HCB: Greenpeace warnt vor Wasser der Gurk

Wasserproben aus der Gurk haben laut Greenpeace ein teils alarmierendes Ergebnis gebracht. Die gefundene HCB-Konzentration liege teils deutlich über dem Grenzwert. Greenpeace rät, jegliche Nutzung des Flusswassers von Brückl bis zur Mündung in die Drau zu unterlassen.

Die Umweltschutzorganisation informierte am Mittwoch über die Ergebnisse der am 5. März aus der Gurk nahe der Donau Chemie-Deponie gezogenen Wasserproben. Nachgewiesen seien fünf verschiedene Umweltgifte. Die gefundene HCB-Konzentration liege deutlich über dem Grenzwert für Oberflächengewässer, sagte Greenpeace-Chemiker Herwig Schuster: „Zu unserer Überraschung war vor allem der HCB-Wert besonders hoch. An einer Messstelle wurde der zulässigen Wert für Oberflächengewässer um das Doppelte überschritten."

Laut Greenpeace wurden auch vier andere Umweltgifte aus den Altlasten der Donau Chemie in teilweise erheblichen Mengen nachgewiesen, darunter Hexachlorbutadien (HCBD) und das Putzerei-Gift Perchlorethylen. Die Werte seien deutlich höher als bei den letzten bekannten amtlichen Messungen aus dem Jahr 2007. Bereits am Dienstag wurde die Warnung vor dem Verzehr von Fischen aus der Gurk aufgrund neuer Probenergebnisse vom Land erweitert – mehr dazu in HCB: Warnung vor Fischgenuss erweitert.

„Jegliche Nutzung der Gurk unterlassen“

„Bei dermaßen hohen Schadstoff-Werten sollte jegliche Nutzung der Gurk unterlassen werden. Dazu zählt nicht nur die Fischerei, sondern auch Nutz- und Haustiere dürfen kein Wasser beziehungsweise keine Nahrung aus der Gurk und deren Uferbereich zu sich nehmen. Außerdem sollte das Wasser nicht zur Bewässerung genutzt werden“, so Schuster. Er fordert das Land auf, zu prüfen, wie stark die Belastung der Drau nach Einmündung der Gurk sei.

Greenpeace drängt auf rasche Sanierung

Die Ergebnisse würden die Dringlichkeit der Deponie-Sanierung beweisen, sagte Schuster weiter. Und sie würden bestätigen, dass die Giftmülldeponie in Brückl die gefährlichste bekannte Altlast Österreichs sei. Die Donau Chemie solle eine EU-weite Neuausschreibung der Blaukalk-Entsorgung deswegen unbedingt vermeiden, da dies eine Verzögerung von bis zu zwei Jahren bedeuten könne. Es bestehe auch die Gefahr, dass der Gift-Cocktail das Klagenfurter Grundwasserschongebiet erreiche.

Die Sanierung der gefährlichen Deponie ist seit Bekanntwerden des HCB-Skandals gestoppt, die Wietersdorfer Zementwerke wollen den HCB-verseuchten Blaukalk nicht mehr verarbeiten. Die Donau Chemie besteht aber darauf, da es einen Vertrag gebe.

Die Messwerte im Detail

Der höchste vom Wiener Labor Biutec, gefundene HCB-Wert liege bei 0,12 Mikrogramm pro Liter. Das sei mehr als das Doppelte der zulässigen Höchstkonzentration und mehr als das Zehnfache des zulässigen Jahresdurchschnittes. Auch die HCBD-Werte würden mit 0,24 bis 0,43 Mikrogramm pro Liter deutlich über dem zulässigen Jahresdurchschnitt von 0,1 Mikrogramm pro Liter liegen. Hinzu kämen noch umweltrelevante Mengen an Di- und Trichlorethen (0,13 bzw. 0,77 Mikrogramm pro Liter) sowie des Putzerei-Giftes Perchlorethylen (Tetrachlorethen, 0,18 bis 0,23 Mikrogramm pro Liter). Alle diese Chemikalien seien starke Umweltgifte. Die HCB- und HCBD-Konzentrationen seien außerdem deutlich höher als bei den letzten amtlichen Messungen aus dem Jahr 2007, was auf einen Anstieg der Emissionen hindeute.

Land bestätigte Ergebnisse

Auch das Land Kärnten führte Messungen durch, die Ergebnisse decken sich mit jenen von Greenpeace, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Es bestehen keine behördlich genehmigten Anlagen für die Entnahme von Nutzwasser entlang der Gurk, alle Landwirte und Besitzer der Hausbrunnen seien über die Belastung informiert worden, so Umweltreferent Rolf Holub (Grüne).

Holub geht auch davon aus, dass sich der vom Land Kärnten erlassene Bescheid, der die Donau-Chemie zu schärferen Sicherheitsvorkehrungen in der Kalkdeponie verpflichtet, positiv auf die Situation der Gurk auswirken wird. Es müsse trotz allem klar festgehalten werden, dass die sanierungsbedürftige Deponie eine große Umweltbelastung für die Region darstelle solange sie bestehe, betonte Holub.

Bluttest: Ergebnisse am Donnerstag

Abgeschlossen sind auch die Blutuntersuchungen im Görtschitztal. Vorerst erhalten nur die Betroffenen selbst im Beisein der Experten die Informationen, am Donnerstag wird das Gesamtergebnis in einer Pressekonferenz veröffentlicht - mehr dazu in HCB: Zehn Blutproben liegen über TDI-Wert.

Parallel dazu bereitet man aber im Tal den Neustart vor. Der Verein „Initiative Zukunft Görtschitztal“ begann mit einer Befragung der vom HCB-Skandal betroffenen Bevölkerung, die Fragebögen wurden mit einer Wochenzeitung verschickt. Mithilfe der Ergebnisse soll ein Neustart im Görtschitztal versucht werden. Die ausgefüllten Fragebögen können in einem Kuvert in Sammelboxen in den Gemeinden abgegeben werden.

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