Immer weniger wollen Hausarzt werden

Der Hausarztmangel in Österreich und auch in Kärnten verschärft sich weiter. Nur wenige Jungärzte wählen die Ausbildung zum Allgemeinmediziner. Gleichzeitig steht bei den Hausärzten eine Pensionierungswelle bevor.

Den Großteil des Ärztenachwuchses zieht es in die Facharzt-Ausbildung. Einer der wenigen Jungmediziner, die Hausarzt werden wollen, ist Christoph Kolenik aus dem Lavanttal. Nach dem Studium absolviert er am LKH Wolfsberg seine dreijährige Ausbildung. Dann folgt ein halbes Jahr Lehrpraxis in einer Ordination. Kolenik: „Ich möchte junge und alte Patienten haben und möchte sie über einen langen Zeitraum betreuen. Teilweise lernt man da die ganze Familie kennen und das ist das, was mich fasziniert und warum ich das sehr gerne machen möchte.“

Mangel an Turnusärzten

ORF

Christoph Kolenik absolviert die Ausbildung zum Allgemeinmediziner am LKH Wolfsberg

Wenige Allgemeinmediziner in Ausbildung

Anders als Kolenik wählt der Großteil der Jungärzte die Fachärzteausbildung. Diese kann nun bereits nach einem neunmonatigen Turnus begonnen werden. Laut Ärztekammer sind derzeit in Kärnten 320 Fachärzte in Ausbildung und nur wenige Allgemeinmediziner. Petra Preiss, die Präsidentin der Ärztekammer: „In diesem Jahr erwarten wir maximal 19 Kolleginnen und Kollegen, die den Turnus abschließen. Und wenn man der Statistik der letzten Jahre glaubt, dann werden 70 Prozent von ihnen niemals als Allgemeinmediziner tätig werden.“

Mangel an Turnusärzten

ORF

Statistisch gesehen werden also nur sechs der 19 Turnusabsolventen zu Allgemeinmedizinern. Die anderen nehmen beispielsweise den Weg in das Management oder gehen in die Pharmaindustrie.

Mangel an Turnusärzten

ORF

Christoph Kolenik befindet sich in Ausbildung am LKH Wolfsberg

„Alleinverantwortung nicht reizvoll“

Auf die Frage, ob denn der Beruf des Hausarztes nicht mehr attraktiv sei, sagte Kolenik, es werde häufig vom geringen Verdienst als Ursache gesprochen. Er sei aber der Meinung, dass das nicht der Hauptgrund sei: „Wenn man Studenten und Jungmediziner befragt, dann geben sie häufig an, das sie im Team und nicht alleinverantwortlich arbeiten möchten. Dieses Bild vom Landarzt, der 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche verfügbar ist, ist für viele heutzutage nicht mehr sehr reizvoll.“

Damit fehlen Nachfolger, vor allem für Landarzt-Praxen. 80 bis 100 Hausärzte gehen in Kärnten in den kommenden fünf Jahren in Pension. Kassen-Stellen in Kötschach-Mauthen und Greifenburg will seit längerem offenbar niemand und mit Quartalsende steht die Nachbesetzung von fünf weiteren Praxen an.

Mangel an Turnusärzten

ORF

Verhandlungen über Bonuszahlung für Landärzte

Für die Chefin der Ärztekammer beginnt das Problem schon bei der Aufnahmeprüfung für Medizinstudenten. Preiss: „Da suchen wir nicht Menschen, die für Allgemeinmedizin Interesse haben, oder dafür geeignet sind, sondern da geht die Selektion eindeutig in die Richtung einer hochwissenschaftlichen Begabung.“ Wie dem Trend gegengesteuert werden könnte, beschäftigt auch die Kärntner Gebietskrankenkasse. Direktor Johann Lintner sagte, es werde bereits über eine Bonuszahlung für Landärzte verhandelt.

Prämie für neue Hausärzte

Das Land will mit einer einmaligen Prämie für neue Allgemeinmediziner gegen den drohenden Mangel von Landärzten vorgehen. Landesrat Christian Benger (ÖVP) stellt aus seinem Budget 100.000 Euro zur Verfügung. Ein neuer Hausarzt bekommt 15 Prozent seiner Investitionen für Praxiseinrichtung, Geräte oder Computer ersetzt. Maximal allerdings 15.000 Euro pro Arzt. Wenn sechs Hausärzte die volle Förderung beziehen, ist der Topf bereits erschöpft. Voraussetzung für die Landesförderung ist, dass die betreffende Gemeinde den Betrag verdoppelt, nur so sei Fördern nachhaltig, sagte Benger in einer Aussendung.

FPÖ-Obmann Gernot Darmann sagte in einer Aussendung, es müsse neue Modell für eine besser Kooperation von Landärzten mit Pflegekräften etabliert werden. Das könnte die Attraktivität des Arztberufes am Land erhöhen, weil damit eine zusätzliche Entlohnung möglich sei, so Darmann. Jede wohnortnahe Versorgung durch einen Hausarzt sei die denkbar preisgünstigste und zugleich für die Patienten angenehmste.

Prettner: Aufnahmetests ändern

Landes-Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) verlangt eine Änderung des Auswahlverfahrens für Medizinstudenten an den Universitäten. Prettner will Universitäts-Vertreter zu einem runden Tisch einladen und sie überzeugen, den Aufnahemtest zu ändern. Derzeit ziele er auf hochwissenschaftlich talentierte Studenten und zuwenig auf sozial kompetente Hausärzte ab.

Landesrat Gerhard Köfer vom Team Kärnten verlangt einen Ausbau der Hausapotheken bei den niedergelassenen Ärzten und er wünscht sich eine medizinische Fakultät in Kärnten.