Infineon: Schäden durch Stromschwankungen

Der bereits begonnene Bau der 110kV-Leitung in Villach ist seit einem Jahr gestoppt, es geht um die Frage Umweltverträglichkeits-Prüfung ja oder nein. Durch Stromschwankungen ohne die neue Leitung entstanden Infineon bereits Millionenschäden.

Nach Einsprüchen der Stadt Villach und der Marktgemeinde Finkenstein ist beim Verwaltungsgerichtshof in Wien ein Revisionsverfahren zu einer möglichen Umweltverträglichkeits-Prüfungspflicht anhängig - mehr dazu in VwGH kippt Bau von 110-kV-Leitung (kaernten.ORF.at; 14.10.2015). Eigentlich hätte die neue Leitung im Herbst 2017 in Betrieb gehen sollen, 28 Mio. Euro wurden bisher in den Netzausbau investiert. 36 Masten wurden aufgestellt und zwei Drittel bereits mit Kabeln versehen.

Baustopp 110 kv-Leitung

ORF

Baustopp im Oktober 2015

Evakuierungen im Reinraum

Bis zu 20 Spannungsschwankungen pro Jahr werden bei Infineon registriert, die meisten davon in den gewitterintensiven Sommermonaten. Heuer zum Beispiel musste der Reinraum zwei Mal evakuiert werden, weil das instabile Stromnetz Schäden an der Abluft-Anlage verursachte hatte. Die Spannungsschwankungen führen neben Schäden an der Anlage auch immer wieder zu Fertigungsausfällen, sagte Infineon-Vorstandsmitglied Thomas Reisinger: „In den letzten zwei Sommern gab es einen Schaden von 1,5 Mio. Euro. Da sind gewissen Dinge aber nicht mitgezählt, man kommt in Lieferschwierigkeiten und könnte dadurch Kunden verlieren.“

Infineon investiert jährlich 100 Millionen Euro in den Standort Villach. Man sei weit davon entfernt, den Standort in Frage zu stellen, aber ein instabiles Stromnetz sei international nicht wettbewerbsfähig, so Reisinger.

Frist für Stellungnahme bis Ende November

Es wird von der KELAG nicht weiter gebaut, bis Rechtssicherheit hinsichtlich einer Umweltverträglichkeitsprüfung besteht. Dazu sagte KELAG-Vostand Manfred Freitag: „Die Zeit läuft, wir brauchen am Knoten Villach dringend die Netzabstützung.“ Ein Vorverfahren sei eingeleitet worden. Für die Stellungnahmen für das Verfahren beim Verwaltungsgerichtshof haben die Kärnten Netz Gmbh und die Kärntner Landesregierung bis Ende November Zeit.

Der Naturschutzbeirat sprach sich bereits gegen eine UVP-Pflicht aus, er legt der KELAG aber nahe, im Bereich Fürnitz ein Erdkabel zu verlegen - mehr dazu in Keine UVP für 110kV-Leitung (kaernten.ORF.at; 18.4.2016). Auch für Maria Gail wird ein Erdkabel von einer Bürgerinitiative gefordert.

Die Sprecherin der Bürgerinitiative „110 kV Nein Danke Villach Süd“, Irene Kreschischnig, betonte am Samstag, man sei nicht gegen die neue Leitung, man wolle nur die Erdverkabelung. Hätte man von Seiten der KELAG wirklich auf Infineon Rücksicht genommen, hätte man von Anfang an einen Weg mit den Bürgern gesucht und gefunden.

KELAG will an Freileitung festhalten

Von Villachs Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) hieß es, Villach brauche die Anbindung an das 110kV-Netz. Weil die Bürger aber übergangen wurden, hätten die Stadt und die Marktgemeinde Finkenstein Einspruch beim Landesverwaltungsgericht eingelegt. Der Verwaltungsgerichtshof sei die letzte Instanz, mit einem Urteil gebe es Rechtssicherheit, so Albel.

Die KELAG will jedenfalls an der Freileitung festhalten. Jetzt heißt es warten auf die rechtskräftigen Bescheide. Sind diese nicht spätestens in zwei Jahren da, müsste die KELAG sogar ihre bereits aufgestellten Strommasten wieder abbauen.