Tierschützer orten Schweinemastskandal

Der Verein gegen Tierfabriken hat einen Schweinemastskandal in Kärnten aufgedeckt: Im Traditionsbetrieb Mochoritsch in der Nähe des Klopeinersees sollen Tiere nicht EU-konform geschlachtet worden sein. Die Eigentümer sichern Transparenz zu, um den Fall aufzuklären.

Schweine, die dicht gedrängt zentimeterhoch im Kotschlamm stehen, völlig verdreckte Futterrinnen, Überreste toter Schweine und bereits skelettierte Tiere in den Stallungen. Diese Szenen wurden Ende Juni und Anfang Juli versteckt aufgenommen und dem Verein gegen Tierfabriken zugespielt.

Totes Schwein in Stall

Verein gegen Tierfabriken

Auf Videoausschnitten aus dem Schlachtbetrieb selbst sollen Schlachtmeister und Mitarbeiter zu sehen sein, die - fernab jeglicher gängiger Betäubungsmethoden - die Tiere mit Betäubungszangen quälen und sie vor sich hertreiben. Das sagt David Richter vom Verein gegen Tierfabriken, der den Fall öffentlich machte.

Knochen von verendeten Schweinen gefunden

Laut Amtstierarzt Manfred Müller, der zum Betrieb fuhr, war zuwenig Stroh für die Schweine in den Boxen. Dem Betrieb wurde auch vorgeschrieben, zusätzliche Wassertränken einzubauen. „Verendete oder kranke Tiere wurde nicht vorgefunden. In einer der Stallungen, die zu diesem Zeitpunkt nicht belegt war, konnten am Boden aber Knochen gefunden werden, zum Teil Unterkieferknochen oder ein Schulterblatt.“

Betrieb bei Aufklärung kooperativ

Verschmutzte Buchten für die Schweine sehe Müller öfters, aber Knochen von verendeten Schweinen habe er noch nie gesehen. Der Akt gehe nun an Juristen und die Strafabteilung. Er habe am Mittwoch Sofortmaßnahmen verordnet. Der Betrieb sei kooperativ, die Firma Mochoritsch habe Fütterung, Betreuung und Schlachtung der Schweine in letzter Zeit nicht selbst vorgenommen und sei selbst überrascht gewesen, sagte der Amtstierarzt.

Verein für häufigere Kontrollen durch Behörden

Erst am Mittwoch habe er den Bezirkshauptmann von Völkermarkt schriftlich informiert, aber noch keine Rückmeldung erhalten. Der Verein fordert, die Schlachtungen im betroffenen Betrieb bis zum Ende der Ermittlungen zu stoppen. Außerdem sollen die behördlichen Kontrollen verbessert werden. „Es ist einfach unfassbar, was dort vor sich geht. Ich habe schon viel gesehen - so etwas noch nicht“, so Richter.

Angesichts des Videomaterials fordert Richter den Bund auf, die Bestimmungen im Tierschutzgesetz zu verschärfen. Auch das Land Kärnten müsse in die Pflicht genommen werden. Das Gesetz sehe vor, dass zwei Prozent aller Betriebe pro Jahr kontrolliert werden müssen. „Das heißt, dass jeder Betrieb alle 50 Jahre kontrolliert wird. Das heißt aber nicht, dass das nicht öfter sein darf. Das Land Kärnten kann ruhig Geld in die Hand nehmen und schauen, dass diese Betriebe öfter kontrolliert werden. Genau das fordern wir.“

Eigentümer: „Schreckliche Nachricht“

Die Eigentümer des Schweinemastbetriebes, Familie Jernej, führt unter anderm die Raststation Mochoritsch auf der Südautobahn und das Gasthaus Mochoritsch in Rückersdorf. Auf der Internetseite des Traditionsbetriebes ist davon zu lesen, dass feinstes Schweinefleisch aus eigener Landwirtschaft verarbeitet wird, aus Ehrfurcht vor der Natur. Bei einem ORF Lokalaugeschein am Donnerstag bot sich ein anderes Bild als auf den versteckten Aufnahmen. Die Böden waren mit Stroh ausgelegt. Alles war sauber.

Schweine Stall mit Stroh

ORF

Wie passen diese schweren Vorwürfe zur Lebensphilosophie? Mit den aufgezeigten Zuständen in seinem Mastbetrieb konfrontiert, sagte Josef Jernej gegenüber dem ORF Kärnten: „Das ist für uns natürlich eine schreckliche Nachricht. In den nächsten zwei, drei Wochen wird es keine Schlachtungen geben. Wir werden mit den Behörden zusammenarbeiten. Solange wir keinen Tierschutzbeauftragten haben, der das Ganze überwacht, wird das Ganze nicht stattfinden.“ Man werde in den Stallungen Kameras installieren, um die kritischen Punkte zu dokumentieren. Welche Schritte die Behörden setzen werden, bleibt abzuwarten. Ob es personelle Konsequenzen für die Mitarbeiter des Schlachthofes gibt, wollte Josef Jernej am Donnerstag noch nicht sagen.

Schweine Stall mit Stroh

ORF

Landwirtschaftskammer begrüßt Vorgehen

Landwirtschaftskammer Präsident Johann Mößler begrüßt das Vorgehen. „Die Causa rund um diesen Schweinebetrieb muss lückenlos aufgeklärt werden. Sie schadet sonst der gesamten Schweinebranche erheblich.“ Für Landesrat Rolf Holub (Grüne) müssen die Tierschutzbestimmungen über die Grenzen Kärntens hinaus verschärft werden. „Wir brauchen eine europaweite Tierschutzregelung, und müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um dem Tierleid auf allen Ebenen ein Ende zu setzen“, so Holub.