Jedes vierte Kärntner Kind ist zu dick

Die Zahl der übergewichtigen Kinder steigt in Österreich weiter, in Kärnten ist jedes vierte Kind laut einer aktuellen Studie zu dick. Die Krankenkasse versucht, mit einem Präventionsprogrammen entgegenzuwirken.

Das Gesundheitsministerium nahm heuer erstmals an der „Childhood Obesity Surveillance Initiative“ (COSI) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) teil. 2.500 Volksschulkinder im Alter zwischen acht und neun Jahren wurden bundesweit per Zufallsstichprobe untersucht. Das Ergebnis: Während österreichweit etwa 30 Prozent der achtjährigen Buben als übergewichtig oder adipös eingestuft wurden, gibt es bei den gleichaltrigen Mädchen deutliche regionale Unterschiede: ca. 29 Prozent im Osten und ca. 21 Prozent im Westen/Süden - mehr dazu in Bereits viele Kinder übergewichtig (news.ORF.at, 7.11.2017).

In Kärnten ist laut der Studie jedes vierte Kind betroffen. Generell gibt es mehr übergewichtigte Buben als Mädchen und vor allem Kinder im städtischen Bereich bringen zu viel auf die Waage.

Zu viel Essen, zu wenig Bewegung

Zu viel Essen, zu wenig Bewegung – das seien schlicht die Gründe für das zunehmende Übergewicht der österreichischen Kinder, sagt Kurt Possnig, Chefarzt der Kärntner Gebietskrankenkassen. Wird das Übergewicht nicht behandelt, drohen ernste gesundheitliche Schäden, wie Stoffwechselerkrankungen. „Schon Jugendliche sind nun von Typ 2 Diabetes betroffen, die früher nur im Erwachsenenalter erstmals auftrat.“

Von Seiten der Krankenkasse versucht man dem Trend mit Präventionsprogrammen entgegenzuwirken. Seit April läuft das Präventionsprojekt „Du rockst“ für Sechs- bis 14-Jährige - mehr dazu in Kinder zu dick: Kasse startet mit Aufklärung. Damit will man die Kinder in einem achtwöchigen Programm zu mehr Bewegung und einem gesünderen Lebensstil motivieren. „Außerdem werden im Rahmen des Projektes Brücken zu Sportvereinen gebaut“, so Possnig. Ist das Projekt erfolgreich, soll es auf ganz Kärnten ausgedehnt werden.

Kleine Kinder mit großen Sorgen

Kinder- und Jugendfachärztin Anna Cavini behandelte über mehrere Jahre übergewichtige Kinder. Die Adipositas (Fettleibigkeit – Anm.) habe auch eine psychologische Komponente, betont sie: „Schicksalsschläge, wie die Scheidung der Eltern, aber auch Mobbing in der Schule, können der Grund sein.“ Zur Behandlung eines übergewichtigen Kindes gehöre deswegen auch dieser Aspekt: „Man muss mit Eltern, Großeltern und anderen Bezugspersonen sprechen, um die Geschichte der betroffenen Kinder kennen zu lernen.“

Aktuell bildet Cavini Interessierte aus ganz Österreich zu Adipositas-Trainern aus. Ihr Projekt „Down and Up“ will sie, sofern es eine Förderzusage des Landes gibt, im kommenden Jahr wieder starten. Die Nachfrage sei jedenfalls groß, so Cavini.

Auf Übergewicht folgt soziale Ausgrenzung

Eine von Cavinis Patienten war Chiara. Vor vier Jahren hatte die heute 19-Jährige noch rund 120 Kilo. „Das ist in diesem Alter die oberste Grenze, mehr geht nicht mehr.“ Besonders an der durch ihr Gewicht bedingten soziale Ausgrenzung habe sie sehr gelitten: „Wenn die anderen draußen waren, war ich zuhause vor dem Fernseher. Ein Teufelskreis.“ Gemeinsam mit ihrer Mutter entschied Chiara, ihr Leben zu ändern und an dem Adipositas-Projekt teilzunehmen.

Ein ganzes Schuljahr unterstützte die Medizinerin Chiara erfolgreich dabei, ihre Ernährungsgewohnheiten umzustellen und ihre sportlichen Aktivitäten auszubauen. „Heute geht es mir super“, erzählt die 19-Jährige. Vier Mal in der Woche steht Sport auf dem Programm, und sie achtet auf ihre Ernährung. Trotzdem - „man darf sich nichts verbieten“, denn nur so bleibe man auch seelisch gesund.

Übergewicht als Epidemie

Das Gesundheitsministerium warnt in der aktuellen Studie eindringlich vor der zunehmenden Fettleibigkeit, die natürlich nicht nur Kinder betrifft. In den letzten 30 Jahren habe sich die Prävalenz des Übergewichts weltweit um mehr als die Hälfte verdoppelt und habe epidemische Ausmaße angenommen, heißt es. Rund die Hälfte der erwachsenen Österreicher sind laut Ministerium übergewichtig oder adipös.

Laut Schätzungen der WHO sind weltweit 22 Millionen Kinder unter fünf Jahren übergewichtig. 60 Prozent von ihnen haben ein hohes Risiko, auch im Erwachsenenalter zu dick zu bleiben. Damit steigt auch das Risiko von Stoffwechselerkrankungen und pschischen Erkrankungen.

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