Müller nach Reha-Ende optimistisch

Der im Jänner beim Skifliegen am Kulm schwer verunglückte Kärntner Skispringer Lukas Müller konnte nun nach 149 Tagen zu Fuß mit Krücken die Klinik verlassen. Er zeigt sich optimistisch.

Sein schwerer Sturz als Vorspringer bei der Ski-Flug-Weltmeisterschaft am Kulm in der Steiermark hatte die Öffentlichkeit geschockt. Danach gab es für den 24-Jährigen die niederschmetternde Diagnose: inkomplette Querschnittslämung. Es folgten eine Notoperation, der Aufenthalt am LKH Graz und zuletzt die REHA in der Klinik in Bad Häring in Tirol. Der gebürtige Spittaler postete am Donnerstag ein Facebook-Video, auf dem er auf Krücken gestützt langsam durch den Ausgang der Einrichtung geht - mehr dazu in Skispringer Lukas Müller verlässt Reha auf Krücken oe3.ORF.at; 21.7.16.

Lukas Müller

Müller

Lukas Müller beim Verlassen der REHA-Klinik an der Seite seines Neffen Felix

Vision wurde Wirklichkeit

Im Interview mit ORF-Sportredakteur Peter Obermüller zog er jetzt Bilanz: „Vor ein paar Monaten hatte ich die Vision, dass ich - zumindest kurzzeitig - auf den Rollstuhl verzichten kann“, sagt Müller. Genau das sei jetzt möglich, auch wenn es nach wie vor Tage gebe, an denen er sich zu schwach fühle, um länger selbstständig zu gehen.

„Nach fünf bis zehn Metern bitte ich dann wieder um den Rollstuhl. Dann gibt es aber auch Tage, an denen es über 50 Meter gut geht und vielleicht sogar ein bisschen darüber hinaus“, erzählt der Kärntner.

Unfall wie Misserfolg aufgearbeitet

Der öffentliche Zuspruch habe ihn bestärkt, so Müller, aber auch der Sport selbst: „Ich habe schon als Kind gelernt, mit kleinen Erfolgen und Misserfolgen umzugehen. Ich habe den Unfall wie einen Misserfolg aufgearbeitet. Ich habe daran gearbeitet, dass ich das jetzige Leben - so gut es geht - an das alte Leben anpasse. Ident wird es nicht mehr werden, aber das ist nicht weiter schlimm. So wie sich die eine Türe vom Skispringen geschlossen hat, so sind viele andere aufgegangen“, zeigt sich der 24-Jährige optimistisch. Er habe viele neue Leute „mit teilweise weitaus schlimmeren Schicksalen“ kennengelernt. Auch das habe ihn geprägt.

Verärgert über eigene Gedanken ans Aufgeben

An das Aufgeben habe er nie gedacht, sagt Müller. Der liege in der Natur eines Sportlers: „Ich habe wohl darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn ich aufgeben würde, aber das hat immer damit geendet, dass ich mich darüber geärgert habe, dass ich mir überhaupt diese Gedanken mache. Wenn man aufgibt, gibt man nicht nur die Chance auf, weiterzukommen, sondern man gibt sich selbst auf“.

Positive Erlebnisse machen Situation erträglich

Psychisch gehe es ihm gut, sagt der Kärntner: „Es sind dermaßen viele gute Sachen passiert, die zwar den Unfall nicht wieder gut machen, die aber die Situation erträglich machen.“ Das helfe ihm dabei, mit der gesamten Situation klar zu kommen. „Ich kann mir die Fotos vom Sturz anschauen, ich kann mir das Video anschauen. Ich habe das Video sogar analysiert. Ich habe kein Problem, wenn jemand mit mir darüber reden will“, so Lukas Müller.

Jetzt, nach der Entlassung aus der Reha, freue er sich in erster Linie aufs Heimkommen „und dass ich mich dort in meinen Pool fallen lassen kann“, lacht er. Für die nächste Zukunft hoffe er „auf viele, viele Schritte mehr“, sagt Müller: „Es ist nach wie vor ein total erhebendes Gefühl, auf Augenhöhe mit den anderen Leuten zu sein“.

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