Nothilfe für Kärntner Milchbauern

Der Milchpreisverfall bringt die Kärntner Milchbauern unter Druck. Das Land beschloss am Dienstag eine sofortige Nothilfe von 500.000 Euro, sie gilt vor allem für Bauern in benachteiligten Gebieten.

192.000 Tonnen Milch werden im Jahr durchschnittlich in Kärnten produziert. Es gibt 2.100 Milchbauern, 80 Prozent haben weniger als 20 Kühe und befinden sich im Berggebiet. 30 Cent brutto erhalten die Kärntner Milchbauern derzeit pro Kilo Milch, vor einem Jahr waren es noch 40 Cent.

Der Milchpreisverfall bringe die Kärntner Milchbauen massiv unter Druck bis hin zur Existenzgefährdung, sagte am Dienstag Agrarreferent Christian Benger (ÖVP). Hauptsächlich im Berggebiet, wo sich 80 Prozent der heimischen Milchbetriebe befinden, werde der Preisverfall zur Überlebensfrage für die Familienbetriebe. Die am Dienstag beschlossene Nothilfe gilt deswegen für die Milchbauern in benachteiligten Gebieten.

Im Schnitt Minus von 8.600 Euro pro Betrieb

„Mehr Kühe, mehr Milch, mehr Umsatz“, diese „Milchmädchenrechnung“ der Industrie reiße die heimische Milchwirtschaft mit in den Abgrund, kritisierte Benger. „Unsere kleinstrukturierten Betriebe sind nicht die Melkkühe der europäischen Agrarindustrie. Deshalb müssen wir gegensteuern“, so Benger. Ein durchschnittliches Minus von 8.600 Euro pro Betrieb würden die bäuerlichen Familien nicht verkraften. Finanzielle Soforthilfen seien ebenso wichtig wie mittel- und langfristige Maßnahmen sowie eine nachhaltige Mengenreduktion oder das Erschließen neuer Märkte, so Agrarreferent Benger.

Gefordert sieht Benger auch die öffentlichen Einrichtungen wie Krankenhäuser, Pflegeheime und Schulen. „Wer Steuergeld bekommt, muss heimische Lebensmittel kaufen. Das Bundesvergabegesetz lässt das jetzt zu. Es kann nicht sein, dass unser Steuergeld auch noch ins Ausland abfließt, damit Billigmilch aus Massenproduktionen importiert wird.“

Molkereien für europaweite Mengenbegrezung

Beim Milchgipfel im Parlament sprach sich der heimische Molkereiverband am Dienstag für eine europaweite Mengenbegrenzung aus. Eine Stabilisierung des Milchpreises mache nur mit einem Mengendeckelungssystem auf europäischer Ebene Sinn, weil Österreich zwei Prozent der Milchmenge in der EU produzierte, so Helmut Petschar, Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM).

Wenn die Molkereien in Österreich weniger Milch verarbeiteten, dann würden ausländische Molkereien verstärkt die österreichische Nahrungsmittelindustrie beliefern, so der VÖM-Präsident und Direktor der Kärntner Milch. Petschar verteidigt die Kostenstruktur der heimischen Molkereien und sieht keinen Handlungsbedarf. Weil die Milch auch von Bauern mit zehn Kühen abgeholt werde und gentechnikfreie Fütterung garantiert sei, habe man höhere Kosten. „Die Milch nicht mehr abzuholen, wäre eine Katastrophe.“

Die Gmundner Molkerei führte im Frühjahr eine Milchmengenbegrenzung ein: Sie nimmt die im Vorjahr von den Bauern angelieferte Jahresgesamtmenge her und dividiert diese durch zwölf. Dann wird darauf aufbauend ein Bonus-Malus-System angewendet. Je nachdem, wie viel der einzelne Bauer im Zwölftel-Vergleich anliefert bekommt er je Liter Milch einen Bonus oder Malus.

Köfer: Zu wenig für alle

Landesrat Gerhard Köfer (Team Kärnten Stronach) sagte, der Betrag von 500.000 Euro sei für die 1.600 Milchbauern zu wenig, ihnen gebühre das Zehnfache, so Köfer in einer Aussendung. Einen Förderbetrag von 80 Cent pro Tag könne er sich nur als „Werbegag“ angesichts der bevorstehenden Landwirtschaftskammerwahl erklären.

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