Klagenfurt bekommt umstrittene Stromzähler

Die Stadtwerke Klagenfurt tauschen bei über 80.000 Kunden die Stromzähler gegen digitale Messgeräte aus. Diese Geräte sind allerdings umstritten, denn Datenschützer fürchten, dass sie Hacker auf den Plan rufen könnten.

Die neuen Stromzähler melden den aktuellen Stromverbrauch viertelstündlich an die Versorger. Datenschützer kritisieren, dass dadurch ein Verhaltensprofil der Stromkunden angelegt werden könne. Auch Hacker könnten auf den Plan gerufen werden, die mit den gesammelten Daten Missbrauch betreiben oder auch die Stromversorgung lahmlegen könnten.

Um zu verhindern, dass Unbefugte in das System eingreifen und die Stromversorgung lahmlegen, habe man umfassende Sicherheitsmechanismen eingebaut, versicherten die Stadtwerke am Dienstag. So könne nur eine gewisse Anzahl an Messgeräten gleichzeitig deaktiviert werden, heißt es.

Streit um Ablehnungsrecht

So mancher Stromkunde, etwa in Oberösterreich, wollte den neuen Stromzähler aus Sorge um die Datensicherheit nicht haben. Im Elektrizitätsgesetz wurde 2013 nachträglich verankert, diesem Kundenwunsch zu entsprechen. Dort heißt es wörtlich, „der Netzbetreiber“ habe „den Wunsch eines Endverbrauchers, kein intelligentes Messgerät zu erhalten, zu berücksichtigen...“

Dieses so genannte „Opt-Out“-Recht wurde nach Protesten genauer definiert: Will ein Kunde das neue Gerät nicht, bekommt er es trotzdem installiert, allerdings werden die „smarten“ Funktionen abgestellt – mehr dazu in So wird das Opt-Out beim Smart Meter unterlaufen (futurezone.ORF.at).

Messgerät wird „dumm gestellt“

Wer an den Daten des neuen Messgerätes kein Interesse habe, der habe die Möglichkeit, diese Funktion mittel Opt-Out zu deaktivieren, bestätigte am Dienstag auch Helge Spendier, Leiter des Netzkunden-Managements bei den Stadtwerken. Dann funktioniert das weiße, digitale Messgerät wie der alte, schwarze Stromzähler. Die Fernauslesung funktioniere aber weiterhin, so Spendier. 65 jener 7.000 Kunden, bei denen die neuen Messgeräte installiert worden sind, haben sich bisher für diese Opt-Out-Funktion entschieden. Ganz reibungslos funktioniert die Ablehnung der digitalen Messer aber nicht überall, wie ein Fall aus Oberösterreich zeigte – mehr dazu in Kein Recht auf Grundversorgung bei Streit um Stromzähler (futerezone.ORF.at).

Stadtwerke: Keine Wahlfreiheit

Eine Wahlfreiheit habe der Versorger nicht, sagte Stadtwerke-Vorständin Sabrina Schütz-Oberländer: „Es gibt eine EU-Verordnung, die aller Staaten dazu verpflichtet, die nationalen Gesetze wurden dem angepasst.“ Für den Kunden habe das digitale Messsystem auch Vorteile: „Er kann sich seine Verbrauchsdaten genau anschauen und dann eventuell den Stromverbrauch reduzieren.“

Eingeführt werden die digitalen Stromzähler österreichweit nach einer EU-Richtlinie. Das Wirtschaftsministerium schrieb in der Folge vor, dass bis 2019 rund 95 Prozent der Stromzähler ausgetauscht sein müssen, auch die Energiemarktaufsicht E-Control begrüßt den Wechsel. Der Stromverbrauch wird exakt aufgezeichnet, der Zählerstand wird automatisch an den Energieversorger übermittelt, das Stromablesen entfällt.

Umtausch soll bis Ende 2019 umgesetzt sein

Die Stadtwerke Klagenfurt gehören nach Oberösterreich zu den ersten Energieversorgern in Österreich, die mit der Umstellung beginnen. 7.000 solcher computergesteuerter Smart Meter sind bereits in den Haushalten installiert, demnächst werden sie auch in Betrieb genommen, bis Ende 2019 soll der Austausch dann abgeschlossen sein.