Lawinen: Ein Toter, mehrere Verschüttete

In Kärnten sind am Samstag mehrere Wintersportler von Lawinen verschüttet worden. Zwei Bergretter und ein 16-jähriges Mädchen wurden geborgen. Auf der Salzburger Seite des Königsstuhls kam ein Kärntner bei einem Lawinenabgang ums Leben.

Eine Familie aus der Stiermark fuhr am späten Vormittag auf der Turrach Ski. Zu Mittag war sie abseits der Piste am Kornock unterwegs, als sich plötzlich der gesamte Hang löste. Unter den Verschütteten waren die beiden acht und 16 Jahre alten Töchter, die anderen Familienmitglieder konnten sich befreien.

Die 16-Jährige blieb zunächst im Lawinenkegel verschwunden. Sofort wurde eine großangelegte Suchaktion eingeleitet, an der sich auch Wintersportler aus einer nahe gelegenen Skihütte beteiligten, die den Lawinenabgang mitbekommen hatten.

Hier sieht man im Zeitraffer anhand der Bilder der Webcam, wie der Lawinenabgang auf der Turrach verlaufen ist.

Mädchen nach OP in kritischem Zustand

Auch Bergretter aus Radenthein, Dutzende Feuerwehrleute und Suchhunde waren vor Ort. Mehr als eine halbe Stunde nach dem Lawinenabgang konnte das Mädchen unter den Schneemassen entdeckt werden. Es wurde reanimiert und ins Krankenhaus geflogen. Dort wurde es operiert. Sein Zustand war am Abend lebensbedrohlich.

Nur hundert Meter weiter ging eine zweite Lawine ab. Sie wurde ebenfalls von einem Skifahrer losgetreten. Zwei Personen wurden verschüttet, sie konnten sich selbst befreien.

Kärntner bei Lawinenabgang im Lungau getötet

In Thomatal (Lungau) wurde am Samstag ein Skitourengeher aus Feldkirchen von einer Lawine verschüttet und getötet. Zwei Tourengeher konnten den 52-Jährigen noch ausgraben und versuchten den Mann wiederzubeleben, sagte die Sprecherin der Polizei Salzburg, Valerie Hillebrand. Die Reanimation des Mannes blieb aber erfolglos. Er dürfte nach ersten Informationen alleine auf dem 2.336 Meter hohen Königstuhl an der Grenze zu Kärnten unterwegs gewesen sein.

Eine Gruppe Kärntner Alpenvereinsmitglieder hatte den Mann noch kurz zuvor auf dem Gipfel gesehen und dann beobachtet, wie die Lawine abging - mehr dazu in Ein Toter bei Lawinenabgang im Lungau (salzburg.ORF.at; 11.3.2017).

Lawinenabgang Turracher Höhe

LWD

An dieser Stelle auf dem Kreuzeck ging zu Mittag eine Lawine ab

Verschütteter geortet und ausgegraben

Skitourengeher in der Kreuzeckgruppe hatten großes Glück im Unglück. Sie waren in der Früh beim Gasthaus Alpenheim aufgebrochen, um gemeinsam mit zwei weiteren Männern eine Tour im Neuschnee zu unternehmen - trotz Lawinenwarnstufe drei, die für die gesamte Kreuzeckgruppe gilt. Beim Queren eines Hanges löste sich das Schneebrett im Gelände.

Horst Wohlgemuth, Leiter der Spittaler Alpinpolizei: „Sie hielten Sicherheitsabstände von 50 Meter ein. Als der dritte Mann über den Hang ging, löste er im flachen Bereich, gleich am Anfang, das Schneebrett aus. Er wurde mitgerissen und verschüttet. Er wurde von seinen Kameraden mittels Suchgerät geortet und innerhalb von zehn Minuten ausgegraben.“

Vater steckte mit Beinen im Schnee

Laut Wohlgemut hatte der Mann keine Atemhöhle und dürfte kurzzeitig bewusstlos gewesen sein. Er erlitt einen schweren Schock. Der 24-Jährige wurde vom ÖAMTC-Hubschrauber nach Lienz ins Krankenhaus geflogen. Sein Vater, der hinter ihm in der Gruppe unterwegs war, wurde ebenfalls zum Teil verschüttet. Er steckte zunächst mit den Beinen tief im Schnee, konnte sich aber selbst befreien. Wohlgemuth sagte dazu: „Vermutlich haben sie sich im Hang verschätzt. Sie haben aber dann, was die Rettung betrifft, alles richtig gemacht.“ Die Männer sind aktive Bergretter.

Lawinenabgang Turracher Höhe

LWD

Die Abrisskante der Lawine über dem Mölltal

Rettungskette richtig in Gang gesetzt

Christof Irrenfried, Einsatzleiter der Kolbnitzer Bergrettung und selbst Hundeführer, über die Folgen dieses Lawinenabganges mit beteiligten Kollegen und Freunden: „Es gibt sicher eine interne Sitzung. Sie gingen einzeln in den Hang - so, wie sie es gelernt haben.“ Von einem fahrlässigen Handeln könne nicht die Rede sein.

Die Lawinengefahr ist zwar seit Freitag leicht gesunken, trotzdem blies der Sturm den Neuschnee in Mulden und Rinnen. Es gibt gefährliche Stellen, „Hotspots“. Wilfried Ertl vom Lawinenwarndienst empfiehlt auch Lawinenkundigen bis zur nächsten Skitour ins Gelände ein paar Tage zu warten, bis sich die Schneedecke gesetzt hat.

Schneedecke rutscht ab

Video: Bergführer Christian Gratzer, Karnische Alpen. Unter der großen Neuschneedecke liegt eine dicke Schicht mit groben Schneekörnern.

In vielen Landesteilen herrscht Lawinenwarnstufe vier und damit „große“ Lawinengefahr. Bis zu einem Meter Neuschnee und starker Nordwind tragen dazu bei - mehr dazu in: Dringende Warnung vor Lawinenabgängen (salzburg.ORF.at; 10.3.2017).

Graupel wirkt wie Kugellager

Erst am Donnerstag wurde vor Lawinenabgängen in den Hohen Tauern gewarnt. Wie der Lawinenwarndienst mitteilte, ist eine Lawinenauslösung oberhalb von 1.800 Metern bereits bei geringer Zusatzbelastung sehr wahrscheinlich.

Die frische Graupelschicht wirkt wie ein Kugellager, auf der die darüber liegende Schneeschicht leicht abrutschen kann. Schon eine kleine Zusatzbelastung kann so eine Lawine auslösen. Oft ist gar keine Belastung notwendig, dann spricht man im Fachjargon von Spontanlawinen - mehr dazu in Große Lawinengefahr in den Hohen Tauern. Am Montag wurde am Goldeck (Bezirk Spittal/Drau) ein Snowboarder bei einem Lawinenabgang verschüttet. Er konnte verletzt geborgen werden. Ihm dürfte ein Airbag-Rucksack das Leben gerettet haben - mehr dazu in Verschütteter aus Lawine geborgen.