Asyl-Zeltstadt: Kein Wasser- und Stromanschluss

200 Betten sollen in der Zeltstadt in St. Georgen sofort belegt werden, weitere 200 sollen zur Reserve aufgebaut werden. In St. Georgen ist man empört. Die Wiese sei außerdem völlig ungeeignet, weil Wasser- und Stromanschluss fehlen.

Man sei vom Ministerium vor vollendete Tatsachen gestellt worden, heißt es. Die künftige Zeltstadt war am Mittwoch zwar noch eine grüne Wiese. Zwei Traktoren zogen am Vormittag ihre Kreise um das Heu einzufahren. Das Grundstück ist nicht eben sondern flach abfallend, auf einer Seite sieht man den Längsee von oben, auf der anderen Seite das Gehöft der Justiz-Außenstelle Rottenstein, wo Häftlinge im gelockerten Vollzug leben.

400 Asylwerber für Rottenstein in St. Georgen

ORF

Die Wiese, auf der 50 Zelte aufgestellt werden sollen

Zeitplan völlig unklar

50 Zelte für je acht Flüchtlinge sollen auf der Wiese entstehen. Wann der Aufbau starten soll war am Mittwoch noch völlig unklar. Polizeisprecher Rainer Dionisio erklärte dazu: „Die Aufstellung der Zelte wird vom Innenministerium durchgeführt. Es wird schwierig, dies in kurzer Zeit zu schaffen. Es bleibt zu hoffen, dass der humanitäre Grundgedanke im Vordergrund bleibt, dass die Errichtung dieser Behelfsunterkunft nicht durch bürokratische Hürden behindert wird.“

Mikl: Doppelbödigkeit

Am Mittwoch warf Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) Doppelbödigkeit im Konflikt um Unterkünfte für Asylwerber vor. Er habe es selbst in der Hand, Quartiere zu schaffen, sagte sie. Kaiser entgegnet in einer Aussendung, er habe im vergangenen Jahr 1.300 Plätze für Hilfesuchende geschaffen. Betroffene Gemeinden und Länder zu überrumpeln trage nicht dazu bei, Vertrauen zu schaffen.

Ministerium: Kärnten noch weit zurück

Ministeriumssprecher Karlheinz Grundböck sagte in einer Aussendung, die Betreuung der Asylwerber im Lager in St. Georgen werde wie bei allen Bundeseinrichtungen die Schweizer Firma ORS übernehmen. Grundböck sagte, es gebe aktuell eine Quartierkrise. Kärnten bleibe weit hinter dem zurück, was es notwendigerweise an Unterkünften zur Verfügung stellen müsste.

Mit den Häftlingen in der Justiz-Außenstelle soll es laut Justizministerium keine Berührungspunkte geben. Die Wiese im Eigentum der Justiz würde man aus humanitären Gründen zur Verfügung stellen, heißt es.

Keine Anschlüsse vorhanden

Beim ORF-Kärnten-Lokalaugenschein in Rottenstein nahm der Bürgermeister von St. Georgen am Längsee, Konrad Seunig von der SPÖ, Stellung: „Wir protestieren auf das Schärfste gegen diese Vorgangsweise und gegen die vorgesehene Anzahl der Asylwerber. Es sind ja nicht 200, sondern 400 Personen geplant. Wenn man sich den Aufteilungsschlüssel in Verbindung mit der Bevölkerung anschaut, wären für St. Georgen 70 Personen vorgesehen.“

Dazu kommt laut Seunig: „Wir waren bei einer Besprechung am Montag nicht eingeladen. Wir hätten aber bei dieser Gelegenheit klar sagen können, dass es sich hier um ein Quellschutzgebiet handelt und die Wiese daher nicht geeignet ist. Wir haben keinen Wasser- und Stromanschluss und auch der Kanalanschluss ist weit entfernt.“ Der Bürgermeister befürchtet durch die Zeltstadt auch Nachteile für die Tourismusbetriebe in seiner Gemeinde.

Link:

  • Umstrittene neue Quartiere für bis zu 450 Asylwerber