Görtschitztal: Anzeige wegen Asche

Der HCB-Skandal beschäftigt bereits die Justiz. Am Donnerstag haben die Bürgerinitiative „Rettet das Görtschitztal“ und einige Anrainer erneut Anzeige gegen das Wietersdorfer Zementwerk eingebracht. Diesmal geht es um angeblich gefährlichen Ascheabfall, der illegal verwendet worden sein soll.

Der Wiener Anwalt Wolfgang List äußert in einer Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft den Verdacht, das Wietersdorfer Zementwerk habe gefährliche Ascheabfälle rechtswidrig entsorgt und damit die Umwelt gefährdet. Diese Asche sei bei dem Bau von Wegen vergraben worden. Messungen auf einem Weg hätten überhöhte Schadstoffwerte ergeben.

In den neuen Vorwürfen sehen Wietersdorfer den Versuch, einen Skandal herbeizuführen: Die Verwendung des sogenannten Bypass-Staubes sei weder rechtswidrig, noch umweltgefährdend. Er sei gemäß der Ö-Norm zur Befestigung der werkeigenen Forststraßen verwendet worden.

Bohrung Görtschitztal Asche

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Tragschichtbinder: „Ö-Norm gemäß hergestellt“

Illegale Deponie gebe es keine, eine falsche Verwendung durch die beauftragte Baufirma sei auszuschließen, so w&p-Geschäftsführer Wolfgang Mayr-Knoch: „Wir haben das Produkt gemäß Normen hergestellt und die Baufirma hat das Produkt verwendet um diese spezielle Fortstraßenstabilierung durchzuführen.“

Bypass-Staub wird in der Zementproduktion verwendet, um Stoffe wie Chlorid und Sulfat aus dem Zement zu bekommen. Wietersdorfer zufolge ist die Weiterverwendung für den Straßenbau erlaubt, zehn Prozent dürften sogenannten Tragschichtbindern beigemengt werden. Das Produkt werde auch an Baufirmen verkauft.

Probebohrungen zeigen Grenzwertüberschreitungen

Rechtsanwalt Wolfgang List spricht in einer Sachverhaltsdarstellung von illegaler Abfallbeseitigung: zwei Probebohrungen an einem Forstweg in Klein St. Paul hätten massive Grenzwertüberschreitungen zu Tage gefördert. Das gefundene Material dürfe gar nicht im Wegebau verwendet werden.

Auffälligkeiten gibt es laut einem Gutachten beim PH-Wert und Stoffen wie Chrom, Kupfer, Selen, Fluorid, Chlorid und Nitrit. Ob es tatsächlich von Wietersdorfer stamme oder einem anderen Zementwerk, wisse man aber nicht, so List. „Die Asche, die wir hier vorgefunden haben, hat kein Mascherl.“

Zeuge soll Ascheeinbringung beobachtet haben

Ein „Kronzeuge“ habe ihm gegenüber aber „ganz klare Aussagen“ getätigt: „Er hat selber zugeschaut, wie in den Jahren 2008, 2010 und 2012 Asche in großem Ausmaß in den Wegebau eingebracht worden ist und hat immer wieder bei der Kärntner Landesregierung angefragt: Ist das korrekt? In der Kärntner Landesregierung hat man gesagt: Es ist korrekt.“

Den Vorwurf, Hinweisen nicht nachgegangen zu sein, weist Albert Kreiner von der Kärntner Landesregierung zurück. Die Umweltabteilung habe nach einem anonymen Hinweis Erhebungen geführt. „Soweit mir erinnerlich - ich bekomme den Bericht erst - ist hier ein ordnungsgemäßer Einbau von Materialien erfolgt. Was nicht heißt, dass woanders nicht ordnungsgemäß Materialien eingebaut worden sind.“

Ein Blick in den Abfalldatenverbund könne, so List, Aufklärung liefern: Dort müsse vermerkt sein, wohin das Wietersdorfer Zementwerk seinen Bypass-Staub verbracht habe.

Gutachten List Asche Görtschitztal

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Presseaussendung der Wietersdorfer Zementwerke als Reaktion auf die Vorwürfe von Rechtsantwalt List

Gutachten gegen Gutachten

Vor eineinhalb Jahren hatte ja das Bekanntwerden des HCB-Skandals für große Verunsicherung unter der Bevölkerung gesorgt. Erst vor wenigen Tagen hatte die regionale Molkerei Sonnenalm bekanntgegeben, dass sie in den kommenden Wochen wieder rein mit Milch aus dem Görtschitztal produzieren werde. Dem gingen monatelange Analysen und Tests voraus - mehr dazu in Nach HCB-Skandal: Hoffnung für Milchbauern.

List hatte im Juni im Zusammenhang mit dem HCB-Skandal im Görtschitztal eine Sammelklage gegen die Republik Österreich angekündigt - mehr dazu in HCB: Anwalt will auf 150 Mio. Euro klagen. In diesem Zusammenhang präsentierte er Messwerte, die zeigen sollten, dass die HCB-Belastung in den Böden deutlich höher sei, als bei den vom Land veröffentlichten Daten. Nach dieser Kritik gaben die Wietersdorfer Zementwerke selbst ein Gutachten in Auftrag. Dieses belegte, dass die Messwerte noch geringer seien - mehr dazu in Wieder neue HCB-Werte in Gutachten.