Erste Staatsmeisterin der Kaffeekunst

Die Villacher Unternehmerin Tamara Nadolph ist Österreichs erste Barista-Staatsmeisterin. Die 30-Jährige holte sich den Sieg in der Königskategorie „Latte Art“. Die Optik der Kunstwerke aus Kaffeeschaum ist ein wichtiges Kriterium der Jury-Bewertung.

Kaffee ist nicht gleich Kaffee. Professionell wird er von so genannten Barista zubereitet, das ist die italienische Bezeichnung für Barkeeper. Drei Tage lang haben Teilnehmer aus ganz Österreich bei den Barista-Staatsmeisterschaften 2018 in Wien ihr Bestes gegeben. Den Sieg in der Königskategorie „Latte Art“ holte schließlich die Villacher Unternehmerin Tamara Nadolph.

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Sieg in der Königsdisziplin

60 Liter Milch „verschäumte“ die Villacherin in wenigen Tagen für das Training

„Ich habe 2009 meine erste Barista-Ausbildung gemacht, da habe ich das kennengelernt und gemerkt, dass es mir irrsinnigen Spaß macht, Muster zu gießen. Dann haben mir Freunde immer Bilder geschickt und Videos. Irgendwann wird man durch das Nachmachen immer besser. Im September bin ich dann nach Tirol zur Latte-Art-Meisterschaft gefahren - so als Generalprobe und jetzt hat es gut geklappt“, so Nadolph.

Barista Staatsmeisterin Tamara Nadolph

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Im November tritt Tamara Nadolph bei der Barista-WM an

Unzählige Stunden an Vorbereitung, Training und Feinschliff investierte sie in ihre Teilnahme. Allein in den letzten fünf Tagen vor der Meisterschaft habe sie an die 60 Liter Milch zum Training gebraucht, erzählt die 30-Jährige.

Weltmeisterschaft in Brasilien

Im Finale galt es, das gesamte Know-how in komprimierter Zeit abzurufen: Zehn Minuten hatten die Teilnehmer bei den Barista-Staatsmeisterschaften in der Königskategorie „Latte Art“ Zeit, um sechs Kaffees zuzubereiten. „Vor dem Finale war der Druck und das Adrenalin schon sehr hoch“, so Nadolph. Demnächst kann die Villacherin ihr Können international beweisen, sie wird Österreich im November bei den Barista-Weltmeisterschaften in Brasilien vertreten.

Barista Staatsmeisterin Tamara Nadolph

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Die Jury bewertet auch, wie genau die Vorlage imitiert wird

Optik ist wesentliches Jury-Kriterium

Dabei kommt es nicht nur auf das handwerkliche Können und die Technik an, sondern auch auf die Optik: Zwei der vier Jurymitglieder kontrollieren ausschließlich, ob die Kaffees genauso aussehen wie die Muster. Die Muster werden zuvor von den Teilnehmern eingereicht. Je aufwändiger und präziser das Design des Kaffees ist, desto höher wird die Arbeit bewertet.

Barista Staatsmeisterin Tamara Nadolph

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Die hohe Wissenschaft des perfekten Milchschaums

Schaumkronen waren gestern. Momentan geht der Trend in Richtung Milchcreme mit Muster, sagt die professionelle Schaumveredlerin: „Wir gießen die Milch so in den Kaffee, dass dadurch ein Muster entsteht.“

Ob Hirsch oder Eule - bei Nadolph gleicht jede Tasse einem kleinen Kunstwerk. „Klare Linien, ein guter Kontrast“, darauf müsse man besonderes Augenmerk legen. „Dabei steht und fällt alles mit der Konsistenz des Milchschaums.“ Die Erzeugung des perfekten Milchschaums gleicht für den Laien einer Wissenschaft: "Ich starte mit der Ziehphase, das heißt, ich bringe Volumen in die Milch hinein. Wenn die Milch lauwarm ist, beginnt die Rollphase, bei der ein Strudel erzeugt wird. Bei 60 bis 65 Grad ist der Vorgang abgeschlossen.“

Die Barista-Staatsmeisterin greift für ihre Kreationen zu Vollmilch von der Kuh: „Fett ist ein Geschmacksträger und unterstützt den Kaffee dabei. Die Milch ist sehr sensibel. Ich sage immer: man muss die Milch am Leben halten, weil sie sonst anfängt sich abzusetzen. Dann kann man sie nicht mehr eingießen.“

Fünf M für den perfekten Kaffee

Und auch der perfekte Kaffee kommt nicht so einfach aus der Maschine. Einzuhalten sei die „5-M-Formel“, die Menge an Kaffeepulver, Kaffeebohnen, Mahlgrad, Kaffeemaschine und schließlich der Mensch selbst seien hier Erfolgsgaranten.

Ihre eigenen Präferenzen seien - je nach Tageszeit - unterschiedlich: „Ich trinke ganz gerne in der Früh einen Cappuccino, weil das ist mein perfektes Frühstück zum Starten in den Tag. Nachmittags habe ich einfach gerne einen Espresso zum Munterwerden und wochenends, wenn ich Zeit habe, filtere ich mir gerne zu Hause selbst den Kaffee.“

Latte-Art-Training beim Weltmeister

Dass sie schließlich als Staatsmeisterin ausgezeichnet wurde, ist das vorläufige Highlight einer bemerkenswerten Barista-Karriere: Tamara Nadolph ist seit 2016 der erste Barista-Bachelor Kärntens. Sie absolvierte die Ausbildung im Kaffee-Institut in Innsbruck. Zusätzliches Know-how holte sie sich beim Latte-Art-Training mit Weltmeister Christian Ullrich sowie bei vielen anderen Kaffee-Kursen in Mannheim und Wien (u. a. SCAE Level I- und SCAE Level II-Ausbildung).

Barista-Schulungen in Kärnten gut besucht

Ihr Wissen setzt Nadolph seitdem nicht nur bei ihrer Arbeit im eigenen Kaffeehaus ein, sondern gibt es auch weiter: Sie führt die Barista-Schulungen der Fachgruppen in der Wirtschaftskammer Kärnten durch.

Barista Staatsmeisterin Tamara Nadolph

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„Wir haben vor sechs Jahren eine Kaffee-Qualitätsoffensive für die Kärntner Gastronomen und Hoteliers gestartet, bei der wir kostenlose Barista-Basisschulungen für Unternehmer und deren Mitarbeiter anbieten“, sagte Stefan Sternad, Obmann der Fachgruppe Gastronomie. Mit Erfolg: In keinem anderen Bundesland besuchen mehr Gastronomen und Hoteliers solche Barista-Schulungen.