Jugendkriminalität: Sozialarbeiter gefordert

Die Kriminalität einiger Jugendlicher in Kärnten stellt soziale Vereine und Bewährungshelfer vor große Herausforderungen. Die Betroffenen kommen meist aus schwierigen Familienverhältnissen und leiden an psychischen Krankheiten.

Etwa die Hälfte der Straftaten, die von jungen Menschen begangen werden, geht auf das Konto einiger weniger Jugendlicher. Sozialarbeiter und Bewährungshelfer stoßen bei der Zusammenarbeit mit ihnen an ihre Grenzen, denn diese Jugendlichen benötigen vor allem psychiatrische Unterstützung.

Es gibt 13 Jahre alte Alkoholkonsumenten, 14 Jahre alte bewaffnete Räuber, 15 Jahre alte drogensüchtige Prostituierte, aber in geringer Zahl. Diese jungen Täter lernten, mit Gewalt zu leben. Die Liste der Straftaten ist lang und reicht von Einbrüchen bis zu Körperverletzungen. Im Verein Neustart kümmert man sich um solche Jugendliche, sofern sie strafmündig, also 14 oder älter, und bereits verurteilt sind.

Jugendliche Straftäter

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Hilfe für straffällige Jugendliche im Verein Neustart

Psychische Erkrankungen nehmen zu

In der Zusammenarbeit mit den Klienten fällt auf, dass immer mehr Betreute psychisch krank sind, sagte Markus Leitner, Bewährungshelfer bei Neustart: „Es beginnt mit ganz alltäglichen Problemen in der Schule oder im sozialen Umgang. Dann geht es aber in Richtung Borderline-Erkrankung, Depressionen oder Suchterkrankung. das ist bei unseren Klienten immer häufiger zu finden.“

30 bis 50 Jugendliche mit solchen Problemen werden von Neustart betreut. Bleiben die Klienten unbehandelt, setzt sich eine Negativspirale in Gang. Alfred Gschwendner, Leiter des Vereins Neustart: „Das Grundproblem ist, das manche Jugendliche hochdelinquent sind, das heißt, sie machen relativ viele Straftaten in kurzer Zeit und lassen sich auch nicht durch Verurteilungen oder Haftaufenthalte abschrecken. Die Gefahr dabei ist, dass andere Jugendliche - die weniger gefährdet wären - da mitziehen und auch in den Kreislauf der Straffälligkeit kommen.“

Jugendliche Straftäter

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Expertendiskussion am Dienstag im Landesarchiv in Klagenfurt

Vorbeugung besser als Haftstrafen

Bei einem Diskussionsabend am Dienstag im Landesarchiv wurde über mögliche Strategien im Umgang mit solchen Jugendlichen für Polizei, Justiz, Sozialarbeiter und Psychiater gesprochen. Manfred Herrenhofer, Vizepräsident des Landesgerichtes Klagenfurt: „Haftvollzug alleine ist hier sicher nicht das probate Mittel. Im Jugendstrafrecht hat sich längst der Gedanke durchgesetzt, dass Prävention vor Repression geht. Bei solchen Mehrfach- und Intensivstraftätern bedarf es allerdings einer engen Führung, psychotherapeutischer Mittel, die hier eingesetzt werden müssen und das alles unter einer intensiven Kontrolle durch die Justiz.“

Vernetzung für Institutionen

Eine bessere Vernetzung der Institutionen und eine Einrichtung, die sich schon früh genug mit solchen Fällen auseinandersetzt, sei auch von Seiten der Psychiatrie wünschenswert. Wolfgang Wladika, Leiter der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie des Kindes- und Jugendalters im Klinikum Klagenfurt: „Ich denke, wir brauchen spezialisierte Jugendeinrichtungen, die auch einmal für eine kurze Zeit die Tür zusperren dürfen, wenn elf bis 13 Jahre alte Jugendliche gefährdet sind, dass sie wieder für Tage und Wochen davonlaufen.“

Diese Einrichtungen müssten gute therapeutische Möglichkeiten und ein speziell ausgebildetes Personal haben. Weiters müsse es eine enge Kooperation mit seiner Abteilung geben, sagte Wladika. Der Vorschlag bleibt unter Experten umstritten, ein Grund dafür sind die Persönlichkeitsrechte. Einigkeit gab es hingegen dafür, dass jugendliche Straftäter nicht allein gelassen oder aufgegeben werden dürfen.

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