Rekord an Drogentoten: Kritik wächst

Diese Woche hat es in Kärnten das neunte Drogenopfer des Jahres gegeben, ein neuer Rekord. Experten kritisieren, dass es zu wenig Prävention gibt und bezweifeln, dass der neue Standort der Klagenfurter Drogenambulanz in der Innenstadt der richtige ist.

Durchschnittlich acht Drogentote gab es in den letzten Jahren jährlich in Kärnten, heuer wurde diese Zahl bereits Mitte des Jahres erreicht. Erst diese Woche wurde ein weiteres Opfer bekannt, das neunte des Jahres - mehr dazu in 23-Jähriger starb an Drogenmix. Ein Grund für den zunehmenden Drogenkonsum ist laut Polizei auch, dass die Suchtgifte immer leichter erhältlich sind. Die Betreuer in den Drogenambulanzen berichten von immer mehr Suchtgiften, die ohne Probleme von Dealern und im Internet erhältlich sind.

Experten kritisieren jedenfalls, dass zu wenig in Prävention investiert werde und sie bezweifeln, dass eine neue Drogenambulanz direkt in der Innenstadt von Klagenfurt der richtige Schritt ist. Wie nun bekannt wurde, soll die Ambulanz in Nähe des Benediktinermarktes errichtet werden, auch ein Hotel und eine Schule sind dort angesiedelt. Drogenambulanzen in den Städten seien prinzipiell sinnvoll, sagt der Leiter der Drogenambulanz Villach, Gerald Kattnig. Er gibt allerdings zu bedenken, dass ein Standort in der Innenstadt auch ein Gefahrenpotential in sich berge: „Je mehr Menschen etwas gemeinsam tun oder ausprobieren, desto größer ist der Werbeeffekt.“

Neueröffnung im Herbst

In der Villacher Ambulanz mussten seit Jahresbeginn rund 100 zusätzlichen Patienten betreut werden, weil die Drogenambulanz in Klagenfurt vor fast zwei Jahren aus Platzmangel einen Aufnahmestopp verhängte. Ein Ausbau war in Klagenfurt also dringend nötig.

Derzeit werden die Büroflächen umgebaut, in Herbst soll die Eröffnung stattfinden. Rund 700 Klienten sollen in der erweiterten Ambulanz betreut werden können. Die Klagenfurter Ambulanz wird dann ab Herbst vom Land betrieben und nicht mehr wie bisher von der Stadt. Der neue Trägerverein ist die Arbeitsvereinigung Sozialhilfe Kärnten (AVS) - mehr dazu in Drogenambulanz verzögert sich bis Herbst.

Von Arzt zu Arzt auf Rezeptjagd

Immer häufiger sterben die Drogenopfer an einem Mix aus Drogen und Medikamenten. Problematisch beurteilt der Leiter der Villacher Drogenambulanz daher auch, dass von Hausärzten viele Rezepte für opiathältige Medikamente ausgestellt würden. Kattnig: „Suchtmittelabhängige nutzen oft das System aus. Wir wissen aus Analysen der Gebietskrankenkasse, dass es Drogensüchtige gibt, die in einem Monat Rezepte von fünf Ärzten bekommen, während sie bei uns in Behandlung sind.“ Ein weiteres Problem für die Drogenberater: Sie können zwar nachweisen, welche Suchtgifte ihre Klienten konsumiert haben. „Woher diese kommen, dass wissen wir aber nicht“, so Kattnig.

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