Bienen als HCB-Umweltpolizei

Um die Umweltbelastung im Görtschitztal nach dem HCB-Skandal noch besser zu erheben, startet das Land ein ungewöhnliches Pilotprojekt. Bienenvölker werden angesiedelt, denn über Pollen und Honig lassen sich Umweltgifte gut nachweisen.

Bienen werden häufig zur Umweltüberwachung eingesetzt, weil sie Schadstoffe direkt über das Wasser, die Luft oder auch indirekt über die Nektar- und Pollenfracht aufnehmen. Über Pollen, Honig und Bienenwachs lässt sich dann aufzeigen, wie sich die Schadstoffbelastung zusammensetzt. Als Umweltpolizei eingesetzt werden Bienen deswegen zum Beispiel in der Nähe von Flughäfen.

Auch im Kärntner Görtschitztal sollen die Bienen neben den bestehenden Messstationen weitere Rückschlüsse über die Umweltbelastung im Tal liefern. Ziel sei eine noch bessere Analyse, sagt Umweltreferent Rolf Holub (Grüne). Nachweisbar ist nicht nur das Umweltgift HCB, sondern auch andere Schadstoffe. Derzeit werden noch die Details des Pilotprojektes, etwa der genaue Einsatzort der Insekten, erhoben, noch heuer sollen dann erste erste Bienenvölker angesiedelt werden.

Großflächige Probenziehung durch die Bienen

Der Vorteil an der Bienen-Methode sei ihre Großflächigkeit und Genauigkeit, sagt Biologe Stefan Merkatc von der Umweltabteilung des Landes. Über verschiedene Völker im Tal kann eine große Fläche gemessen werden. Einen bis maximal 3,5 Kilometer legt eine Biene auf ihrer Suche nach Pollen zurück. Durch die Pollen an einem Bienenstock kann man deswegen genaue Rückschlüsse über die Belastung einzelner Pflanzenarten gewinnen. Damit werde an der Wurzel der HCB-Belastung, bei den Futtermitteln, gemessen, so der Biologe.

Die Pollen werden über eine so genannte Pollenfalle, ein Gitter am Bienenstock, gesammelt. Chemiker des Landes werden Pollen und Honig dann auf HCB und andere Schadstoffe, wie Quecksilber und Schwermetalle, untersuchen. Um Vergleiche ziehen zu können, sind auch Bienenstöcke in anderen Kärntner Tälern geplant.

Weiter Warten auf Deponie-Entsorgung

Für das Görtschitztal wichtig sei nun auch eine Lösung für die Blaukalk-Deponie der Donauchemie, die mit dem Umweltgift belastet ist, sagt Umweltreferent Holub. Seit Ende letzten Jahres läuft die Ausschreibung der Donauchemie – mehr dazu in Blaukalk-Deponie: Kritik an Ausschreibung. Wann es ein Ergebnis gibt, ist bislang nicht bekannt, auf die Entscheidung hat das Land keinen Einfluss.

Jüngste Blutuntersuchungen ergaben, dass viele Menschen im Görtschtiztal das Umweltgift HCB in ihrem Körper aufgenommen hatten. Deshalb gilt für die Betroffenen weiter die Empfehlung, nur vollständig HCB-freie Lebensmittel zu verzehren – mehr dazu in Bluttest: HCB-Belastung unvermindert.

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