Klimawandel trifft vor allem die Schwächsten

Bei den Toleranzgesprächen in Fresach nehmen auch die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb und der ehemalige deutsche Bundesumweltminister Klaus Töpfer teil. Beide sagen, Klimawandel sei auch Auslöser für Kriege und Flucht, er treffe die Schwächsten.

Der rasante Klimawandel, wie wir ihn jetzt erleben, sei durch den Menschen verursacht, sind sich die Experten einig, sie mahnen ein Umdenken ein. Der ehemalige deutsche Umweltminister Töpfer stellt deshalb auch unser auf ständiges Wachstum ausgerichtetes Wirtschaftssystem in Frage. Man müsse sich schrittweise davon lösen, sage er. Die sozialen Sicherungssysteme funktionieren nur mit wirtschaftlichem Wachstum. Wenn man das nicht ändere, gebe es auch gesellschaftliche Verwerfungen.

„Weniger Konsum“

Nicht wirtschaftlicher Wohlstand, sondern Lebensqualität müsse zum Maßstab werden, meint Töpfer. Gleiches sagte auch Klimaforscherin Kromp-Kolb. Es sei aber ein Irrglaube, dass durch den Umstieg auf erneuerbare Energien alle Probleme zu lösen seien. Über kurz oder lang müsse man weniger konsumieren, so Kromp-Kolb: „Mein Szenarium schaut so aus, dass wir mit wesentlich weniger materiellen Gütern auskommen, dass wir weniger Zeit in die Produktion und Gelderwerb stecken müssen, sondern viel mehr Zeit für einander haben. Ich glaube, das ist keine Illusion.“

Woher kommt unser Essen

Was in Österreich derzeit in Sachen Klimaschutz getan werde, seit viel zu wenig, sagte Kromp. Österreich komme seiner internationalen Verantwortung nicht nach, obwohl die Auswirkungen der Erderwärmung für Österreich klar dokumentiert seien. Man könne wählen, was man tue, aber dass man etwas tun müsse, sei unbestritten. Das gehe von den Energiequellen bis hin zur Frage, wofür wir sie brauchen, bis hin zum persönlichen Lebensstil und woher das Essen auf dem Tisch komme und was das weltweit für das Klima bedeute. Nicht zuletzt treffe der Klimawandel immer die Schwächsten, so Kromp und sei Mitauslöser für Kriege und Flüchtlingsbewegungen.

Vier Tage lang diskutieren Referenten aus Wissenschaft, Politik und Kultur über Lösungen für ein besseres und friedlicheres Zusammenleben und loten dabei die Grenzen Europas aus - mehr dazu in Toleranzgespräche zu Klimawandel und Flucht.