Klagenfurts Traum vom Hochquellwasser

Klagenfurt besitzt Grundstücke in den Karawanken als Trinkwasserressource. Trotz millionenschwerer Investitionen ist unklar, ob es dort wirklich Wasser gibt. Für seine Grundwasser-Quellen muss die Stadt aber ebenfalls tief in die Tasche greifen.

Die Stadt Klagenfurt ist eine der wenigen Städte, die ihren Trinkwasserbedarf mittels Grundwasser deckt. Villach, aber auch Innsbruck oder Wien werden über Gebirgsleitungen mit Hochquellwasser versorgt. Die Pläne, Klagenfurt mit Wasser aus den Karawanken zu versorgen, sind schon 30 Jahre alt und wurden von den Stadtwerken bereits mehrmals ad acta gelegt. Zum ersten Mal, als man sich kurz nach dem millionenschweren Ankauf der Grundstücke dazu entschlossen hatte, lieber doch in die Wasserschiene St. Veit zu investieren.

Karawanken Rosental

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Bauern bekommen jährlich 750.000 Euro

Die Entscheidung für das geförderte Grundwasser ist laut einem Rechnungshofbericht ebenfalls nicht billig und zwar nicht nur wegen der hohen Energiekosten für die Förderung: Denn die Klagenfurter Trinkwasserspeicher liegen allesamt inmitten landwirtschaftlicher Nutzflächen. Jährlich müssen die Stadtwerke 750.000 Euro Entschädigung an die Bauern zahlen, damit sie ihre Äcker unbenutzt lassen.

Alleine der Leitungsbau aus den Karawanken hätte 30 Millionen Euro gekostet, die Versorgung von dort oben wäre aber sogar geringfügig billiger gewesen als die St. Veiter Wasserschiene - mehr dazu in Klagenfurt sitzt auf Karawanken-Grundstücken. In Akten, die dem ORF zugespielt wurden, heißt es: In den 80er Jahren habe auch die Stadt St. Veit Bedarf angemeldet und sich mit 28 Prozent am Wasserverband Krappfeld beteiligt, weshalb die Entscheidung zugunsten der Wasserschiene gefallen sei. Weshalb aus dem Budget der Wasserschutzrücklage weiter Grundstücke in den Karawanken angekauft wurde, erschließt sich daraus nicht.

„Nicht Katze im Sack gekauft“

Harald Scheucher, von 1997 bis 2009 ÖVP-Bürgermeister von Klagenfurt, sagte gegenüber dem ORF, die Stadtwerke seien damals wie heute eine eigenständige AG gewesen. Er könne sich an „keinerlei Gespräche rund um diesen Grundstückskauf erinnern“. Auch 1986, beim Kauf der ersten Grundstücke in den Karawanken, habe man sicher nicht die „Katze im Sack“ gekauft, so Scheucher.

Er glaubt sich an eine Studie des Joanneum Research zu erinnern, in dem von einem Wasservorkommen von sechs Millionen Kubikmeter in den Karawanken die Rede ist. Die heute in der Stadt und bei den Stadtwerken Verantwortlichen sind sich bezüglich des Wasservorkommens allerdings nicht so sicher. Mit einer Begehung am Freitag wollen sich die Klagenfurter Bürgermeisterin und der Stadtwerke-Vorstand erstmals vor Ort ein Bild machen.

Halbe Wasserversorgung abgeschaltet

Die Wasserschiene St. Veit - Klagenfurt ist seit Wochenbeginn abgeschaltet, in einem der vier Brunnen wurde ein erhöhter Bor-Wert gefunden - mehr dazu in Trinkwasserbrunnen wegen Bor gesperrt. Damit wird Klagenfurt derzeit nur von den Wasserlieferanten Straschitz und Zwirnawald beliefert. Denn auch die Quelle Rain musste gesperrt werden, hier wurde Hexachlorbutadien gefunden - mehr dazu in Verseuchte Trinkwasserquelle bleibt vom Netz.