Keine Notschlafstelle für Erwachsene in Villach
Tagsüber gibt es Anlaufstellen für Obdachlose und Menschen in Armut: Am ehemaligen Westbahnhof Villach betreibt zum Beispiel der Verein Tabea eine Küche, in der Bedürftige warme Mahlzeiten bekommen. Einer von ihnen ist der obdachlose Wolfgang, für ihn ist der Besuch bei Tabea ein Höhepunkt, auf den er sich den ganzen Vormittag freut.
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„Kann mir Kaution nicht leisten“
Wolfgang sagt über seine Situation: „Ich bin 55 Jahre alt, seit zehn Jahren in Villach und mittlerweile wieder obdachlos geworden. Ich finde im Moment keine Wohnung, weil ich mir die Kaution nicht leisten kann. Ich könnte bei der Caritas fragen, ob sie mir da helfen können. Notschlafstelle gibt es keine, ich schlafe im Zug, mit Schlafsack auf der Bank. Ich kann nachts nirgends hin.“
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Bis zu 40 Mahlzeiten werden pro Tag bei Tabea kostenlos verteilt, die Zahl steigt rasant an. Marjan Kac vom Verein Tabea sagte: „Von der Statistik her waren es heuer bis August schon soviele Menschen wie 2016 im ganzen Jahr. Es werden mehr.“ Am Westbahnhof hätten vor Jahren Obdachlose geschlafen, aber die Stadt habe das nicht mehr toleriert, sagt Kac.
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„Auch im Winter schlafen Menschen draußen“
Gemeinderat Sascha Jabali hat jeden Tag mit Obdachlosen Menschen in Villach zu tun. Er fordert eine Notschlafstelle für diese Menschen, denn es gibt für die Nacht derzeit keine Anlaufstelle. Alle Parteien würden seine Idee unterstützen, nur die SPÖ habe bei seinem Antrag im Gemeinderat die Dringlichkeit nicht gesehen: „Man braucht nicht die endgültige Lösung herstellen, aber es braucht für diesen Winter eine Übergangslösung. Es hat schon Winter gegeben, in denen Menschen in Villach draußen geschlafen haben, ich hoffe, das ist diesem Winter nicht mehr der Fall.“ Denn für die neue Eishalle würde Villach Millionen ausgeben. Obdachlose seien eben kein Vorzeigeprojekt, so Jabali.
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Stadt will sich „bemühen“
Laut SPÖ-Vizebürgermeisterin Gerda Sandriesser würde eine Notschlafstelle nur den Betteltourismus ankurbeln. Jeder Obdachlose in Villach könnte eine Wohnung in Anspruch nehmen, sagte Sandriesser, vorausgesetzt, man sei in der Stadt als obdachlos gemeldet. Diese offizielle Anmeldung sei laut Jabali genau das Problem. Er glaubt, dass die Dunkelziffer an Obdachlosen viel höher sei. Es gebe außerdem auch Menschen, die an einem Punkt angelangt seien, wo eine Eingliederung in einen Gemeindebau nicht mehr möglich sei, oder die das gar nicht wollen. Auch für diese Menschen müsste man eine Lösung - zumindest für die Nacht - finden. Die Kaution sei außerdem für viele, wie für Wolfgang, eine unüberwindbare Hürde.
Laut Sandriesser sei man von Seiten der Stadt bereit, die Kautionen für obdachlose Menschen zu übernehmen, allerdings habe man für die jetzt freistehenden Wohnungen noch keinen Betreiber. Ob obdachlosen Menschen noch vor dem Winter geholfen werden könne, kann Sandriesser nicht mit „Ja“ beantworten, man werde sich aber „bemühen“.
Für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren gibt es in Villach die Notschlafstelle JUNO.