Flüchtlinge wollten nicht in Züge einsteigen

In der Nacht auf Mittwoch sollten rund 1.200 Flüchtlinge mit dem Zug nach Kärnten gebracht werden. Hilfsorganisationen richteten in aller Eile ein Quartier ein, doch die Flüchtlinge stiegen nicht in die Züge ein. Am Abend sollen neue Flüchtlinge kommen.

Der angekündigte Transport von 1.200 Flüchtlingen aus Ostösterreich in ein Notquartier in Klagenfurt fand in der Nacht auf Mittwoch nicht statt. Die Menschen, die nach Deutschland wollen, weigerten sich, in die Sonderzüge Richtung Süden einzusteigen, sagte Polizeisprecher Rainer Dionisio Mittwoch früh zur APA. Georg Tazoll vom Roten Kreuz sagte gegenüber dem ORF, die Menschen wollen nicht in den Süden, sondern nach Westen.

Halle Klagenfurt Südring Flüchtlinge

ORF/Marco Mursteiner

Diese Halle in Klagenfurt wurde eilig hergerichtet.

Halle in aller Eile hergerichtet

Noch am Dienstagabend hatten zahlreiche Mitglieder von Einsatzorganisationen nach der kurzfristigen Ankündigung des Flüchtlingstransports eine leer stehende Gewerbehalle am Klagenfurter Südring gereinigt und als Notquartier adaptiert. Beteiligt waren etwa Rotes Kreuz, Polizei, Bundesheer, die Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr Klagenfurt und sehr viele Freiwillige.

Die Halle wurde vom Innenministerium angemietet und soll weiter bei Bedarf als Übergangsquartier genutzt werden. Dionisio: „Über 1.000 Menschen können dort versorgt werden.“ Schon am Mittwoch könnte es neue Bestrebungen geben, Flüchtlinge dort unterzubringen.

Derzeit keine Sachspenden benötigt

Das Rote Kreuz teilte mit, dass vorerst keine Sachspenden gebraucht werden. Sollte sich daran etwas ändern, werde man die Öffentlichkeit informieren. 900 aufblasbare Betten und 300 Feldbetten mit entsprechender Anzahl an Einmaldecken würden in der Halle in Klagenfurt stehen bleiben. Die bereitgestellte Verpflegung könne man einfrieren und bei Bedarf wiederverwenden. Sprecherin Melanie Reiter: „Es war vor allem die Ausgabe von Tee und Suppe geplant.“

Abends sollen Flüchtlinge kommen

Am Mittwochvormittag wurde in einer Telefonkonferenz zwischen Landespolizeidirektion und Innenminsterium über die Flüchtlingssituation und was Kärnten in den nächsten Tagen und Wochen zu erwarten habe, gesprochen. Zu Mittag bestätigte Polizeisprecher Dionisio, dass am Abend bis zu 600 Flüchtlinge in Klagenfurt eintreffen sollen.

Erste Flüchtlinge in Kroatien

Kontrollen an der Staatsgrenze gab es in Kärnten vorerst nicht. Es gibt erste Berichte, dass Flüchtlinge mit Bussen in Richtung Kroatien transportiert wurden - mehr dazu in Erste Flüchtlinge erreichen Kroatien (news.ORF.at). Nach der Verschärfung des Umgangs mit Flüchtlingen in Ungarn wurde eine Verschiebung der Route erwartet, sie könnten dann über Kroatien und Slowenien in den Süden Österreichs einreisen, um dann eine Weiterfahrt nach Deutschland anzustreben.

Grenzkontrollen in Kärnten möglich

Abgesehen von den Berichten gab es für die Polizei zunächst keine konkreten Hinweise, dass dieser Fall bereits eingetreten sei. Planungen gab es aber bereits. „Grenzkontrollen sind jetzt auch in Kärnten möglich“, sagte Dionisio. Es gibt insgesamt zwölf befahrbare Grenzübergänge vom Unterland bis Italien. Es sei jedoch vorerst nicht vorgesehen, dass alle kontrolliert werden.

Einsätze werde es „situationsangepasst“ geben, möglich sei alles, von stichprobenartigen bis systematischen Kontrollen, sowohl an den Grenzübergängen als auch im Bereich dazwischen an der sogenannten „grünen Grenze“. Man werde anhand der konkreten Entwicklung entscheiden, welches Vorgehen am besten ist, erklärte Dionisio. Auch an der Grenze zu Slowenien sind noch für Mittwochabend Grenzkontrollen geplant.

Aus Notquartieren in Villach hätten am Mittwoch 280 Flüchtlinge mit dem Zug nach Deutschland gebracht werden sollen. Das ist aber nicht möglich, der Zugverkehr zwischen Österreich und Deutschland ist eingestellt. Die Flüchtlinge nach Salzburg zu bringen ist ebenfalls nicht möglich, da dort rund 2.000 Flüchtlinge auf die Weiterreise warten, beziehungsweise sich jetzt zu Fuß Richtung Freilassing aufgemacht haben.

Ärzte gesucht

Die Kärntner Ärztekammer sucht unterdessen Mediziner, die bereit seien, sich freiwillig und ohne Bezahlung um die ärztliche Versorgung von Flüchtlingen zu engagieren. Man habe bereits viele Rückmeldungen bekommen, so Ärztekammer-Präsident Josef Huber. Man erstelle nun eine Datenbank nach Fachbereich und Erreichbarkeit gegliedert. Diese könne man den Behörden bei Bedarf zur Verfügung stellen.

BZÖ zitiert Orban

Das BZÖ forderte unterdessen, „streikende“ Flüchtlinge sofort abzuschieben. In einer Aussendung sagte Landtagsabgeordneter Willi Korak, es dürfe kein Wunschkonzert geben, wo und in welchen Ländern um Asyl angesucht werde. „Es gibt kein Grundrecht auf ein besseres Leben“, zitierte Korak den ungarischen Präsidenten Viktor Orban.

Die Klagenfurter FPÖ kritisierte den mangelnden Informationsfluss, es sollte ein Koordinationsteam eingerichtet werden. Der Klagenfurter Vizebürgermeister Christian Scheider sagte am Mittwoch in einer Aussendung, der Radikalsparkus beim Heer sei der falsche Weg. Es sei in den letzten Jahren ausgehungert worden, nun sei man in der Flüchtlingscausa auf die Soldaten angewiesen. Stadtrat Wolfgang Germ sagte, die Bürgermeisterin solle alle zuständigen Abteilungen zusammenbringen und für einen Informationsfluss sorgen.

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