Neue Fabrik für Scharfschützengewehre

Das Rosental ist ein traditioneller Standort der Kärntner Waffenproduktion. Nun gibt es mit der FMF Tactical eine neue Firma für Sport- und Scharfschützengewehre. An der Spitze: Ein recht unkonventioneller Waffenfabrikant.

Er ist Sportschütze, Pilot und mit allen seinen Mitarbeitern per Du: Der gebürtige Israeli Michael Yudelson. Eigentlich Luft- und Raumfahrtingenieur, jetzt Waffenfabrikant. Sein Motto: „Wenn du eine Rakete bauen kannst, kannst du auch eine Waffe bauen“.

Serienproduktion ab Dezember

Der Waffenbau sei vor 100 Jahren steckengeblieben, das wolle er ändern, sagt Yudelson, weshalb sich der Waffenfabrikant auch gern mit Apple-Erfinder Steve Jobs vergleicht. Neben einer englischen Investorengruppe und der Scheiring Privatstiftung hält Yudelson 47,5 Prozent an der Feistritzer „FMF Tactical“. Dort hat dieser Tage die Vor-Produktion des Sport-und Scharfschützengewehrs MPB 1 (Magnetic Pulse Battle Rifle) begonnen, mit Dezember soll es in Serie gehen.

FMF Tactical Sport- und Scharfschützengewehr

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Auf die Frage, was denn der Unterschied zu einer normalen Waffe sei, bekommt man von Yudelson eine Gegenfrage zu hören: „Kann man mit einem Küchenmesser jemanden töten? Sicherlich könnte unser Gewehr für etwas anderes verwendet werden, als wofür wir es gebaut haben - aber Sinn und Zweck ist das nicht“.

Zu teuer für das Militär

Er produziere „Präzisionsgeräte“ - viel zu teuer, um vom Militär verwendet zu werden. Das Militär verwende halbautomatische Waffen, deren Scharfschützengewehre wären günstiger und auch grober. Vor allen in den USA gäbe es viele Sportschützen, die im Rahmen der Disziplin „Long Range target shooting“ Interesse an einer Waffe wie der in Feistritz produzierten MPB1 hätten. Das Sportpräzisionsgewehr hat eine Reichweite von zwei Kilometern. Besitzen darf es jeder ab 18 Jahren.

FMF Tactical Sport- und Scharfschützengewehr

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Yudelson: „Es ist ein sehr schwieriger Sport. Sehr viele Sachen kommen zur Wirkung. Nicht nur Wind, Temperatur, Luftdruck, sondern - wenn man von Norden nach Süden schießt, auch die Rotation der Erde. In der Zeit, wo man geschossen hat und die Kugel fliegt, hat sich die Erde schon ein bisschen gedreht.“

Keine Konkurrenz für Pistolenfabrikant Glock

Der Prototyp der MPB1 wurde bei der Scheiring GesmbH in Ferlach hergestellt. Es wurden acht Patente angemeldet. Als Konkurrent von Pistolenfabrikant Gaston Glock sieht sich Yudelson nicht. Noch werden die Mitarbeiter, bis jetzt sind es 64, an den Maschinen eingeschult - irgendwann sollen es 160 sein. Für den Standort Feistritz habe die Nähe zur HTL Ferlach gesprochen. Doch an den nötigen Fachkräften herrsche Mangel, kritisiert Yudelson. „Das Wissen, dass es überhaupt so einen Job gibt, dass die Maturanten gutes Geld verdienen können, wurde bewusst von der dortigen Direktorin nicht weitergegeben“.

Zu wenig Fachkräfte: „HTL nicht verantwortlich“

Die HTL sei für die Ausbildung, nicht für die Rekrutierung von Fachkräften für eine Einzelunternehmens verantwortlich, heißt es dazu von HTL-Direktorin Silke Bergmoser: „Ich finde es nicht nachvollziehbar wie versucht wird, private Interessen einer Schule umzuhängen. Unser klarer Bildungsauftrag ist es, unsere Schüler bestmöglich auf die Arbeitswelt vorzubereiten - was wir sehr erfolgreich tun“.

„Eine Industrie wie jede andere“

80.000 Sportschützengewehre pro Jahr sollen zukünftig in Feistritz hergestellt werden - vorausgesetzt, es finden sich genug Mitarbeiter. Ein ethisches Problem bei der Produktion von Waffen sieht Yudelson nicht: „Ich denke, Zukunftsperspektiven werden Konflikte lösen, nicht weniger Waffen. Die Waffenindustrie ist eine Industrie wie jede andere.“

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Aufträge für diese Industrie gibt es jedenfalls genug: Aus den USA wurden bereits 300.000 Stück der MPB1 geordert.