Streit um Koralmbahn spitzt sich zu

Mit der Fertigstellung der Koralmbahn 2023 fürchten die Stadt Klagenfurt und die Wörthersee-Gemeinden deutlich mehr Lärm. Sie fordern, Güterzüge über eine Trasse durch das Rosental umzuleiten. Für die ÖBB kommt diese Variante jedoch nicht in Frage.

Der Bau des Koralmtunnels schreitet zwar immer weiter voran, bis heute fehlt aber die Entscheidung, welchen Verlauf die Trasse im Großraum Klagenfurt nehmen wird. Dass die bestehende Strecke komplett untertunnelt wird, wie das der Klagenfurter Gemeinderat 2004 noch unter Bürgermeister Harald Scheucher (ÖVP) in einem Dringlichkeitsantrag gefordert hat, scheint heute - wegen des Grundwassersees unterhalb der Stadt und mehrerer neuer Bahnunterführungen - höchst unrealistisch.

Koralmbahn Trasse

ORF

„Unfinanzierbar und technisch nicht machbar“

Technisch kaum machbar und viel zu teuer sagen die ÖBB, die dieses Projekt schon vor vielen Jahren zu Grabe getragen haben. ÖBB-Sprecher Christoph Posch: „Wenn man eine Tunnelvariante andenken möchte in Klagenfurt – und ich betone noch einmal – die Tunnelvariante kommt für uns überhaupt nicht in Frage – dann müsste man den Tunnel unter die Unterführungen bauen, das heißt wir wären voll im Grundwasserspiegel drinnen und das wäre unfinanzierbar für den Steuerzahler und technisch nicht machbar.“

ÖBB: Güterverkehr nimmt nicht signifikant zu

Ebenfalls nicht erwärmen kann man sich bei der Bahn für die Variante, eine zweite Trasse allein für den Güterverkehr quer durch das Rosental zu bauen. Das wünschen sich Politik, Hotellerie und auch Bürgerinitiativen gegen den Bahnlärm. Zunehmen soll laut den ÖBB und dem Verkehrsministerium nämlich hauptsächlich der Personenverkehr, nicht die Gütertransporte, die vor allem nachts für Lärm am Wörthersee-Nordufer sorgen. Posch: „Es wird ein Verlagerungseffekt stattfinden – von der Strecke entlang des Neumarkter Sattels Richtung Koralmbahn. Die Hauptgüterverkehrsströme und Hauptpersonenverkehrsströme spielen sich zwischen Bruck an der Mur und Graz ab.“

Bahnlärm für Gegner schon jetzt unzumutbar

Solchen Prognosen schenken aber weder die Gemeinde-Politiker, noch die Hoteliers in den Wörtherseegemeinden Glauben. Der Bahnlärm sei schon jetzt eine zu große Belastung, so Silvia Häusl Benz, ÖVP-Bürgermeisterin von Pörtschach: „Wer kann uns das versprechen? Laut einer Studie können auf unserer Bahnstrecke noch viel mehr Züge fahren. Wer wird uns garantieren, dass das nicht passiert?“

Mittelfristig brauche es besseren Lärmschutz und leiseres Zugmaterial, langfristig aber eine eigene Gütertrasse für die Entlastung des Wörthersee-Nordufers.

„Lapidares Abtun“ der ÖBB nicht hinnehmbar

Auch die Stadt Klagenfurt fordert von den ÖBB, alle Varianten zu prüfen. SPÖ-Stadtrat Jürgen Pfeiler: „Der sogenannte Sattnitzrücken wurde noch nie untersucht, ob hier grundsätzlich eine Möglichkeit besteht und mit welchen Kosten das verbunden ist. Das lapidare Abtun seitens der ÖBB kann hier nicht so einfach hingenommen werden.“ Lösungsansätze erhofft werden von der Wörtherseekonferenz, die noch im ersten Halbjahr 2017 stattfinden soll.

Aussprache mit ÖBB-Verantwortlichen gefordert

In einer schrifltichen Stellungnahme hieß es vom Klagenfurter Gemeinderat Jürgen Jandl (Neues Klagenfurt - Liste Jandl), die „Wohlfühlkoalition“ aus Rot, Grün und Schwarz „verschlafe“ wichtige Entscheidungen. Jandl fordert eine Aussprache mit den ÖBB-Verantwortlichen in Stadtsenat und Gemeinderat, „um Schaden von der Bevölkerung abzuwenden“. „Eine weitere Belastung durch Personenzug- und Güterzugverkehrslärm ist nicht zu akzeptieren“, so Jandl.

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