbauen.
Wie das geht, erklären Jeremy Eblamo und Melanie Kulterer aus der Volksschule Hörtendorf: „Man braucht dafür Ziegelsteine, dann noch den Rost vom Grill, eine Brennpasta und ein Feuerzeug. Darauf muss man einen Topf legen. Dann kann man schon alles zum Essen machen was man braucht, wenn man keinen Strom hat.“ Tabea Simtschitsch hat gelernt, dass Not oft erfinderisch macht. Verwendet wird das, was vorhanden ist: „Vielleicht hat man Ziegelsteine nicht daheim, aber vielleicht Blumentöpfe im Keller oder so.“
ORF
Viele gängige Gerichte trotz „Notkochstelle“
Einschränkungen bei der Zubereitung von Speisen an der „Notkochstelle“ gibt es im Prinzip keine, sagt Erich Stocker. Man könnte alles Mögliche zubereiten, wie in einer „normalen“ Küche und müsse auch in Notsituationen auf nichts verzichten: „Egal ob ein Steak oder Schweinsfischerln im Speckmantel - das kann ich alles machen. Man kann auch die ganze Kärntner Hausmannskost kochen - von einem Ritschert angefangen über eine Klachelsuppe und auch die Zubereitung des Kärntner Reindlings funktioniert.“
ORF/Iris Hofmeister
Längere Zubereitungszeiten durch geringere Hitze
Nur einen Unterschied gebe es bei der Zubereitung von Speisen im Vergleich zu jener am „normalen“ Herd, sagt Stocker: „Die Zubereitungsdauer ist etwas länger, weil ich eine nicht so hohe Temperatur erreiche. Ein Liter Wasser braucht ungefähr 25 bis 30 Minuten zum Kochen. Dann kocht man die Nudel nochmal für 15 Minuten. Also hat man in einer Dreiviertelstunde das Essen am Tisch.“
Nachzulesen sind die Tipps für das „Kochen ohne Strom“ in einem eigenen Kochbuch - erhältlich beim Zivilschutzverband.
So rüsten Sie Ihr Zuhause für den Notfall
Neben einem Grundstock an Nahrungsmitteln und Getränken sollte man übrigens für Notfälle auch alternative Heizmöglichkeiten planen, sowie Kerzen, Taschenlampen und ein batteriebetriebenes Radio im Haus haben, damit laufend Informationen empfangen werden können. Ebenso sollte man dringend benötigte Medikamente vorrätig haben. Was sonst noch zur privaten Vorsorge gehört erfahren Sie unter Vorsorgen für den Blackout.