Trinkwasserbrunnen wegen Bor gesperrt

Die Wasserschiene St. Veit, die die Stadt Klagenfurt mit Trinkwasser versorgt, ist vom Netz genommen worden. Einer der vier Brunnen weist zu hohe Borwerte auf. Bor ist ein Hinweis auf Verschmutzungen mit häuslichen Abwässern.

Die Wasserschiene Klagenfurt-St. Veit (überregionale Versorgungsleitung) besteht aus vier Brunnen. Bei aktuellen Wasseruntersuchungen wurde bei einem der vier ein erhöhter Borwert festgestellt. Die Brunnen wurden am Montag sofort vom Netz genommen, so Stadtwerke-Vorstand Clemens Aigner: „Jetzt müssen wir das alles verifizieren und uns anschauen, ob bei den anderen drei Brunnen auch erhöhte Werte auftauchen, wenn einer ausgeschaltet wird.“ Es könne sein, dass sie miteinander kommunizieren, die Anlage sei daher vom Netz, so Aigner. Damit sind auf einen Schlag 50 Prozent der Wasserlieferungen (4,5 Mio. Kubikmeter)für Klagenfurt weggefallen.

Deponie K7 versiegelt - trotzdem Aufffälligkeiten

Der Grenzwert für Bor im Trinkwasser liegt bei einem Milligramm pro Liter, im besagten Brunnen wurden 1,3 Milligramm festgestellt. Die Weltgesundheitsorganisation empfahl bis 2009 0,5 Milligramm/Liter, dann wurde die der Wert auf 2,4 Milligramm/Liter angehoben. Gesundheitsgefahr besteht durch Bor keine, es weist aber auf eine Verschmutzung durch häusliche Abwässer hin. Die Herkunft des zu hohen Borwertes ist nicht vollständig geklärt: Mitten im Wasserschongebiet des Krappfeldes liegt die Deponie Rosswiese der Treibacher Industrie AG. Dort lagern 500.000 Kubikmeter Produktionsabfälle - Schwermetalle und auch Bor.

Die Deponie wurde aber 1995 saniert, seither sollte die K7 dicht sein und das Grundwasser auch nicht mehr belasten. Obwohl die Oberfläche der Deponie abgedichtet wurde, kam es aber immer wieder zu Auffälligkeiten am darunterliegenden Grundwasserkörper. Diese Belastungen mit Bor - aber auch mit einigen Schwermetallen - sind vom Land zumindest für die Jahre 2004, 2007, 2010 und 2012 belegt. Seit etwa sechs Jahren weiß man nun, dass für den erhöhten Borwert im Grundwasser nicht allein die Altlast K7 verantwortlich sein kann, so Michael Rabitsch von der Umweltabteilung des Landes.

Bor

Bor ist ein natürliches Halbmetall, das auch in Waschmittel vorkommt, im Trinkwasser aber nichts zu suchen hat - zumindest nicht oberhalb des gesetzlichen Grenzwertes von einem Milligram pro Liter. Es wird in verschiedensten Industriezweigen verwendet. Vor allem in Waschmitteln kommt es in Verbindungen vor. Bormineralien kommen in den Gesteinen Kernit, Borax, Ulexit und Colemani und auch Schiefer auch natürlich vor, ein gewisses Vorkommen im Trinkwasser ist daher normal. Der menschliche Körper enthält ebenfalls Bor, es wird mit der Nahrung aufgenommen, z.B. mit Obst und Gemüse.

Unbekannte Altlast?

Das Land vermutet eine weitere noch unbekannte Altlast auf dem Gelände der Treibacher Industrie AG, durch die weiterhin Bor ins Grundwasser gelangen könnte - mehr dazu in Zuviel Bor im Grundwasser: Land sucht Altlast. Die Stadtwerke prüfen das Wasser derzeit auch auf eine Belastung mit Schwermetallen, die Ergebnisse stehen aber noch aus. Nun wird geschaut, ob es sich um eine einmalige Grenzwertüberschreitung handelt oder oder mit einer längerfristigen Bor-Belastungen zu rechnen ist.

Wasserversorgung - noch - gesichert

Auch ohne die Wasserschiene St. Veit sei die Wasserversorgung der Klagenfurter Haushalte - zumindest mittelfristig - gesichert, so Aigner. Die Quellen Straschitz und Zwirnawald seinen derzeit ausreichend. Danach werde es aber knapp. Die Klagenfurter Trinkwasserkunden sollen jedenfalls zu keinem Zeitpunkt einer erhöhten Borbelastung ausgesetzt gewesen sein, weil das Wasser aller vier Brunnen zusammengefasst wird und die anderen drei keine erhöhten Werte aufweisen. Von der Treibacher Industrie AG hieß es in einer ersten Reaktion, man werde der Sache nachgehen.

„Noch gibt es keine Klarheit, ob es einen Zusammenhang zwischen den erhöhten Messwerten, der Altlast Rosswiese oder einer bisher unbekannten Bodenverunreinigung aus einer früheren Produktion der Treibacher Chemischen Werke gibt. In Übereinstimmung mit der Behörde wurde vereinbart, dass wir südlich der Deponie im Nahbereich unseres Werks weitere Messpegel schlagen. So werden wir ehest möglich örtliche Quellen als potentielle Verursacher eingrenzen oder ausschließen“, sagte Christoph Herzeg.

HCB-D in Quelle Rain

Eine andere Trinkwasserquelle Klagenfurts, der Brunnen Rain, wurde 2014 vom Netz genommen, weil im Wasser HCB-D (Hexachlorbenzol-Butadien) entdeckt wurde - mehr dazu in Klagenfurt: HCBD in Trinkwasserquelle.