Toleranzgespräche zu Klimawandel und Flucht

In Fresach wurden die zweiten Europäischen Toleranzgespräche eröffnet. Unter dem Motto „Die Grenzen Europas“ diskutieren 50 internationale Experten über Menschenrechte und die Folgen des Klimawandels für Gesellschaft, Wirtschaft und Staat.

Die Globalisierung und die Kosten des Klimawandels, Migration und Integration oder Strategien gegen die Völkerwanderung - vier Tage lange diskutieren Referenten aus Wissenschaft, Politik und Kultur über Lösungen für ein besseres und friedlicheres Zusammenleben und loten dabei die Grenzen Europas aus.

Neue Ideen gegen den Klimawandel

Für den evangelischen Superintendenten Manfred Sauer geht es dabei nicht nur um Ursachenforschung, der Fresacher Dialog soll „neue Ideen entwickeln, die uns helfen, der besonderen Herausforderung des Klimawandels entgegenzutreten. Viele haben das Gefühl, es ist bereits fünf nach zwölf - aber wir sind zusammengekommen, weil wir trotz allem guten Mutes sind und sichtbare Zeichen setzen wollen.“

200 Millionen Flüchtlinge bis 2020

Hunger und Dürrekatastrophen und der steigende Meeresspiegel sind unmittelbare Folgen des Klimawandels. Schätzungen gehen davon aus, dass sich deshalb weltweit bis zum Jahr 2050 bis zu 200 Millionen Menschen auf der Flucht befinden werden. Bei den Fresacher Toleranzgesprächen würden Zusammenhänge aufgezeigt und Probleme und Herausforderungen offen diskutiert, sagte Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) am Mittwochabend. „Nur Utopien sind realistisch, heißt es. Ich wünsche mir, dass diese Toleranzgespräche so manche Utopie entstehen lassen, dass wir breitest anerkennen, dass Flucht ein Menschenrecht, kein Verbrechen ist.“

Turbokapitalismus und Klimawandel

Eröffnet werden die Toleranzgespräche in der evangelischen Kirche in Fresach. Das Eröffnungsreferat zum Thema globaler Klimawandel und seine Folgen hält der frühere deutsche Umweltminister Klaus Töpfer. Töpfer ist ein scharfer Kritiker des sorglosen Umgangs mit den Naturressourcen und verweist darauf, dass Klimaschutz auch aktive Friedenspolitik ist. Ebenfalls erwartet wird US-Bürgerrechler und Robert F. Kennedy Preisträger Stephen Bradberry, er wird am Freitag (13.5.) sprechen. Er sieht im westlichen „Turbokapitalismus“ eine der Hauptursachen für den verschärften Klimawandel. Katastrophen wie die Ölpest im Golf von Mexiko oder der Hurrican Kathrina würden auch durch falsche Politik verursacht. Der Physiker Niyazi Serdar Sariciftci von der Universität Linz will Szenarien für eine bessere Welt ohne (neue) Grenzen aufzeigen.

Was kostet der Klimwandel?

Donnerstagnachmittag stehen die Kosten des Klimawandels auf dem Programm, mit Umwelthistorikerin Verena Winiwarter von der Universität Klagenfurt, der Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, dem Volkswirtschafter Karl Steininger und dem Umweltrisiko-Ökonomen Franz Prettenthaler. Danach folgt eine Diskussion über mögliche Strategien gegen die Völkerwanderung mit dem Rechtsphilosophen Reinhard Merkel, dem Afrika-Experten Harald Stoisser und dem Kulturphilosophen Pravo Mazumdar. Weiteres Highlight ist ein „Schmerz-Workshop“ mit dem bekannten Wiener Neurologen und Schriftsteller Harald Kollegger.

Forum für Entscheidungsträger auf lokaler Ebene

Das Dialogforum wendet sich vor allem an Gemeinden, Politiker, Bildungs- und Integrationsverantwortliche in der Verwaltung, die sich mit den Folgen der globalen Umweltveränderungen auf lokaler Ebene beschäftigen müssen. „Flucht, Migration und Klimawandel sind keine neuen Phänomene, sie stehen vielmehr in einem direkten Zusammenhang mit der fortschreitenden industriellen Ausbeutung der Natur“, sagte der Präsident des Kuratoriums der Europäischen Toleranzgespräche, Hannes Swoboda. „Wenn wir etwas ändern wollen, müssen wir die Ursachen bewusst machen.“

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