Eklat: NS-Symbol bei Fußballmatch

Beim Spiel ASKÖ Wölfnitz gegen Zell/Sele ist es am Samstag zum Eklat gekommen. Ein ASKÖ-Spieler trug das NS-Symbol „88“, es steht für „Heil Hitler“, und beschimpfte einen der slowenischen Volksgruppe zugehörigen Spieler. Der Verfassungsschutz ermittelt.

Das Spiel der Unterliga Ost am Wölfnitzer Fußballplatz sorgt für gehörigen Wirbel in der Kärntner Fußballszene. Auf seinen Stutzen trug ein Spieler des ASKÖ Wölfnitz die Aufschrift „88“. Das NS-Symbol „88“ steht zwei Mal für das H, den achten Buchstaben im Alphabet, und ist eine Abkürzung für den NS-Gruß „Heil Hitler“. Außerdem steht das Symbol, wenn man das Alphabet von hinten abzählt, für die Buchstaben „SS“, die Abkürzung für die Schutzstaffel der NSDAP.

19.10.15 Fußballspiel ASKÖ Zell Eklat NS 88

Peter Rustia

Anderen Spieler beschimpft

Der ASKÖ-Spieler soll auch einen Zell-Spieler der slowenischen Volksgruppe beschimpft haben. „Scheiß Jugos, ihr gehört’s alle vergast und erschossen“, soll er gesagt haben. Und: „Es gibt nur einen Führer“, habe er gesagt. Im Publikum saß auch der Historiker Theodor Domej, er zeigt sich entsetzt. Die Zahl „88“ sei vor allem bei rechtsradikal orientierten Jugendlichen sehr bekannt.

Schiedsrichter griff nicht ein

Schiedsrichter Michael Maier aus Spittal an der Drau bestätigt dem ORF zwar, dass sich ein Spieler bei ihm über eine Beschimpfung beschwert hätte, er habe aber keine Information über den Inhalt der Beschimpfung erhalten. Und wenn er eine Aussage nicht selbst höre, könne er auch nicht dagegen vorgehen, sagt er.

Fußballverband kündigt Untersuchung an

Richard Watzke, der Geschäftsführer des Kärntner Fußballverbandes, kündigte Montagabend in der APA eine Untersuchung des Vorfalls an: „Wir verurteilen jede Art von Rassismus, können aber nicht vorverurteilen.“ Der Fußballverband habe die Vereine und den Schiedsrichter um eine Stellungnahme zu dem Vorfall gebeten. „Wir könnten den Spieler sperren, wenn die Vorwürfe stimmen. Auch ein Stadionverbot und Geldstrafen wären möglich“, so Watzke. Auf die Frage, ob der Schiedsrichter einschreiten hätte müssen, als der Spieler mit Stutzen mit der Aufschrift „88“ aufgelaufen war, sagte Watzke: „90 Prozent der Österreicher wissen nicht, was das bedeutet.“ Es sei Aufklärungsbedarf gegeben, nicht nur bei den Schiedsrichtern.

Der Ehrenpräsident des Fußballverbandes, Thomas Partl, ist auch in der UEFA in der Disziplinarkommission tätig. Es könne zu einer Sperre des Spielers kommen, sagte Partl.

Verfassungsschutz ermittelt

In der Landespolizeidirektion ermittelt bereits der Verfassungsschutz, der sich mit den Verstößen gegen das Verbotsgesetz befasst, eine Maßnahme der Entnazifizierung in Österreich nach den Gräueltaten des Nationalsozialismus. Der Leiter des Verfassungsschutzes, Helmut Mayer, sagte gegenüber der APA, bisher sei der Mann den Verfassungsschützern nicht einschlägig bekannt. Zwei Spieler von Zell/Sele erstatteten Anzeige und hätten sich das laut Mayer auch gut überlegt, man hätte keine Zweifel an der Darstellung. Der Beschuldigte wird in den nächsten Tagen eine Vorladung bekommen.

Spieler: 88 ist „Glückszahl“

Der Spieler verantwortet sich innerhalb seines Vereines, die als rechtsradikales Zeichen geltende Zahl 88 stünde nicht für „Heil Hitler“, sondern sei einfach seine Glückszahl. Sein Trainer Alexander Suppantschitsch glaubt ihm und sagte gegenüber dem ORF, der Spieler habe mit Rechtsnationalen nichts zu tun, das würde man gar nicht dulden. Er habe nochmals im Internet nachgeschaut, was die Zahl 88 bedeute. Er habe den Spieler gefragt, dieser habe ihm versichert, es sei nur eine Glückszahl.

Die Anschuldigungen seien schwer, so Suppantschitsch. Es habe viele Emotionen im Spiel gegeben, vielleicht sei da bei den einen viel Adrenalin und bei den anderen viel Frust im Spiel gewesen, sagte der Trainer (das Spiel ging 4:4 aus, Anm.). Was die anderen angeblichen Aussagen und Beschimpfungen betreffe, warte er ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Spieler ab, so Suppantschitsch.

Einhellig ablehnende Reaktionen

Der Klagenfurter Sportreferent Jürgen Pfeiler (SPÖ) sagte in einer Aussendung, das Verhalten des Spielers sei untragbar, die Situation müsse restlos aufgeklärt werden und der Verein ein klares Bekenntnis gegen Diskriminierung und Rassismus ablegen. Er habe Vertrauen in die Vereinsführung, dass sie allenfalls nötige Konsequenzen ziehen werde, so Pfeiler.

Landeshauptmann und Sportreferent Peter Kaiser (SPÖ) zeigte sich „angewidert“ und sagte in einer Aussendung, das Verhalten des Spielers sei absolut inakzeptabel. Für das Tragen von NS-Symbolen gebe es keine Ausreden und null Toleranz. Das dürfe nicht als Lausbubenstreich abgetan werden, so Kaiser. Der Kärntner Fußballverband sei gefordert, hier ein unmissverständliches Signal zu senden und ein Exempel zu statuieren.

ASKÖ-Präsident: Indiskutabel

Am Dienstag meldete sich ASKÖ-Präsident Hermann Krist zu Wort. Er sagte, das Verhalten des Fußballers sei „absolut indiskutabel“. Krist hofft, dass dies eine Einzelentgleisung war, da sich der Verein ansonsten vorbildlich für Fair Play und gegen Rassismus und Diskriminierung im Fußball einsetze. „Sich die Zahl 88 deutlich sichtbar auf die Waden zu schreiben ist eine vorsätzliche Provokation und kann nicht mit einer billigen Ausrede wie asiatischen Glückszahlen erklärt werden, noch dazu wo laut Zeugen zusätzliche rassistische Beschimpfungen erfolgt sind. So ein Verhalten gegenüber Gegenspielern und Zuschauern ist völlig indiskutabel und unentschuldbar.“

Aber auch der Trainerstab und die Mitspieler seien laut Krist gefordert. Es handle sich hier weder um einen Jux noch einen Kavaliersdelikt. Sollten sich diese Vorkommnisse bestätigen, müsse dieser Spieler vom Verein und den Sportplätzen Österreichs ausgeschlossen werden, so Krist.

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