Schmalz’sches „Rehragout“ mundete Jury

Als Favorit am zweiten Lesetag der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur hat sich Ferdinand Schmalz mit seinem Text über einen Eismann und Rehragout herauskristallisiert. Auch Jackie Thomae und Verena Dürr erhielen positive Rückmeldungen.

Am Vormittag ging Ferdinand Schmalz, häufig im Theater tätig und für seine Texte schon des Öfteren ausgezeichnet, mit „mein lieblingstier heißt winter“ als Favorit hervor. Der 1985 in Graz Geborene las auf Einladung von Sandra Kegel. Die Abwesenheit von Großbuchstaben, rhythmische Inversionen, sprechende Namen und tiefgekühltes Essen, vor allem Rehragout, sind nur einige der tonangebenden Elemente dieses poetischen und absurd anmutenden Texts - mehr dazu in Text Ferdinand Schmalz.

Er erzählt die Geschichte des Eismannes Franz Schlicht, der von seinem Kunden Doktor Schauer gebeten wird, dessen Körper nach erfolgtem Selbstmord an einem bestimmten Ort auszusetzen. Er schiebt die makabre Aufgabe auf, nur um schließlich festzustellen, dass Schauers Körper nicht ist, wo er sein sollte. Ein sprachmächtiger Text, der die Jury zu vorwiegend positiven Beurteilungen animierte - mehr dazu in Jurydiskussion Ferdinand Schmalz.

Ferdinand Schmalz

ORF/Johannes Puch

Ferdinand Schmalz

Heiße Diskussionen über „Memorabilia“

Der Text „Memorabilia“ der gebürtigen Wienerin Verena Dürr, die als letzte Autorin am zweiten Lesevormittag las, regte die Jury zu heftigen Diskussionen an - mehr dazu in Text Verena Dürr. Die Protagonisten sind zwei Klaviere aus „Casablanca“. Eines der beiden wird in einem Zollfreilager gelagert und soll von einem Restaurator begutachtet werden. Eine Kunst- und Filmliebhaberin könnte daran interessiert sein, es zu kaufen.

„Memorabilia“ ist ein lose zusammenhängendes, aus stilistisch unterschiedlichen Fragmenten bestehendes Artefakt, das zahllose teils nur als Zitate erkennbare Referenzen, effektive Repetitionen und die auf der Verschmelzung von Möglichkeit und Wirklichkeit beruhende Ungewissheit aufweist. Die 34-jährige Wiener Medienkünstlerin überzeugte mit ihrem Text einige Juroren und versetzte sie in eine rege Diskussion - mehr dazu in Jurydiskussion Verena Dürr.

TDDL Tag 2 Verena Dürr

ORF/Johannes Puch

Verena Dürr

„Cleanster“: Kampf der Kulturen im Fokus

Auch die 1972 in Halle/Saale geborene und in Berlin lebende Jackie Thomae erhielt für „Cleanster“, einen Text über Menschen im Reinigungsgewerbe, wohlwollende Rückmeldungen. Sie las auf Einladung von Hubert Winkels - mehr dazu in Text Jackie Thomae. Die Debatte der Juroren drehte sich über Themen wie der Kampf der Kulturen, „gut gemeinten“ Rassismus und Political Correctness - mehr dazu in Jurydiskussion Jackie Thomae.

Albig konnte mit „In der Steppe“ nicht punkten

Jörg-Uwe Albig - geboren 1960 in Bremen und in Berlin wohnhaft - war der letzte Autor am zweiten Lesenachmittag, der seinen Text „In der Steppe“ präsentierte - mehr dazu in Text Jörg-Uwe Albig. Der von Meike Feßmann nach Klagenfurt eingeladene Autor präsentierte einen mit traumähnlichen Sequenzen durchzogener Text, der sich wortgewaltig einer unüblichen Beziehung zwischen Lebendem und Leblosen nähert. Der Text fiel bei den meisten Juroren durch - mehr dazu in Jurydiskussion Jörg-Uwe Albig.

TddL 2017 Jackie Thomae lesend

ORF/Johannes Puch

Jackie Thomae

Schwesternzwist spaltet Jury

Die gebürtige Serbin Barbi Markovic folgte der Einladung von Klaus Kastberger und brachte ihren Text „Die Mieter“ mit in die Lindwurmstadt - mehr dazu in Text Barbi Markovic. Darin erzählt sie die als intimes Familiendrama maskierte Geschichte zweier Schwestern, deren Familie aus unerklärlichen Gründen tot ist und die es nicht schaffen, ihre Differenzen zu überbrücken. Die Diskussion endete mit einer Fraktionierung der Jury, deren Mitglieder es nicht schafften, sich gegenseitig zu überzeugen - mehr dazu in Jurydiskussion Barbi Markovic.

Barbi Markovic

ORF/Johannes Puch

Barbi Markovic

Lesereigen endet am Samstag

Den letzten Lesetag bestreiten am Samstag Eckhart Nickel, die Schweizerin Gianna Molinari, die Südtirolerin Maxi Obexer sowie der Schweizer Urs Mannhart. Die Lesungen beginnen um 10.00 Uhr.

Preisverleihung am Sonntag

Am Sonntag werden von den sieben Juroren, unter denen der in Zürich lebende Germanist und Literaturkritiker Michael Wiederstein heuer der einzige Novize ist, die Preise vergeben: der mit 25.000 Euro dotierte Bachmann-Preis, der erstmals vergebene Deutschlandfunk-Preis (12.500 Euro), der Kelag-Preis (10.000 Euro) sowie der 3sat-Preis (7.500 Euro). Das Publikum bestimmt via Internet, wer den mit 7.000 Euro dotierten BKS-Bank-Publikumspreis mit nach Hause nimmt. Im Vorjahr gewann Sharon Dodua Otoo den Ingeborg-Bachmann-Preis.

John Wray

ORF/Johannes Puch

John Wray

Wray Favorit am ersten Lesetag

Am ersten Lesetag gab es großes Lob für den Text des US-Amerikaners mit Kärntner Wurzeln, John Wray. Auch die Apokalypse, die Karin Peschka beschrieb, kam gut an. Überwiegend ablehnend war die Jury gegenüber dem Text von Daniel Goetsch, auch Björn Treber wurde eher verrissen - mehr dazu in Erster Lesetag: John Wray erster Favorit.

Der Eröffnungsabend am Mittwoch war von sphärischen Klängen und einer gesellschaftskritischen „Klagenfurter Rede zur Literatur“ über die Rolle der Literatur geprägt - mehr dazu in Jonke-Klänge und Gesellschaftskritik.

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