Ältere Kunden haben andere Bedürfnisse

Bis 2050 werden fast 40 Prozent der Kärntner älter als 60 sein. Dennoch setzt der Handel auf die Kernzielgruppe von 14 bis 60. Man wird sich etwas einfallen lassen müssen, um die oft durchaus zahlungskräftige Kundenschicht richtig anzusprechen.

Die Gratwanderung für Handel und Industrie besteht darin, ältere Menschen als Kunden zu gewinnen, ohne auf ihre Schwächen hinzuweisen. Damit man sich in die Bedürfnisse der Senioren besser einfühlen kann, werden Simulationsanzüge verwendet, die das Bewegen beschwerlicher machen und zeigen, wie man mit einem eingeschränkten Sichtfeld zurecht kommt. Ein Einkauf in Supermarkt und Einkaufszentrum wird beschwerlicher.

Orientierung und Packungsgrößen

Schwer fällt vielen älteren Kunden die Orientierung, wenn Waren in Geschäften ständig an andere Stellen geräumt werden. Andere sind alleinstehend und beklagen, dass es zu wenig kleine Packungsgrößen gibt. In Deutschland ergab eine Umfrage, dass sich die Hälfte der befragten Senioren Sitzgelegenheiten in Geschäften wünscht. Fast 60 Prozent würden Hilfe beim Transport der Waren zum Auto schätzen. Fast alle waren sich einig, dass die Schrift auf Verpackungen und Aufschriften auf Regalen zu klein sei. Bei vielen hilft hier nicht einmal mehr die Brille.

Der Feldkirchner Robert Zniva beschäftigt sich auch mit diesem Thema und gibt sein Wissen an den Handel weiter. „Ich habe einmal ein halbes Jahr in der größten Retirementcommunity der Welt gelebt. Das ist eine Stadt in Florida mit 100.000 Bewohnern, alle 55 und älter. Ich habe mir angeschaut, ob ein altes Umfeld Handel und Marketing verändert.“

Bedürfnisse wahrnehmen

Zniva lehrt an der Fachhochschule Salzburg und der Wirtschaftsuniversität Wien. Es geht um das „Wie“ der seniorenfreundlichen Umgestaltung, so seine Erfahrung. Wie andere Konsumenten schätzt es auch der ältere Kunde, wenn man seine Bedürfnisse wahrnehme, so Zniva. „Das Problem ist, dass man es nie als besonderes Service für einen älteren Konsumenten gestalten darf. Es gibt Ideen, Lupen an Regale zu hängen. Aber es kommt dadurch zu einer Stigmatisierung des Kunden und die, die es nicht brauchen, denken, das ist kein Service für sie.“

„Preisschilder einfach größer machen“

Lösungen seien oft einfach, die Industrie müsse aber mitspielen: „Wenn Menschen Preisauszeichnungen nicht lesen können, muss man sie einfach so groß machen, dass sie jeder lesen kann. Damit schafft man kein Kriterium, das jenen, die es nicht brauchen, das Gefühl gibt, es ist ein Angebot für andere.“ Senioren wünschen sich laut einer deutschen Untersuchung, möglichst lange selbstständig und geistig sowie körperlich fit zu bleiben. Der Handel sollte sich dem anpassen, um den Anschluss nicht zu verlieren.