Literaturexperte Fabjan Hafner gestorben

Der Schriftsteller, Übersetzer und Literaturexperte Fabjan Hafner ist im 50. Lebensjahr gestorben. Neben seiner Arbeit als Lyriker wurde Hafner vor allem als Kenner der Werke Christine Lavants und Peter Handkes geschätzt.

Hafner studierte von 1984 bis 1992 Deutsche Philologie und Slawistik in Graz. Er arbeitete am Forschungsprojekt „Inventarisierung der slowenischen Volkssprache in Kärnten“ und dem „Thesaurus der slowenischen Volkssprache in Kärnten“ am Institut für Slawistik der Karl-Franzens-Universität Graz. Von 1990 bis 2007 war er Lehrbeauftragter am Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz. Von 1992 bis 1997 war Hafner österreichischer Lektor am germanistischen Institut der Universität Ljubljana (Slowenien).

Literatur Fabjan Hafner tot

ORF

Fabjan Hafner bei einem Interview zur Austellung „Trivium“ im Jahr 2015

Translatio 2006: Staatspreis für Übersetzung

Seit 1998 war Hafner Mitarbeiter des Robert-Musil-Instituts für Literaturforschung in Klagenfurt. Er lehrte zudem am Germanistik- und Slawistik-Institut der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt. 2006 wurde dem Kärntner Slowenen der Translatio, der österreichische Staatspreis für Übersetzung, verliehen.

Kaiser: Brückenbauer der Kulturen

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) würdigte Hafner in einer Aussendung als großen Kärntner Künstler und Autor in beiden Landessprachen. „Ich durfte Fabjan Hafner kürzlich bei einer Lesung im Künstlerhaus in Klagenfurt erleben“, sagte Kaiser. Der Literat habe die herausragende Fähigkeit besessen, auf dem Gebiet der Literatur Brücken zwischen den beiden Landessprachen zu bauen. „Er war ein Brückenbauer der Kulturen“, so der Landeshauptmann. Der Familie sprach Kaiser seine große Anteilnahme aus.

Nachruf des Musil-Instituts

Das Team des Musil-Instituts schrieb in einer Aussendung: „Wie oft begegnet uns ein Mensch, in dem sich profundes Wissen mit der Fähigkeit verbindet, es großzügig, heiter und leicht mit uns zu teilen? Ein Mensch, der mit einer einzigartigen Mischung aus Engagement, Erfahrung und Eloquenz uns einnehmen und mitnehmen kann? Auch dahin, wo es komplex wird, etwa in die Literatur? Uns überraschen und begeistern?“

„Fabjan Hafner war ein solcher Mensch, er war uns allen ein Geschenk – und die Literatur war ihm eine Herzensangelegenheit.
Fabjan Hafner war ein Multitalent – Literaturwissenschaftler, Schriftsteller, Übersetzer, Editor. Als Kärntner Slowene wechselte er virtuos zwischen Deutsch und Slowenisch, übersetzte zwischen beiden Literaturen, schrieb in beiden Sprachen – als Schriftsteller und als Wissenschaftler. Er förderte, übersetzte, schrieb über slowenischsprachige Autoren wie Gustav Januš, Florjan Lipuš und viele mehr. Er war – seit Langem – anerkannter Handke-Spezialist und Handke-Freund. Zuletzt arbeitete er über Christine Lavant, vor allem als Editor ihrer Gedichte, auch der zu ihren Lebzeiten unveröffentlichten.“

„Es sind dies nur wenige Beispiele. Denn Fabjan Hafner hat über 180 Publikationen vorgelegt. Und war mehrfach preisgekrönt: Petrarca-Übersetzer-Preis, Wissenschaftspreis der Österreichischen Gesellschaft für Germanistik und Österreichischer Staatspreis für literarische Übersetzung. Fabjan Hafner war als Lehrender bei den Studierenden und KollegInnen der Alpen-Adria-Universität geschätzt und beliebt. Vor allem aber hat er, zu unser aller Freude, das Publikum des Musil-Instituts für sich eingenommen. Eine Veranstaltung mit Fabjan Hafner – immer ein wunderbares Erlebnis.“

Nun hinterlässt er eine entsetzliche Lücke – nicht nur am Musil-Institut, wo er seit 1998 wirkte. Wir hier am Musil-Institut sind bestürzt und unendlich traurig. Wir trauern mit seiner Familie und mit den vielen, vielen Menschen, die ihn schätzten und weiter schätzen werden. Doch die Welt ist eine andere, so viel ärmere. Denn Fabjan Hafner ist nicht mehr.