520 Flüchtlinge in Notquartieren

Montagabend sind rund 520 Flüchtlinge vom Burgenland nach Villach in eilig errichtete Notquartiere gebracht worden. Ein Großteil reist bereits weiter nach Deutschland. Es könnten aber bald weitere Busse mit Flüchtlingen ankommen.

Mit zehn Bussen wurden die Flüchtlinge von Heiligenkreuz im Südburgenland in einer sechsstündigen Busfahrt nach Villach gebracht, vorwiegend kommen sie aus Syrien und Afghanistan - mehr dazu in Hunderte Flüchtlinge kommen aus Wien. 320 der hauptsächlich jungen Männer werden in der Kowatsch-Garage betreut, 140 Flüchtlinge sind es in der Hauptfeuerwache in Magdalen, um weitere 60 kümmert sich der Samariterbund.

Für die Helfer war es ein Großeinsatz, den sie erfuhren spät von der Ankunft der Flüchtlinge. 100 freiwillige Mitarbeiter waren bis Mitternacht im Einsatz, um die Notquartiere rasch einzurichten. Die Hilfsorganisatoren von Rotem Kreuz, Samariterbund, Caritas sowie Polizei, ÖBB und Feuerwehr stellten Hunderte Feldbetten auf, kochten Essen und versorgten die Flüchtlinge mit warmer Kleidung. Einige der Flüchtlinge sind krank oder geschwächt, sie mussten medizinisch versorgt werden. Derzeit sind noch rund 80 Helfer im Einsatz.

Flüchtlinge 600 Villach Notquartiere Ankunft

ORF

Ankunft der Flüchtlinge mit Bussen

Die Verständigung zwischen Helfern und Flüchtlingen funktioniert laut Tazoll gut, denn einige Flüchtlinge, die Deutsch oder Englisch sprechen, helfen als Dolmetscher aus. Es sei ganz wichtig, dass die Flüchtlinge die Helfer verstehen, so Tazoll: „Wenn die Busse ankommen und die Türen aufgehen, müssen die Leute zuerst einmal informiert werden, was da los ist. Die verstehen das zum Teil nicht.“

Weitertransport nach Deutschland organisiert

Die Flüchtlinge wollen fast ausschließlich weiter nach Deutschland. Ab Dienstag stellen die ÖBB einige zusätzliche Waggons Richtung München und Frankfurt zur Verfügung, um die Flüchtlinge rasch zu ihrem Zielort zu bringen. Noch am Dienstag sollen rund 235 Flüchtlinge nach Deutschland gebracht werden, seit 9.00 Uhr fahren die Züge, Familien haben dabei Vorrang. Bis Mittwoch soll das Notquartier geräumt sein.

Mit Bussen würden die Flüchtlinge zu einem speziell eingerichteten Parkplatz nahe am Bahnsteig gebracht, sagt ÖBB-Sprecher Christoph Posch. Die Polizei, Dolmetscher und NGOs sind beim Transport im Einsatz. Insgesamt sind laut Posch drei Verbindungen nach Deutschland geplant. Die bestehenden Fahrpläne würden dadurch nicht beeinträchtigt, sagt Verkehrslandesrat Rolf Holub (Grüne).

Flüchtlinge 600 Villach Notquartiere Ankunft

ORF

Weitere Busse könnten folgen

Er rechne allerdings nicht damit, dass das Notquartier in Villach lange leer bleibe, so Tazoll. Unbestätigten Meldungen zufolge könnten schon bald die nächsten Busse mit Flüchtlingen Richtung Villach unterwegs sein, die Draustadt würde somit zur österreichischen Drehscheibe für den Weitertransport der Flüchtlinge Richtung Salzburg und Deutschland.

Flüchtlinge 600 Villach Notquartiere Ankunft

ORF

Flüchtlingsreferent und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hofft, dass die Flüchtlinge hier nicht länger als 48 Stunden bleiben müssen: „Diese Unterkünfte können nur eine Zwischenlösung sein. Sie sind für ein paar Tage besser, als im Freien zu übernachten. Der Großteil der Menschen möchte nach Deutschland, das sollte ihnen ermöglicht werden.“

Kritik an später Information

Wichtig für die Helfer sei aber, dass sie rechtzeitig informiert werden, um die Freiwilligen Helfer vorzubereiten, sagt Landesrettungskommandant Tazoll. Den raschen Einsatz konnte das Rote Kreuz laut Tazoll nur stemmen, weil man sich seit Tagen vorbereitet. In jeder Bezirksstelle seien Freiwillige für rasche Einsätze vorgemerkt.

„Kärnten tut alles, um den Menschen zu helfen. Die Nicht-Information seitens des Innenministeriums erschwert diese Aufgabe leider immens“, sagte auch Kaiser. Und der Villacher Bürgermeister Günther Albel meinte: „Es gibt überhaupt keine Informationen, eine Vorbereitungszeit von zwei Stunden für so viele Flüchtlinge ist zu wenig.“

Flüchtlinge 600 Villach Notquartiere Ankunft

ORF

Binnen kürzester Zeit mussten die Notquartiere eingerichtet werden

Bloßfüßig auf der Flucht

Erschöpft und müde seien die meisten Flüchtlinge am Montagabend in Kärnten angekommen, berichten die Helfer. „Zahlreiche hatten offene Füße von dem langen Gehen und unzählige Kinder sind bloßfüßig unterwegs“, erzählt Jutta Sandrieser vom Samariterbund Kärnten.

Ein Flüchtling erzählte von seiner langen Flucht nach Österreich. Sie begann nächtens in der Türkei auf einem kleinen Boot, fünf Stunden mussten die Flüchtlinge bei hohem Wellengang darauf ausharren. Weiter ging es dann mit Schiffen, dem Bus und auch zu Fuß. Unter den Flüchtlingen, die Montagabend nach Kärnten kamen, ist auch eine junge Frau, die während ihrer Flucht in Ungarn ihren Mann und ihre vier Kinder aus den Augen verlor. Von Mitreisenden erfuhr sie nun, dass ihre Familie mittlerweile heil in der Steiermark ankam.

Links: