Mathematikerin promoviert sub auspiciis

Wieder gibt es an der Alpe-Adria-Universität eine promotio sub auspiciis in Mathematik. Zur Promotion von Evamaria Russ am 29. März kommt auch Bundespräsident Alexander van der Bellen. Vor ihr schaffte Philipp Hungerländer zwei Studien mit dieser besonderen Auszeichnung.

„Mathematik macht man mit einhundert Prozent oder gar nicht“, so die Absolventin des Instituts für Mathematik, Evamaria Russ. Die 1986 Geborene absolvierte sowohl das Bachelor- als auch das Masterstudium der Technischen Mathematik an der Alpen-Adria-Universität, wo sie nun zur Doktorin der Technischen Wissenschaften promoviert wird.

Evamaria Russ Mathematik sub auspiciis

aau/Müller

Sie war darüber hinaus in Forschung und Lehre am Institut für Mathematik tätig und verbrachte wissenschaftliche Gastaufenthalte an der Technischen Universitäten Dresden und am Imperial College London. Derzeit arbeitet Evamaria Russ in dem Unternehmen AGRO Forst- und Energietechnik in St. Paul im Lavanttal. Sie lebt in Lavamünd.

„Prozesse werden mathematisch modelliert“

Ihre Dissertation ist dem Bereich der Dynamischen Systeme zugeordnet. Sie erklärt dazu: „Was ist meist der Sinn der Mathematik? Man verwendet sie dazu, um Prozesse in der realen Welt besser zu verstehen, sei es zum Beispiel das Wetter, chemische Reaktionen oder biologische Wechselwirkungen. Dafür versucht man, den Prozess, den man begreifen möchte, mathematisch zu modellieren.“

Das Ergebnis von solchen Modellierungen seien meist sehr komplizierte Gleichungen, häufig so genannte Differential- oder Differenzengleichungen, die von mehreren Parametern abhängen, so die Mathematikerin: „Wie man sich leicht vorstellen kann, sind solche Parameter in der Praxis selten konstant, sondern variieren mit der Zeit, z.B. durch saisonale Einflüsse oder Regulierungsstrategien. Man spricht dann auch von nichtautonomen dynamischen Systemen. Das Problem ist, dass man solche Gleichungen oft gar nicht mehr exakt lösen kann.“

„Aufgeben nicht Weg der Mathematik“

Nun könne man feststellen, dass man dies nun mal nicht könne und aufgeben. So sei aber nie der Weg eines Mathematikers oder einer Mathematikerin: „Wir versuchen also trotzdem, etwas über den Prozess herauszufinden. Als einfaches Beispiel betrachte man die zeitliche Entwicklung von Fischbeständen. Auch wenn man den Fischbestand zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht exakt berechnen kann, könnte man daran interessiert sein, unter welchen Einflüssen und Wechselwirkungen es zum Aussterben einer bestimmten Fischart kommen könnte, um entsprechend gegensteuern zu können. Damit man das machen kann, braucht man mathematische Werkzeuge.“

„Hat nichts mehr mit Zahlen oder Rechnen zu tun“

An solchen Werkzeugen, in ihrem Fall an dem Dichotomie-Spektrum in unendlichen Räumen, arbeitete die Absolventin in ihrer Dissertation. Technische Mathematik im akademischen Umfeld hat also nichts mehr mit Zahlen oder Rechnen zu tun. Evamaria Russ fügt hinzu: „In meiner Dissertation gibt es sogar wenige andere Zahlen als Seitenzahlen und Nummerierungen.“

Der Weg zur Promotion war für Evamaria Russ von einem großen Interesse für die Mathematik und viel Geduld geprägt. „Vieles ist leicht gefallen, aber besonders bei der Dissertation waren so manche Durststrecken dabei, während derer nicht viel weitergeht. Durch solche muss man sich durchkämpfen, um schließlich zu seinem Ziel zu gelangen.“

Ausgezeichnete Leistungen seit Oberstufe

Voraussetzung für eine „Promotio sub auspiciis Praesidentis rei publicae“ sind unter anderem der Abschluss aller Oberstufenklassen mit „ausgezeichnetem Erfolg“, die Ablegung der Matura mit „Auszeichnung“, sowie die Beurteilung sämtlicher Diplom- und Rigorosenprüfungen mit „sehr gut“. Letztes Jahr schafft Philip Hungerländer, sein zweites Doktoratsstudium sub auspiciis praesidentis abzuschließen - mehr dazu in Zweites Doktorat mit „sub auspiciis“.