Klagenfurt sitzt auf Karawanken-Grundstücken

1986 und 2002 haben der Klagenfurter Magistrat und die Stadtwerke 650 Hektar Grund in den Karawanken als Trinkwasserressource gekauft. Bis heute ist allerdings nicht klar, ob es dort Wasser gibt. Das sollen jetzt Gutachten klären.

Wieso kauft man Grundstücke in den Karawanken als Trinkwasservorrat, ohne zu wissen, ob es dort auch wirklich Wasser gibt? Bei den Stadtwerken und der Stadt beginnt man gerade erst, sich diese Frage zu stellen und die eigene Vergangenheit zum Thema Karawanken-Quellen aufzuarbeiten. 30 Jahre alte Akten müssen dafür ausgehoben werden.

Grundstückskauf Karawanken

ORF

Dieses Schriftstück über den Grundstückskauf liegt dem ORF vor

Bürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ) sagte über den Kauf, die Entscheidung fiel 1986 unter Bürgermeister Guggenberger. Leider habe man verabsäumt, Gutachten einzuholen, um zu sehen, wie hoch die Trinkwasservorräte seien. Die Grundstücke liegen südlich von St. Jakob im Rosental. Wer der Verkäufer war, weiß man bei der Stadt nicht, so Mathiaschitz. Es sei Gegenstand von Untersuchungen im Rathaus.

Lebenslanges Jagdrecht eingeräumt

Fest steht jedenfalls, dass diesem Verkäufer ein lebenslanges Jagdpachtrecht eingeräumt wurde. Auf die von ihm erworbenen Karawanken-Grundstücke scheint man aber nicht lange gesetzt zu haben: Schon ein Jahr nach dem Kauf, 1987, wurden insgesamt zwölf Millionen Euro in den Wasserverband St. Veit investiert, so Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender Walter Groier vor dem Klagenfurter Gemeinderat am 20. September.

Neue Gutachten müssten erstellt werden

Jetzt sollen hydrogeologische Untersuchung Aufschluss über mögliche Wasservorkommen in den Karawanken geben. 400.000 Euro wurden bereits in Gutachten investiert, die darüber keinen Aufschluss geben. Fraglich ist außerdem, ob mögliche Quellen wirtschaftlich rentabel nutzbar wären: 30 Millionen Euro würde alleine das Verlegen der Leitungen kosten. Dazu sagte Stadtwerke-Vorstand Clemens Aigner: „Wir haben zwei wirtschaftliche Fragen zu klären: Wie viel Wasser gibt es, wie viel kostet es, die Quellen zu erschließen?“

Lokalaugenschein am Freitag

Geklärt werden müssten wasserrechtliche Bewilligungen und außerdem, ob sich eine Wasserentnahme auch auf den Grundwasserkörper in Slowenien auswirken würde. Denn dann müsste auch Slowenien dem Karawanken-Projekt zustimmen. Am Freitag werden sich Mathiaschitz als Eigentümervertreterin und der Vorstand der Stadtwerke vor Ort ein Bild von der Lage machen. Die Grundstücke sollen überdies bald Natura-2000-Gebiet werden.

Mehrere Leitungen vom Netz genommen

Das Thema Trinkwasser beschäftigt Klagenfurt derzeit sehr: Am Montag wurde die Wasserschiene St. Veit - Klagenfurt vom Netz genommen, weil in einem der vier Brunnen, die hier eingespeist werden, erhöhte Borwerte gemessen wurden. Bor weist darauf hin, dass es Verschmutzungen im Wasser gibt.

Aus der Wasserschiene kommt die Hälfte des Klagenfurter Trinkwassers - mehr dazu in Trinkwasserbrunnen wegen Bor gesperrt. Bereits seit 2014 ist die Quelle Rain vom Netz, hier wurde Hexachlorbenzol-Butadien (HCB-D) gefunden - mehr dazu in Verseuchte Trinkwasserquelle bleibt vom Netz. Derzeit stehen der Landeshauptstadt nur noch die Quellen Straschitz und Zwirnawald zur Verfügung.

FPÖ: Tiebel-Wasserrechte sichern

Der Klubobmann der Klagenfurter FPÖ, Andreas Skorianz, sagte in einer Aussendung am Mittwoch, die Stadt solle sich Wasserrechte an der Tiebel sichern, nur dieses Wasser aus Urgestein sei unbedenklich. Fast alle Alpenstädte würden ihr Wasser von Gebirgsquellen beziehen. Nur Klagenfurt gehe einen anderen Weg, obwohl es schon teuer Gebirgsquellen gekauft habe.