Van der Bellen holte zwei Prozent auf
Wären am Sonntag nur die Kärntner zur Bundespräsidentschaftswahl gegangen, Norbert Hofer (FPÖ) hätte deutlich gewonnen. 122.299 Kärntner Wähler stimmten - inklusive Wahlkarten - für Van der Bellen, 169.564 Kärntner für Norbert Hofer. Er setzte sich mit 58,1 Prozent gegen Alexander Van der Bellen (41,9 Prozent) durch. 127 von 132 Gemeinden wählten blau. Vor vier Wochen hatte Hofer sogar noch 128 Gemeinden gewonnen und war insgesamt mit 38,83 Prozent auf Platz eins - mehr dazu in Kärnten hat wieder Hofer gewählt.
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Welche Konsequenzen sind zu erwarten?
Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle über die Konsequenzen der Wahl - mehr dazu in Welche Konsequenzen hat die BP-Wahl?
Bei Briefwählern die Nase vorn
Wie von Politologen vorhergesagt, hatte Alexander Van der Bellen aber auch hierzulande bei den Briefwählern die Nase vorn: Von insgesamt 37.973 Briefwählern gaben 20.515 ihre Stimme dem ehemaligen Bundesvorsitzenden der Grünen. Allein in der Gruppe der Briefwähler erreichte er 55,58 Prozent der Stimmen. Hofer kam auf 16.393 Briefwähler oder 44,42 Prozent dieser Stimmen.
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In 30 Gemeinden machte Hofer mehr als 70 Prozent. Seine stärksten Ergebnisse fuhr er in Stall im Mölltal (81,63 Prozent), in Deutsch-Griffen (81,03 Prozent) und Glödnitz (80,17 Prozent) ein. In Villach entschied der FPÖ-Kandidat das Rennen mit 54,1 Prozent für sich - ohne Briefwahlstimmen hatte Hofer noch 56,2 Prozent erreicht. Van der Bellen bekam seine besten Ergebnisse in Gemeinden, die im ersten Wahlgang noch mehrheitlich für den SPÖ-Kandidaten Rudolf Hundstorfer gestimmt hatten. In Zell machte Hofer 75 Prozent, in Eisenkappel-Vellach 54,54 Prozent. Van der Bellen gewann die Landeshauptstadt Klagenfurt mit 52,3 Prozent - vor Auszahlung der Briefwahlstimmen war er hier auf 50,4 Prozent gekommen.
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Wählerstrom: Jede dritte Stimme der SPÖ für Hofer
Die Wählerstromanalyse des Sora-Institutes zeigt: In Kärnten hat Norbert Hofer jede dritte Stimme von Wählern erhalten, die bei der letzten Landtagswahl für die SPÖ gestimmt haben. 43 Prozent der SPÖ-Wähler der Landtagswahl haben Alexander van der Bellen gewählt. 17 Prozent der damaligen SPÖ-Wähler sind diesmal gar nicht wählen gegangen. Alexander Van der Bellen konnte nur jeden vierten Grün-Wähler aus dem Jahr 2013 für sich mobilisieren. Hofer als auch Van der Bellen profitierten gleichermaßen von Wählern des Team Stronach. Und: Hofer konnte in Kärnten mehr Menschen als Van der Bellen mobilisieren, die bei der Landtagswahl 2013 nicht zur Wahl gingen.
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Grüne sehen „historischen Tag für Österreich“
„Der Wahlsieg für Alexander Van der Bellen stellt einen historischen Tag für Österreich dar“, hieß es in einer ersten Raktion von Marion Mitsche, der Landessprecherin der Grünen in Kärnten. Eine Mehrheit der Österreicher habe sich „knapp aber doch“ für die Werte ausgesprochen, die Alexander Van der Bellen vertrete, so Mitsche: „Weltoffenheit, Solidarität, Zusammenhalt und Menschenrechte.“
Als „bemerkenswert“ strich Mitsche die Breite der Bewegung für Van der Bellen hervor. „In den letzten Wochen waren auch in Kärnten über alle Parteigrenzen hinweg Unterstützer aktiv, seien es Mitglieder anderer Fraktionen, seien es Bürger und Bürgerinnen, die in ihrem Umfeld aktiv waren. Jeder und jedem einzelnen dieser KärntnerInnen will ich an dieser Stelle meinen Dank aussprechen.“
Grüne
Gerade in Kärnten habe der Wahlkampf – bedingt durch die Geschichte des Landes - stark polarisiert. Damit müsse nun Schluss sein. „Wir Grünen werden uns ab sofort dafür einsetzen, Brücken zu bauen und miteinander zu reden, um so schnell wie möglich wieder ins Handeln zu kommen. Gemeinsam schaffen wir es, die Polarisierung der letzten Wochen zu überwinden.“
Landeshauptmann „erfreut und erleichtert“
Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) reagierte in einer Aussendung „erfreut und erleichtert“. Kaiser: „Alexander Van der Bellen ist der Garant dafür, dass Österreich in Europa und international weiterhin eine moralisch einwandfreie und verbindende Rolle einnimmt.“ Nun gelte es, die „aufgetretenen Gräben und zunehmenden Polarisierungen schnellstmöglich zu überwinden“.
Die SPÖ habe mit personellen und inhaltlichen Weichenstellungen dazu beigetragen, dass die "Aufholjagd "Alexander Van der Bellens knapp aber doch erfolgreich gewesen sei. Nach dem Wechsel an der Spitze der Bundespartei mit dem neuen Kanzler Christian Kern verordnete sich auch die Kärntner SPÖ eine neue Linie.
Entgegen dem Bundestrend stimmten mehr SPÖ-Wähler als in anderen Bundesländern für Hofer, so die Einschätzung von Politologin Katrin Stainer-Hämmerle - mehr dazu in SPÖ-Wähler wechselten zu Hofer.
FPÖ: Kärnten leistete guten Beitrag für Hofer
Dass es für Norbert Hofer nicht reichen würde, habe man schon am Wahlabend erwartet, hieß es aus dem Büro des FPÖ-Landtagsklubs. Klubobmann Christian Leyroutz: „Aber ich glaube, es ist wirklich ein großer Erfolg für den Kandidaten Norbert Hofer. Vor allem in Kärnten haben wir einen guten Beitrag zu einem sehr guten Ergebnis für unseren Kandidaten gebracht.“
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