Filmprojekt: Keutschach im Wandel der Zeit

Die Gemeinde Keutschach am See, bekannt vor allem durch den Pyramidenkogelturm, begibt sich mit einem Film- und Fotoprojekt auf Spurensuche ihrer Geschichte. Schon 1904 gab es einen kleinen Aussichtsturm, seit 2013 steht hier der höchste Holzturm der Welt.

Die Gemeinde Keutschach am See wird in den kommenden Monaten in einer groß angelegten Aktion ihre Geschichte und jene ihrer Bewohner nachzeichnen. „Der gesellschaftliche und sprachliche Wandel im Seental Keutschach im 20. Jahrhundert - Sehen und Bestehen“ nennt sich das wissenschaftlich-historische Projekt, das in Kooperation mit dem Leiter des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien, Oliver Rathkolb, in Form einer Filmdokumentation sowie einer Fotoausstellung realisiert werden soll.

Keutschach Pyramidenkogel alte Aufnahmen

Gemeinde Keutschach

Postkarte 1904. Gegenüber die Halbinsel Pörtschach

Wörthersee Aussicht Pyramidenkogel

ORF/Petra Haas

Derselbe Blick heute vom Turm aus

Blick in die Vergangenheit

Rathkolb wird die Dokumentation gemeinsam mit Filmregisseurin Andrina Mracnikar gestalten. Darin sollen die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen Keutschachs und seiner Umgebung von den letzten Jahren der Habsburger Monarchie über beide Weltkriege bis in die Gegenwart rekonstruiert und sichtbar gemacht werden. Zusätzlich werden die inzwischen weitgehend verwischten slowenischen Spuren der Region nachgezeichnet. Das Motto der Projekts lautet „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“ (Wilhelm von Humboldt).

Keutschach Pyramidenkogel alte Aufnahmen

Gemeinde Keutschach

Keutschach um 1920, die Bevölkerung bekannte sich vorwiegend zur slowenischen Sprache

Auf Erinnerungen der Bevölkerung angewiesen

Wesentlichen Anteil am Zustandekommen des Projektes wird die Bevölkerung haben. Sowohl die Filmdokumentation als auch die Fotoausstellung sind auf private Fotografien, Filme, Aufzeichnungen, Tagebücher, alte Plakate, Zeitungen und Broschüren sowie andere Erinnerungsstücke an die Geschichte Keutschachs und seiner Umgebung seit dem späten 19. Jahrhundert angewiesen. Ein weiterer Bestandteil sollen Interviews mit Zeitzeugen sein. Die Materialsichtung und Sammlung wird Andreas Kleewein vornehmen, der bereits eine Ausstellung über die Geschichte des Pyramidenkogels gestaltete.

Keutschach Pyramidenkogel alte Aufnahmen

Gemeinde Keutschach

Holz-Aussichtsturm in den 50er-Jahren

Pyramidenkogel Beleuchtung

ORF

Im Sommer 2017 wurde das neue Lichtkonzept präsentiert. Kurz darauf schlug der Blitz ein und beschädigte die Lichtanlage schwer.

1910 vorwiegend slowenische Bevölkerung

Interessante Fakten zur wechselvollen Geschichte Keutschachs sind aufgrund von Aufzeichnungen schon bekannt. So verfügte die Gemeinde bei der Volkszählung am 31. Dezember 1910 über 15 Ortschaften mit insgesamt 196 Häusern. In der 2800 Hektar großen Gemeinde wohnten 1.176 Menschen. Davon bekannten sich 1.081 zur slowenischen Umgangssprache und nur 85 zur deutschen. 1.173 Katholiken standen drei Protestanten gegenüber. Bei der Volksabstimmung 1920 stimmten 52,6 Prozent der Keutschacher und Keutschacherinnen für einen Verbleib Kärntens bei Österreich.

Präsentation am Freitag

Das Projekt wird am Freitag, dem 24. November, ab 18.30 Uhr im Keutschacher Schloss-Stadel präsentiert werden. Die Finanzierung erfolgt nicht aus dem Gemeindebudget, sondern aus Drittmitteln.

Der Keutschacher Bürgermeister Karl Dovjak (SPÖ) bittet die Bevölkerung, möglichst zahlreich an der Informationsveranstaltung teilzunehmen sowie in der Folge an der Suche und Bereitstellung von historischem Material. Dovjak: „Nur durch die Mitarbeit und Unterstützung der Keutschacherinnen und Keutschacher werden wir 2018, also exakt 100 Jahre nach der Ausrufung der Ersten Republik, über eine wertvolle filmische und fotografische Rückschau auf unsere Gemeinde und ihre Menschen verfügen.“

Link: