Kaum Anmeldungen für Ganztagesklassen

Das Angebot von verschränktem Nachmittagsunterricht wird pädagogisch sehr gelobt, doch die Eltern an den Kärntner Gymnasien bleiben skeptisch. Es gibt kaum Anmeldungen.

Die Skepsis vieler Eltern ist groß, weil die Schüler in diesem System ausnahmslos an jedem Nachmittag anwesend sein müssen. Dabei bieten die verschränkten Ganztagesklassen abwechselnd Unterrichtsstunden, Sport- und Freizeitprogramm sowie Essen an, und auch die Hausaufgaben werden erledigt.

Angenommen wird das Angebot bereits im Europagymnasium in Klagenfurt, im Alpen-Adria-Gymnasium in Völkermarkt und im Gymnasium in Spittal an der Drau. Direktor Norbert Santner vom BRG Spittal: „Der erste Vorteil ist, dass Eltern von den schulischen Aufgaben entlastet werden. Es gibt keine Hausübungen mehr, diese werden zur Schulaufgabe.“

Neun Anmeldungen „eine eindeutige Absage“

Trotzdem dauert es, bis jeweils die ersten Klassen an einem Standort zustande kommen. Diese Erfahrung wurde auch am Europagymnasium in Klagenfurt gemacht, wo die Ganztagesklassen nun im dritten Jahr gut angenommen werden. In Villach zögern Eltern weiter. Weder im Gymnasium St. Martin noch im Peraugymnasium gibt es ausreichend Anmeldungen. Dabei wurde von Perau-Direktor Herwig Hilber heuer ein besonderes „Zuckerl“ angeboten: „Allein im heurigen Jahr, wo wir versucht haben, mit Musik und Sport zwei attraktive Zusatzangebote zu unterbreiten, sind wir bei neun Anmeldungen bei 116 Schülern geblieben. Ich möchte fast sagen, das ist eine eindeutige Absage.“

Workshop

Am 29. April findet in der Pädagogischen Hochschule von 9.00 bis 13.00 Uhr ein Workshop zum Thema Ganztagesschule statt. Durch mehr Informationen sollen mehr Eltern für das Modell begeistert werden, so der Landesschulrat.

Starres System wurde flexibilisiert

Hilber zufolge werde er es auch nächstes Jahr wieder versuchen. Ihm zufolge fürchteten die Eltern ein starres System. Die Praxis zeigt allerdings, dass immer mehr Gymnasien auf die Wünsche der Eltern eingehen. Der Unterricht an Freitagen erfolgt zum Beispiel nur bis zum frühen Nachmittag oder erfolgt flexibler. Direktor Norbert Santner vom Bundesrealgymnasium Spittal: „Wenn wie bei uns am Mittwoch das Sporttraining oder die Musikschule stattfindet, können Schüler eine Bestätigung bringen, dass sie daran teilnehmen. Wenn Schüler den Nachmittag bei uns verbringen, haben sie Kreativworkshops und Lernkurse.“

Politischer Wunsch der Landesregierung

Die normale Nachmittagsbetreuung wird an allen Gymnasien angeboten, allerdings von anderen Lehrern als jenen, die am Vormittag unterrichten. Beim verschränkten Unterricht bleiben die Schüler bei ihren vertrauten Lehrpersonen. Die Ganztagesangebote sind politischer Wunsch. Das Land Kärnten investiert pro Jahr 1,5 Millionen Euro, der Bund sagte bis 2018 insgesamt 38 Millionen Euro zu.

Erfolgreicher ist die Ganztagesschulform in der Neuen Mittelschule 10 in Klagenfurt. Hier werden alle Klassen gefüllt, seit Ende der 70er Jahre wird verschränkter Ganztagesunterricht angeboten, der Unterricht endet gegen 16.00 Uhr.