Neue Wege für Direktvermarkter

Viele bäuerliche Direktvermarkter stehen vor der Frage, wie sie ihre Produkte am besten präsentieren. Auch das Thema Internet wird für Bauern immer wichtiger, nicht immer aber ist die Onlinevermarktung zielführend.

„Neue Wege entstehen beim Gehen“ war das Motto eines Bildungstags für Landwirte des Ländlichen Fortbildungsinstituts (LFI) am Dienstag in Afritz. Die Landwirtschaftskammer lud Experten ein, die zeigen, wie man jetzt und in Zukunft Produkte vom Bauernhof besser an den Kunden bringt. Am Vormittag sprach Erich Stekovics, der Paradeiserkönig aus dem Burgenland zum Thema Visionen.

Facebook spricht kaum neue Kunden an

Der nächste Vortragende, der Feldkirchner Robert Zniva, beschäftigt sich an der Wirtschaftsuniversität Wien und der FH Salzburg mit Handel und Marketing. Welcher Weg ist der richtige, fragen sich Bauern, sind Facebook und andere Plattformen geeignete Alternativen zum klassischen Markttag? Präsenz in sozialen Medien sei gut, so Zniva, nicht immer aber zielführend.

„Das Problem ist, dass nicht jeder jeden Tag in der Früh aufwacht und sich fragt, ‚was macht der Bauer Huber‘. Die Seite wird geliked, was heißt das - es bedeutet im Großen und Ganzen, dass einer sie einmal für gut befunden hat.“ Meisten liken Menschen, die schon Fans eines Angebots seien, so Zniva. Da stelle sich die Frage, welchen Mehrwert es habe, wenn man die anspricht, die man sowieso schon habe.

Bauern können Handel kopieren

In den letzten zehn Jahren wurden „bio“ und „regional“ wirkungsvolle Schlagworte die von den Supermarktketten zunehmend vereinnahmt werden. Der Marketingexperte gibt den Rat, in der Verarbeitungskette einen Schritt weiterzugehen: „Ich denke, dass sich der Landwirt Eigenschaften des Handels abschauen muss. Was der Handel und die industrielle Produktion gut können, ist Bequemlichkeit schaffen.“

Früher habe man zum Beispiel Schinken vor allem bei der Feinkosttheke gekauft. Heute sei das alles schon fertig verpackt. Das Selbstbedienungsprinzip in wiederverschließbaren, kleinen Verpackungen, benutze der Handel, um die Produkte zu verkaufen. Das könne der Landwirt auch. Worauf er keinen Einfluss habe, sei der Glaube der Konsumenten, dass die Biotomate im Supermarkt auch aus der Region komme.

Auch im Web muss man Bekanntheit schaffen

Auch das Thema E-Commerce sei kein Problem, doch nicht immer sinnvoll, so Zniva. Man habe mit der Website zwar Zugang zum globalen Publikum, doch die Bekanntheit im Vorhinein sei null. Wenn man nicht im eigenen Ort bekannt sei, kenne einen im Web auch keiner. Das Problem sei, ein Meinungsführer für ein bestimmtes Thema zu werden und damit Bekanntheit zu schaffen. Es gebe Beispiele aus Deutschland, wo Gärtner Blogs zum Thema machen und Videos hochladen. „Durch diesen Know-How-Transfer und den Nutzen, den man den Lesern bietet, erlangt man Bekanntheit und damit eine Möglichkeit, zu vermarkten.“

Robert Zniva hat ganz besonders untersucht, was man beim Handel mit ältere Menschen beachten muss. Man dürfe zum Beispiel nicht Lupen verteilen, damit Kunden Kleingedrucktes lesen können. Manchmal funktioniert das eine besser, manchmal das Andere. Jeder muss die Vermarktung finden, die zum ihm passt.

Link: