HIV-Neudiagnosen fast verdoppelt

27 Kärntner leben seit dem Vorjahr mit der Diagnose HIV. Die Anzahl der neu diagnostizierten Fälle verdoppelte sich damit fast. Insgesamt sind 230 infiziert. Bei früher Diagnose sind die Chancen auf eine normale Lebenserwartung hoch.

Die drohende soziale Ächtung zwingt viele HIV-positive Menschen dazu, ihre Krankheit zu verheimlichen, dabei ist Infizierten mit den heute gängigen Medikamenten ein nahezu normales Leben möglich. Richtig behandelt, ist die Zahl der HI-Viren im Körper derart gering, dass von ihnen keine Gefahr ausgeht, sagt Günther Nagele von der AIDS Hilfe Kärnten. Die Therapie führe dazu, dass die Virusbelastung gering sein werde und dass der Mensch nicht erkranken und das Virus nicht weitergeben könne.

HIV und AIDS

Das Humane Immundefizinez-Virus (HIV) gehört zur Familie der Retroviren und stammt von Affen. Unbehandelt kann eine Infektion damit zum Ausbruch der Immunschwächekrankheit AIDS (acquired immunodeficiency syndrome) führen. Anfang der 80er-Jahre wurde HIV zu einer Pandemie. Seit 1997 sinken die Infektionen stetig. Die Übertragung erfolgt durch Körperflüssigkeiten (außer Tränen, Schweiß und Speichel).

WHO: Bis 2030 in Industrieländern besiegt

Nur wenn ein HIV-Infizierter über seine Krankheit Bescheid weiß, lässt sich der Teufelskreis HIV mit immer neuen Infektion durchbrechen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass die Epidemie in den Industrieländern bis 2030 besiegt sein könnte, wenn alle Infizierten Zugang zu Medikamenten hätten. Nagele sagte dazu, wo es einen guten Zugang gebe, werde über das frühe Therapieren auch verhindert, dass sich die Infektionsketten fortsetzen.

„Soziales Stigma kann verschwinden“

Noch vor zehn Jahren wurden HIV-Positiven keine Lebensversicherungen verkauft. Heute stellt das meist kein Problem mehr dar. Nagele: „Der HIV-Infizierte trägt etwas in sich, was medizinisch kein Problem, weil gut behandelbar ist.“ Wenn es ein Umdenken in den Institutionen gebe, werde irgendwann auch das soziale Stigma schwinden, so Nagele.

Wer sollte sich testen lassen? Dazu sagte Nagele: „Menschen, die ungeschützten Geschlechtsverkehr mit jemandem haben, dessen sexuelles Vorleben unbekannt ist. Menschen, die sich aufgrund ihrer Sexualpraktiken einem höheren Risiko aussetzen und Menschen, die eine sexuell übertragbare Infektion davongetragen haben.“

AIDS Hilfe:

Blutabnahme dienstags zwischen 16.30 und 18.30 Uhr. Der Test ist kostenlos und anonym möglich.

Ein Drittel weiß nichts von Infektion

Im letzten Jahr ließen sich bei der AIDS Hilfe 700 Kärntner testen. Die Anzahl der Neudiagnosen nimmt seit dem Jahr 2000 kontinuierlich zu - was wünschenswert sei, so Nagele: „Sonst gibt es Menschen, die HIV-positiv sind und es bei Sexualkontakten nicht berücksichtigen.“ Ein Drittel aller Infizierten weiß über die Krankheit nicht Bescheid.

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