Gedenken beim KZ Loibl: Appell für Europa

Die Rede des slowenischen Ex-Staatspräsidenten Milan Kucan bei der Gedenkfeier am Samstag auf dem Gelände des ehemaligen KZ Loibl-Nord war ein glühender Appell für ein friedliches Europa gegen einen Rechtsruck. Auch Peter Kaiser (SPÖ) sprach Mahnworte.

„Erinnern statt vergessen“: Unter diesem Motto lud das Mauthausen Komitee Kärnten/Koroska auf das Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Loibl-Nord an der Grenze zwischen Kärnten und Slowenien ein. Menschen seien auf diesem Platz wie herrenlose Sklaven behandelt und getötet worden, sagte der Historiker Peter Gstettner.

KZ Loibl

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„Gegen den Verlust des historischen Gedächtnisses“

71 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges erinnerten am Samstag Zeitzeugen und Historiker an die Gräueltaten des Nationalsozialismus. In Zeiten, da rechte Parteien europaweit auf dem Vormarsch sind und rechtsradikale Gewaltaktionen zunehmen, verfasste der erste slowenische Staatspräsident, Milan Kucan, in seiner Festrede einen glühenden Appell für ein friedliches Europa.

Kucans Redeausschnitt in deutscher Übersetzung: „An dieser Stelle sind wir verpflichtet, zu protestieren gegen die mangelnde Sensibilität und den Verlust des historischen Gedächtnisses. Weil wir die Idee eines vereinten und freien Europas verwirklichen wollen, weil wir der Zivilisation des Friedens, der Toleranz, der Akzeptanz und des gegenseitigen Respekts Raum geben wollen, müssen wir der Feindseligkeit und den nationalen Egoismen eine klare Absage erteilen.“

KZ Loibl Gedenken

ORF/Bernd Radler

Mahnworte von LH Kaiser

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) will seine Grußworte als Mahnworte verstanden wissen: Zwei Tage nach dem Eindringen einer rechtsextremen Gruppe in einen Hörsaal der Klagenfurter Uni oder nach Drohungen gegen die Wasserrettung, weil sie Flüchtlinge das Schwimmen lehren: „Ereignisse, auch wenn sie hier und da verniedlicht werden, sind in ihrer Wirkung etwas, was schon einmal dagewesen ist. Wehret den Anfängen.“

Zwangsarbeit bis zum Tod

Am Loiblpass mussten von 1943 bis 1945 Deportierte vieler Nationen aus dem KZ Mauthausen den Tunnel graben, durch den heute die Autos fahren. Die Veranstaltung will alljährlich ein deutliches Zeichen gegen das Vergessen und Verdrängen setzen, um diesen NS-Verbrechensort stärker im kulturellen Gedächtnis der Bevölkerung zu verankern. Sie will Grenzen überschreiten und Generationen und Völker verbinden.

"Demokratie ist täglich neu zu lernen“, zitierte Kaiser den Philosophen Oskar Negt und rief dazu auf, sich als Lehrer zu Demokratie und Menschlichkeit zu erweisen.

Internationale Solidarität beschworen"

Daniel Simon (vom Amicale de Mauthausen, Paris) ortet den Vormarsch der Extremrechten. Er erinnerte an den Schwur von KZ-Überlebenden, der so laute: „Der vieljährige Aufenthalt im Lager hat in uns das Verständnis der Völker vertieft. Es lebe die internationale Solidarität“. Nichts dürfe über dem Wert der menschlichen Brüderlichkeit stehen, so Simon.

KZ Loibl Gedenken

ORF/Bernd Radler

Zeitzeuge will Vermächtnis weitergeben

Dusan Stefancic war bei der Gedenkveranstaltung einer der letzten Zeitzeugen, er überlebte mehrere Konzentrationslager. Er sagte, dass die Überlebenden der KZ heute kaum mehr in der Lage seien, ihren Kampf gegen rechtsextremes Gedankengut fortzuführen. „Sie werden daher ihr Vermächtnis und ihren Auftrag für eine offene und tolerante Gesellschaft an die europäische Jugend weitergeben“. Er bedauerte, dass wir in Zeiten leben, in denen die menschliche Solidarität schwindet.

KZ Überlebender Dusan Stefancic

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Dusan Stefancic

Drei Jugendliche des österreichischen Auslandsdienstes übernahmen diesen Auftrag. Sie sind europaweit unterwegs, gegen das Vergessen und für ein friedliches Miteinander.