Spätantike Höhensiedlung freigelegt

Die archäologischen Grabungen in Irschen (Oberkärnten) werden fortgesetzt. Forscher der Uni Innsbruck fanden eine spätantike Höhensiedlung, freigelegt wurden auch Reste einer großen frühchristlichen Kirche aus dem 3. Jahrhundert.

„Die bisherigen Funde sind wirklich etwas Besonderes. Der Platz bietet ein extremes Potenzial. Der Erhaltungszustand ist sehr gut“, sagt Grabungsleiter Gerald Grabherr. Das Besondere ist laut Grabherr, dass der Fund bisher unbekannt war, also gänzlich neu ist und so auch etwas gänzlich Unberührtes erforscht werden könne. Die bisherigen Freilegungen erfolgten im Rahmen einer Lehrveranstaltung des Instituts für Archäologien, Fachbereich Archäologie der Römischen Provinzen, unter der Leitung Grabherrs. Initiiert wurden die Grabungen vom Drautaler Amateurforscher Dietmar Simoner, der jahrelang nicht locker ließ – mehr dazu in Römerstraße ober Irschen entdeckt.

Irschen Höhensiedlung Spätantike frühchristliche Kirche

Gerald Grabherr

Die Siedlung am Burgbichl in Irschen südlich der Drau lag zwischen Teurnia im Osten (bei Spittal) und Aguntum im Westen (bei Lienz/Osttirol) und war rund einen Hektar groß. Zu welchem Bistum sie gehörte, ist unklar. Die Niederlassung dürfte auch mit einer wichtigen Römerstraße zusammenhängen. Diese führte von Aquileia in Oberitalien über den Plöckenpass ins Gailtal und von dort über den Gailberg ins Drautal - und eben von dort weiter über Teurnia nach Osten oder auch nach Salzburg oder von Aguntum Richtung Brenner, erklärte Grabherr.

Kirche für 100 Besucher

Die Kirche der Höhensiedlung bot rund 100 Menschen Platz. Das Gebäude muss nach 265/266 nach Christus errichtet worden sein - denn auf diese Zeit datiert Grabherr eine in Rom geprägte Münze, die unter den Mauern freigelegt wurde. Die Umfassungsmauer der Kirche sei mit 140 Zentimetern Stärke „die stärkste, die wir überhaupt kennen“.

Dass Siedlungen in der Spätantike gut gesichert waren, sei eine Notwendigkeit gewesen, so der Grabungsleiter: „Rom war nicht mehr in der Lage, ausreichend für Sicherheit zu sorgen, es gab viele umherziehende Räuberbanden.“ Auch das Mauerwerk der Kirche selbst sei sehr gut erhalten. Die Kirche ist rund 11,5 Meter breit und etwa 18,5 Meter lang. Auch eine Metallverarbeitung und Zisternen für die Wasserversorgung wurden nachgewiesen.

Irschen Höhensiedlung Spätantike frühchristliche Kirche

Gerald Grabherr

Weiter Suche nach Römerstraße

Bei den weiteren Ausgrabungen würde der Fachmann gerne Befunde für die Wohnbebauung finden. Die Wissenschaftler suchen zudem Nachweise für die Römerstraße. Dass diese im Umkreis der Siedlung gefunden wird - und damit auf einer anderen Trasse als in der Jetztzeit - ist laut Grabherr wahrscheinlich. Denn die Römer bauten Bergstraßen gerne ohne Kehren, die damals Monumentalbauten waren, so der Wissenschaftler.

Irschen Ausgrabungen Römerstraße

ORF

Hoffen auf weitere Förderungen

Die bisherigen Grabungen wurden von der Gemeinde Irschen, der Universität Innsbruck und vom Bundesdenkmalamt gefördert. Weitere Grabungen sind gesichert, allerdings in kleinerem Ausmaß. Um Höhensiedlung und Römerstraße ausreichend zu erforschen sind laut Grabherr rund 350.000 Euro nötig, eine für Archäologen in Österreich schwer aufbringbare Summe.

In Kürze wird eine Antrag beim Forschungsförderungsfonds gestellt, der größte Fördertopf in Österreich, gespeist aus öffentlichen und privaten Geldern. Die Bewilligungsquote, so Grabherr, liegt allerdings nur bei rund 15 Prozent.