AKW Krsko: Neue Erdbebenlinien aufgedeckt

Eine internationale Expertengruppe hat am Donnerstag in Klagenfurt über die Risiken des slowenischen Atomkraftwerks Krsko diskutiert. Es stellte sich heraus, dass es neue Erdbebenlinien gibt, über die Österreich bisher nicht informiert wurde. Zudem soll ein zweites AKW entstehen.

Um zu einer neuen Risikoeinschätzung für das AKW zu gelangen, tauschten Experten aus Frankreich, Italien, Slowenien, Österreich, Kroatien und den USA bei der Fachtagung ihr Wissen aus. Zwar wurden die Medien vor Beginn der Tagung hinausgebeten, in der Expertendiskussion trat dann aber zutage, dass der AKW-Betreiber Experten aus den USA mit Untersuchungen für den Standort beauftragt hat.

Dabei wurden einige bisher unbekannte seismische Störungen entdeckt, die Erdbeben produzieren könnten, hieß es von Tagungsteilnehmer Kurt Decker von der Universität Wien. Diese Störungslinien liegen in einem Umkreis von nur etwa 25 Kilometern rund um das AKW.

Neue Bruchlinien werden untersucht

Die vom AKW-Betreiber beauftragten Experten versuchen nun, die Brüche zu kartieren, um damit herauszufinden, wie oft diese Störungen Erdbeben hervorrufen könnten, so Decker. Es sollen geologische und paläoseismologische Untersuchungen durchgeführt werden. Am Ende soll feststehen, wie groß die Gefährdung ist und wie robust Atomkraftwerke gebaut werden müssten - und ob das Risiko für das AKW zukünftig höher eingeschätzt werden muss. Ziel der bisherigen Untersuchungen war es laut Decker nicht nur, das bestehende AKW sicherer zu machen, sondern einen geeigneten Bauplatz für das geplante zweite Kernkraftwerk zu finden.

Wichtig sei nun, dass die Untersuchungen der beauftragten Geologen alle möglichen Gefahrenquellen abdeckten und ausnahmslos alle Bruchlinien untersucht würden. Es sei aber als Erfolg zu werten, dass die Informationen bei der Fachtagung von den Slowenen weitergegeben worden seien. Eine Stellungnahme der österreichischen Politik gab es vorerst nicht.

„Slowenien und Kroatien überzeugen“

Die Risiken eines Reaktorunfalls durch Erdbeben werden von Österreich und Slowenien bzw. Kroatien vollkommen unterschiedlich eingeschätzt, so Landesrat Rolf Holub (Grüne) vor der Tagung am Donnerstag. Holub zufolge ist das Potenzial des AKW gleich wie Fukushima und Tschernobyl zu sehen, „da muss man vorsichtig sein“. Man wolle Slowenien und Kroatien überzeugen, dass es neue Technologien gibt, mit denen saubere Energie erzeugt werden kann. Das sei jedoch ein langer Prozess, so Holub.

AKW Krsko

ORF

Höchstes Erdbebenrisiko aller AKWs Europas

Laut österreichischer Experten hat das AKW schon jetzt von allen Atomkraftwerken Europas das höchste Erdbebenrisiko. Das AKW liegt im Nahbereich der seismischen Bruchlinie zwischen der adriatischen und pannonisch-alpinen Platte - eine Gegend mit einer Menge aktiver geologischer Störungen, die aus Sicht der österreichischen Geologen noch nicht vollständig untersucht wurden.

Das letzte Erdbeben in der Nähe des Atomkraftwerks gab es im November. Es hatte eine Stärke von 4,8 auf der zehnteiligen Richterskala, Schäden am Kernkraftwerk wurden keine gemeldet. Die Laufzeit des Kernkraftwerks wurde erst jüngst um 20 Jahre bis 2043 verlängert. Laut europäischem Stresstest ist das AKW dafür ausgelegt, Erdbeben der höchsten Stufe zu überstehen, wie sie alle zehntausend Jahre einmal vorkommen.

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