Tausende Rabenvögel werden abgeschossen

19.700 Raben, Krähen, Elstern und Eichelhäher sind ab Juli in Kärnten zum Abschuss freigegeben. Das beschloss die Landesregierung am Dienstag. Die Vögel würden enorme Schäden in der Landwirtschaft anrichten. Tierschützer sprechen von „sinnlosem Tiermord“.

Der geplante Abschuss der Vögel rief jetzt die Tierschützer auf den Plan. Sie sagten, die Vögel müssten als „Sündenböcke“ für Probleme herhalten, die der Mensch verursacht habe. „Alle heute lebenden Tierarten haben über Millionen Jahre das ökologische Gleichgewicht nicht gestört und gefährdet. Just jetzt, wo der Mensch dem Gleichgewicht der Natur immer mehr zusetzt und mit einer immer intensiveren Landwirtschaft die Grenzen, die uns die Vernunft und die Natur gebieten sollten, permanent überschreitet, werden irgendwelche Tiere als ‚Schuldige‘ präsentiert und gejagt“, so WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic.

Es gebe wesentliche humanere und tierfreundlichere Lösungen, um den Bestand an Krähenvögeln zu reduzieren. Die Behörden sollten die vorgebrachten Behauptungen wissenschaftlich überprüfen und „dann Räume definieren, wo die Tiere erwünscht sind und ungestört bleiben und wo unblutige Maßnahmen der Vergrämung statthaft sind“, so Petrovic.

Vögel bisher ganzjährig geschützt

Bisher war der Bestand an Eichelhähern, Aaskrähen, Raben und Elstern ganzjährig geschont worden. Jetzt wurden insgesamt 19.700 Vögel zum Abschuss freigegeben - aber nur in der Zeit zwischen Juli und März. Die restlichen Monate werden sie geschont, damit sie genügend Zeit für die Brutpflege haben und die Jungtiere flügge werden können. Das wurde von der Regierung am Dienstag einstimmig beschlossen. Die Verordnung sieht vor, die Vögel so lange zu schonen, bis sie alleine fliegen können. Ansonsten würde man in ihre Brutzeit eingreifen, sagte Umweltreferent Rolf Holub (Grüne). Das schreibe auch die europäische Vogelschutzrichtlinie vor.

Saatkrähe mit Nuss

dpa

Raben und Krähen gelten als sehr intelligent - und können zur Plage werden

Bestand soll kontrolliert werden

Die Richtlinien für den Abschuss sind streng. Denn der Bestand dieser Vogelarten solle keineswegs dramatisch verringert, sondern in kontrollierten Bahnen gehalten werden, sagte Freydis Burgstaller-Gradenegger von der Kärnter Jägerschaft: „Da muss man wirklich die Kirche im Dorf lassen. Sie sind in keinster Weise im Bestand gefährdet. Wohl aber im Einzelfall kann es sehr, sehr hilfreich sein, weil es als Vergrämungsmaßnahme durchaus ein probates Mittel ist, um sie mittel- und kurzfristig von den Feldern fernzuhalten.“

Rabe

ORF

Die Schäden, die die Tiere dort verursachen, seien groß. Besonders betroffen seien die Biolandwirtschaft und Streuobstanlagen, sagte Burgstaller-Gradenegger. Auch Siloballen, Gemüsekulturen und Gewächshäuser, wo die Vögel auf Nahrungssuche gehen, können beeinträchtigt werden.

Auch Hasen und Fasane durch Vögel gefährdet

Gefährdet sei auch das Niederwild, zu dem Hasen und Fasane zählen. Burgstaller-Gradenegger: „Zum Beute- und Nahrungsspektrum der Rabenvögel gehören Eier, alle Arten von Jungvögeln und Jungwild, das sind zum Beispiel Junghasen, aber genauso gut auch Fasane, Rebhühner et cetera.“ Wenn die Jagdzeit im Juli beginnt, muss jeder Abschuss von den Jägern gemeldet werden. Zusätzlich überwacht die Kärntner Jägerschaft, ob die Maßnahme wirkt und die Schäden geringer werden. Gleichzeitig wird dokumentiert, wie sich der Bestand der Vögel verändert.

Probleme auch in anderen Bundesländern

Auch in Oberösterreich sollen die Krähen nun zum Abschuss freigegeben werden. Das sorgte zuletzt für heftige Proteste von Tierschützern - mehr dazu in Wirbel um geplanten Krähenabschuss (ooe.ORF.at; 14.2.2016). Auch in Wien sind 200.000 Saatkrähen, die in der Bundeshauptstadt überwintern, jedes Jahr eine Plage - mehr dazu in Saatkrähen verwüsten Friedhöfe (wien.ORF.at; 9.1.2015).

Protest der Tierschützer

Dass der offenkundige, von Menschen verursachte Klimawandel und die menschliche Überfluss- und Wegwerfwirtschaft zerstörerisch wirken, werde bewusst verdrängt, so Petrovic. „Alle heute lebenden Tierarten haben über Millionen Jahre das ökologische Gleichgewicht nicht gestört und gefährdet. Just jetzt, wo der Mensch dem Gleichgewicht der Natur immer mehr zusetzt und mit einer immer intensiveren Landwirtschaft die Grenzen, die uns die Vernunft und die Natur gebieten sollten, permanent überschreitet, werden irgendwelche Tiere als ‚Schuldige‘ präsentiert und gejagt“, so Petrovic.